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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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Beine. Er bedeutete Geoffrey, ihm zu folgen, bis sie vor eine Tür kamen, die mit prachtvollen Einlegearbeiten aus grünem Marmor versehen war. Als Abdul sich anschickte, die Tür zu öffnen, hielt Geoffrey ihn am Arm fest.
    Â»Waren Warner de Gray und Henri d’Aumale vor sechs Nächten hier?«
    Abdul wirkte überrascht. Dann kniff er arglistig die Augen zusammen. »In dieser Nacht war jeder hier, Herr Geoffrey«, sagte er. »Doch vielleicht könnte es meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, wenn ich mir nicht so viele Sorgen um meine kranke Mutter machen müsste …«
    Â»Hat in diesem Palast eigentlich jeder eine kranke Mutter?«, fragte Geoffrey und gab ihm noch weitere Münzen.
    Abdul biss rasch darauf und verstaute sie irgendwo an seiner schmierigen Gestalt. »Warner und d’Aumale waren hier«, bestätigte er.
    Â»Die ganze Nacht?«
    Â»Sie kamen nach Einbruch der Dunkelheit und gingen in den frühen Morgenstunden.«
    Â»Wann genau?«
    Abdul breitete die Hände aus. »Das weiß ich nicht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich an die hundert Ritter im Haus. Ich kann mich nicht an alle erinnern. Aber Warner de Gray und Henry d’Aumale waren dabei, und ich erinnere mich, dass sie erst nach dem unglücklichen Vorfall mit dem Schlangenbeschwörer aufbrachen. Doch an eine genaue Zeit erinnere ich mich nicht.«
    Â»Vielleicht kann ich mich mal mit dem Schlangenbeschwörer unterhalten? Er erinnert sich womöglich.«
    Abdul blickte verschlagen drein. »Wenn, dann wäre es vermutlich seine letzte Erinnerung.« Er blickte zur Decke hinauf und bekreuzigte sich ungeschickt, von hinten nach vorne und verkehrt herum.
    Diese Befragung brachte Geoffrey offenbar nicht weiter. Also öffnete er die Tür zu Marias Zimmer und trat ein. Abdul machte Anstalten, ihm zu folgen, aber Geoffrey drückte ihm bestimmt die Tür vor der Nase zu und hängte seine Handschuhe vor die Öffnung, durch die Abdul sie gewiss beobachtete. Es folgte ein beleidigtes Schweigen, dann entfernten sich Schritte den Flur entlang.
    Das Zimmer war weiß getüncht und geschmackvoll mit blauen Marmorfliesen ausgelegt, die dem Raum ein sauberes, kühles Aussehen verliehen. Einige Flaschen standen auf einem kleinen Tischchen neben dem großen, blau bezogenen Bett. Von Maria war keine Spur zu sehen, und so ließ Geoffrey sich zum Warten auf dem Bett nieder. Einige Augenblicke später bemerkte er, dass das Bett erzitterte. Er sprang auf die Füße und zog die Decke weg. Darunter kam Maria zum Vorschein. Sie war zu einem Ball zusammengekauert und konnte nicht mehr aufhören zu lachen.
    Geoffrey wartete, während sie ihren Übermut wieder unter Kontrolle brachte, und wunderte sich über seine eigene Gereiztheit. Der furchtbare Verdacht gegen Roger schien ihm seinen Sinn für Humor genommen zu haben. Immer noch kichernd mühte Maria sich aus dem Bett und trat zu ihm ans Fenster.
    Â»Was ist mit Euch los?«, fragte sie neckisch. »Für gewöhnlich macht Euch ein Spaß nichts aus.«
    Â»Warum bist du hier?«, hielt er dagegen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Herrin Melisende das billigen würde.«
    Maria verzog das Gesicht. »Ihr werdet es ihr nicht erzählen, oder?«
    Â»Nein. Aber jemand anderes vielleicht. Wenn die Arbeit bei ihr dir wichtiger ist als deine Tätigkeit hier, solltest du besser darüber nachdenken, was du tust.«
    Â»Es ist beides wichtig für mich!«, schmollte Maria.
    Â»Ich meine für deinen Geldbeutel«, sagte Geoffrey. »Aber das ist eigentlich nicht mein Problem.« Er fasste sie bei der Hand und führte sie zum Bett, wo er sich neben ihr niedersetzte. »Ich möchte dir einige Fragen über deine Dienstherrin Melisende stellen. Wirst du mir antworten?«
    Â»Was für Fragen?«, fragte Maria misstrauisch. »Und seit wann fragen normannische Ritter höflich, wenn sie doch einfach eine Antwort fordern können?«
    Â»Du klingst schon wie deine Herrin! Ich kann auch fordern, wenn es dir die Sache leichter macht«, erwiderte Geoffrey mit einem widerstrebenden Lächeln. »Nun. Wie lange arbeitest du schon für sie?«
    Maria hob die Hände. »Das ist leicht! Seitdem sie hier angekommen ist.«
    Â»Und wann war das?«
    Â»Vor einem Jahr, als Euer Haufen die Stadt eingenommen hat.«
    Â»Vor einem Jahr?«, wiederholte Geoffrey

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