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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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Also gab es vermutlich einen anderen Grund, aus dem er auf dem Flur lag. Geoffrey blickte sich rasch um, ob dies auch keine Falle war. Dann kniete er sich rasch neben dem fülligen Frauenwirt nieder.
    Abdul regte sich, als Geoffrey ihn an der Schulter schüttelte. Dann stöhnte er leise.
    Â»Was ist geschehen?«, fragte Geoffrey.
    Â»Jerusalem ist nicht mehr die gleiche Stadt wie früher«, klagte Abdul. Er betastete eine Schwellung an der Seite des Kopfes, die sich allmählich blau verfärbte. »Unter uns, ich hatte die Sarazenen lieber als die Christen. Sie waren nicht so gierig und nicht so gewalttätig.«
    Â»Hast du gesehen, wer dich niedergeschlagen hat?«
    Abdul schüttelte den Kopf und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Geoffrey half ihm. »Aber das ist nicht das erste Mal, dass ich in meinem eigenen Haus ausgeraubt werde. Zumindest das ist mir noch geblieben.«
    Er hob eine Hand, und Geoffrey sah darin die Kette und das Medaillon, das der Patriarch Roger als Bezahlung für seine Dienste überlassen hatte. Abdul untersuchte es sorgfältig im Licht einer Fackel an der Wand.
    Â»Dieser Schurke!«, rief er aus. »Das ist nicht einmal Silber! Schaut! Das ist nur unedles Metall!«
    Geoffrey lächelte grimmig. Vielleicht gab es doch noch Gerechtigkeit in der Welt. Roger war für seine verräterischen Dienste mit nachgemachtem Schmuck bezahlt worden, und der intrigante Abdul war ein Opfer seiner eigenen Gier geworden. Abdul ächzte und verstaute die Kette in seiner Börse. »Ich werde das Maria geben. Sie wird nicht merken, dass es nichts taugt.«
    Â»Hat Roger dich geschlagen?«
    Â»Mein Gott, nein! Der Angriff kam aus Richtung der Hintertreppe. Herr Roger vergnügte sich bereits in einem Zimmer mit Eveline. Eveline ist …«
    Er brach mitten im Satz ab, als ein weiteres ohrenbetäubendes Krachen von unten ertönte, begleitet von lautem Geschrei. Abdul stöhnte wieder.
    Â»Das ist nicht mein Glückstag, Herr Geoffrey. Erst schlägt man mir auf den Kopf. Und jetzt gibt es auch noch einen Tumult unter Euren Kameraden.«
    Â»Kommt so etwas öfter vor?«, fragte Geoffrey, während Abdul Anstalten machte, sich in die Auseinandersetzung einzumischen.
    Â»Das kann man wohl sagen«, erwiderte Abdul schicksalsergeben. »Und dem Lärm nach zu urteilen, würde ich sagen, heute Nacht geht es richtig zur Sache.«
    Er eilte davon, und Geoffrey ging in die Hocke, um von oben auf die Ereignisse im Erdgeschoss zu blicken. Ein Tisch flog durch sein Sichtfeld und zersplitterte an der Wand. Männer rannten umher, manche nur spärlich gekleidet und andere halb nackt. Frauen kreischten. Abduls Stimme erhob sich durchdringend über das Durcheinander, und er bat die anderen, sich zu beruhigen. Aber die Ritter hörten entweder nicht zu oder kümmerten sich nicht darum. Aus den Räumen im ersten Stock kamen weitere Ritter und Frauen hervor. Sie drängten sich an Geoffrey vorbei, um sich dem Getümmel anzuschließen.
    Geoffrey hatte erwartet, dass Roger als einer der Ersten auf diese Herausforderung reagieren würde. Der bullige Ritter ließ niemals eine Gelegenheit zum Kampf aus – ob bewaffnet oder unbewaffnet oder, so fürchtete Geoffrey, bekleidet oder unbekleidet. Aber es war nichts von ihm zu sehen.
    Ein Lothringer schlängelte sich durch den Flur auf Geoffrey zu und schlug im Vorübergehen nach ihm. Geoffrey wich dem Schlag mit Leichtigkeit aus und stieß den Lothringer mit dem Kopf voran die Stufen hinab. Er beobachtete, wie der haltlose Ritter zwei weitere mit sich riss, die gerade versuchten, die Treppen emporzusteigen. Dann lief Geoffrey zu dem Raum, in dem Roger sich Abdul zufolge aufhielt. Er klopfte behutsam und rief, aber niemand antwortete. Er zögerte und fragte sich, ob er Roger verlassen und sich davonstehlen sollte. Raufereien unter Rittern waren meist hitzig, und er hatte nicht vor, sich in eine hineinziehen zu lassen, mit der er nichts zu tun hatte.
    Das Geschrei aus dem Erdgeschoss wurde noch lauter, und es klang so, als würde sich die Rauferei auf die Straße ausweiten. Geoffrey wusste, dass er sich schnell entscheiden musste. Andernfalls würde er in den Kampf hineingezogen, ob er es wollte oder nicht. Er drehte den Türgriff und drückte die Tür auf. Dann schnappte er erschrocken nach Luft.
    Das Zimmer glich bis ins Detail dem, in dem er sich mit Maria

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