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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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getroffen hatte. Die Ausstattung war allerdings grün statt blau, und die Bettbezüge waren mit tiefroten Flecken bedeckt.
    Auf dem Bett lagen zwei Leute, und Geoffrey trat langsam näher. Sein Herz pochte. Eveline lag auf dem Rücken. Ihre Augen starrten blicklos zur Decke, während sich von einer Wunde in ihrer Brust Blut ausbreitete wie eine Blüte. Neben ihr lag Roger mit weit offen stehendem Mund ebenfalls auf dem Rücken. Er schnarchte kräftig. Einen leeren Weinkelch hielt er noch in der Hand.
    Geoffrey war übel. Für einen Augenblick verschwanden alle anderen Geräusche, und er nahm nichts anderes mehr wahr als Rogers Schnarchen und die tote Frau auf dem Bett. Dann brachte ihn ein besonders lauter Knall aus dem Erdgeschoss wieder zur Besinnung. Er wich zurück, doch während er sich noch bewegte, schlug Roger die Augen auf, stöhnte laut und rief Geoffreys Namen.
    Geoffrey erstarrte, als Roger den Kopf hob.
    Â»Ich fühle mich furchtbar«, nuschelte der stämmige Ritter. Er richtete sich ein wenig weiter auf. »Was ist da los? Was bedeutet der Lärm?«
    Â»Eine Schlägerei«, sagte Geoffrey kurz angebunden. »Ich verschwinde von hier.«
    Â»Warte auf mich. Beim Blute Christi!«
    Geoffrey sah zu, wie Roger unmittelbar auf den Leichnam von Eveline blickte. Der Engländer zuckte heftig zurück, und seine großen braunen Augen weiteten sich erschrocken. Langsam streckte er die Hand aus und berührte die Frau an der Schulter, als könne er sie wachschütteln. Dann riss er die Hand wieder zurück, taumelte vom Bett fort und wirkte sichtlich angeschlagen. Geoffrey war beeindruckt. Für einen abgebrühten Mörder bot Roger eine ziemlich überzeugende Vorstellung.
    Schließlich wandte Roger sich um und blickte Geoffrey an. Sein Gesicht war blass.
    Â»Was ist passiert?«, flüsterte er mit heiserer Stimme. »Wer hat ihr das angetan?«
    Â»Es sieht sehr danach aus, als wärest du das gewesen«, antwortete Geoffrey kühl.
    Â»Ich?«, sagte Roger. »Ich weiß kaum noch, wie ich hergekommen bin.« Er machte eine hilflose Handbewegung. »Ich habe nicht einmal meinen Dolch dabei. Ich hab ihn unten zurückgelassen, wie sie es wünschte. Wie Eveline es wünschte.« Er schaute wieder auf die tote Frau, und sein Antlitz bot ein Bild des Jammers.
    Â»Willst du etwa behaupten, irgendjemand hat gewartet, bis du eingeschlafen bist, und dann hat er deine Hure ermordet?«, fragte Geoffrey ungläubig.
    Roger nickte. »Ich hoffe, du glaubst mir.« Er lächelte schwach, doch das Lächeln verging ihm wieder, als sein Blick erneut auf Eveline fiel. »O Gott, Geoffrey! Wer konnte so etwas tun?« Er blickte auf und zu Geoffrey, der immer noch an der Tür stand. »Du glaubst mir nicht, oder?«
    Er wirkte so verletzt, dass es Geoffrey bis ins Mark traf. Er erinnerte sich an Abdul. Jemand war über die Hintertreppe gekommen und hatte den Frauenwirt niedergeschlagen, nachdem dieser Roger das Zimmer gezeigt hatte. War Roger unschuldig? Konnte sich das Szenarium, das Geoffrey so sarkastisch umrissen hatte, tatsächlich ereignet haben? Eveline hatte verlangt, dass Roger seinen Dolch unten zurückließ. Hatte sie das getan, weil sie schon Angst vor ihm hatte? Oder war sie dazu angewiesen worden, von jemandem, der Roger in diese kompromittierende Lage bringen wollte?
    Auf dem Flur wurden Rufe laut. Jeden Augenblick konnte jemand hereinplatzen und sie finden. Roger hatte vielleicht keinen Dolch, der ihn mit Evelines Ermordung in Verbindung brachte. Aber Geoffrey hatte einen, und er wollte nicht abwarten, bis er in dem Netz gefangen wurde, das sich allmählich um Roger zusammenzog.
    Er ging zum Fenster und sah, dass es in eine schmale Gasse führte. Daraufhin hastete er zum Bett hinüber und packte Eveline am Arm. Geoffrey bedeutete Roger, den anderen Arm zu nehmen. Was er nun vorhatte, tat er nicht gerne, aber die Rufe und das Gepolter von draußen kamen immer näher, und ihm gingen die Ideen aus.
    Â»Wirf sie aus dem Fenster.«
    Â»Was?« Roger war entsetzt. »Bist du verrückt? Wozu? Das ist Leichenschändung! Dafür kannst du zur Hölle fahren!«
    Â»Tu es einfach«, brummte Geoffrey, während er versuchte, den schlaffen Körper allein hochzustemmen.
    Roger baute sich vor ihm auf. »Das lass ich nicht zu«, sagte er ruhig. »Es ist nicht recht.«
    Â»Hör

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