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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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verlieren.«
    Â»Kennst du einen Schreiber namens Dunstan?«
    Â»Dunstan? O ja! Er hat die Herrin Melisende oft besucht.«
    Geoffrey blickte auf. »Bei ihr zu Hause? Weshalb?«
    Â»Das weiß ich nicht«, sagte Maria betont unschuldig. »Vielleicht, um Kuchen zu kaufen. Dunstan mochte Kuchen.«
    Â»Wusstest du, dass er gestorben ist?«
    Â»Wer? Dunstan?«, fragte sie überrascht. Sie überlegte einen Augenblick. »Er hat nun schon seit mehr als einer Woche keinen Kuchen mehr gekauft. Aber er kam auch nicht regelmäßig, also hatten wir keinen Grund zu glauben, dass ihm etwas zugestoßen ist.«
    Â»In seinem Pult lag ein Päckchen mit Kuchen. Sie haben meinen Hund sehr krank gemacht.«
    Â»Ihr habt unsere Kuchen an Euren Hund verfüttert? An dieses schreckliche schwarz-weiße Viech? Vielleicht waren sie zu gehaltvoll für ihn. Sie werden mit den besten Zutaten bereitet.«
    Â»Ich glaube, im Falle von Dunstans Kuchen gehörte Gift zu diesen besten Zutaten.«
    Maria starrte ihn einen Augenblick lang mit offenem Mund an, dann brach sie in schallendes Gelächter aus. »Nun seid Ihr schon eher so wie sonst! Immer zu Spaß und Scherzen aufgelegt. Und ich hatte mir schon Sorgen gemacht über Eure plötzliche Ernsthaftigkeit.«
    Â»Ich treibe keine Späße mit dir. Dunstans Kuchen waren vergiftet.«
    Die Heiterkeit wich aus ihrem Gesicht. »Ihr meint das ernst!« Sie schluckte schwer. »Ich backe die Kuchen, Melisende backt das Brot. Aber ich habe nichts davon vergiftet. Vielleicht hat Dunstan selbst das Gift hineingetan. Vielleicht wollte er es jemandem schenken, den er nicht leiden konnte. Und dann würde man mir und Melisende die Schuld dafür geben und nicht ihm«, schlussfolgerte sie düster.
    Â»Kennst du jemanden, den Dunstan vielleicht vergiften wollte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er war kein liebenswürdiger Mann. Immer hegte er irgendeinen Groll gegen jemanden. Er war gewiss nicht sehr beliebt. Doch nie hat er jemand Besonderen genannt, den er nicht leiden konnte.«
    Geoffrey ging zum Tisch hinüber und spielte unruhig mit einem Becher. Selbst Marias gedankenlose Angaben brachten ihn dem Motiv der Taten nicht näher. Hatte Dunstan womöglich Melisendes Haus besucht, um sie wegen ihres auf geheimnisvolle Weise verschwundenen Ehemannes zu erpressen, und hatte sie ihm bei dieser Gelegenheit ein Päckchen vergifteter Kuchen zugesteckt? Aber welcher Erpresser würde ein solches Geschenk von seinem Opfer annehmen?
    Vielleicht hatte Dunstan die Kuchen wirklich selbst vergiftet und wollte sie für jemand anderen verwenden. Aber für wen? Und warum? Wollte er sie Roger geben? Hatte Roger vielleicht ganz genau gewusst, was mit den Kuchen los war, als er sie aus Dunstans Pult gestohlen hatte? Womöglich hatte er eine Gelegenheit gesehen, Geoffrey zu vergiften, ehe dieser ihm auf die Spur kam. Aber Roger wusste, dass Geoffrey süße griechische Kuchen nicht ausstehen konnte und nichts davon gegessen hätte. Roger hatte ganz offensichtlich vorgehabt, sie selbst zu essen. Also hatte er wohl tatsächlich keine Ahnung gehabt, dass sie ihn umbringen würden.
    Geoffrey wurde zunehmend müde. Der Mangel an Schlaf machte ihn benommen, ebenso wie die Last seiner Entdeckungen. Er sehnte sich nach seinem eigenen Zimmer, weit fort von der falschen Freundlichkeit des Hurenhauses. Er verabschiedete sich und öffnete die Tür. In diesem Augenblick ertönte ein ungewöhnlich lauter Schrei von den feiernden Rittern im Erdgeschoss, so laut, dass weder Geoffrey noch Maria den Aufprall des Pfeiles hörten, der in die Wand schlug, wo Geoffrey eben noch gestanden hatte.

    Eigentlich wollte Geoffrey einfach gehen und Roger allein nach Hause finden lassen. Vermutlich war Roger ohnehin nicht zum Aufbruch zu bewegen, solange noch reichlich Wein und Frauen da waren. Als Geoffrey an der Treppe ankam, blickte er in einen Flur, der im rechten Winkel abging. Er blieb stehen. Jemand lag dort, halb gegen die Wand gelehnt. Nicht nur der fettige Schimmer auf dem Gesicht verriet Geoffrey, dass es Abdul war.
    Vorsichtig trat Geoffrey näher. Wenn Abdul zu viel von seinem eigenen Wein genossen hatte, zog er es vielleicht vor, den Rausch auszuschlafen, ohne dass irgendwer von seinem würdelosen Zustand erfuhr. Allerdings war Abdul vermutlich nicht so dumm, von dem sauren Wein zu trinken, den er den Rittern vorsetzte.

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