Das Geheimnis der Highlands
er das gleiche mit seiner Ehefrau anstellte. Ein Teil von ihm versuchte sich in Gleichgültigkeit, doch von dem Augenblick an, als sein Blick auf die verrückte Janet gefallen war, war ihm bewußt gewesen, daß er zum ersten Mal in seinem Leben in der Patsche saß. Tief, bis über beide Ohren, denn hätten ihre silbrig blitzenden Augen ihn in den Treibsand geschickt, er wäre bereitwillig gefolgt.
Was sagt man zu einem Mann, dessen Frau man genommen hatte? Es gab nichts, was er dem Schmied hätte sagen können. »Ich hatte nicht die Absicht, dich zu verletzen«, ließ Hawk ihn schließlich wissen.
Adam wirbelte herum, und sein Lächeln war eine Spur zu strahlend. »Angriff ist die beste Verteidigung, bei der Lust ist alles erlaubt. Willst du mich immer noch fortschicken?«
Hawk sah ihm lange in die Augen. Der Schmied hatte recht. Etwas in ihm schrie nach Gerechtigkeit. Ein fairer Kampf unter gleichen Bedingungen. Sollte er eine Frau nicht halten können, sollte er sie an einen anderen Mann verlieren … Sein Stolz loderte auf. Sollte sein Weib ihn verlassen, ob er sie anfangs gewollt hatte oder nicht, und obendrein noch mit einem Hufschmied, nun, die Legende des Hawk würde zu einer neuen Melodie gesungen werden.
Doch, schlimmer noch, würde er den Schmied heute entlassen, könnte er sich niemals sicher sein, ob seine Frau ihm Adam Black vorziehen würde. Und das zählte. Der Zweifel würde bis in alle Ewigkeiten an ihm nagen. Das Bild von ihr, wie sie heute dagestanden hatte, angelehnt an einen Baum, den Schmied anstarrend – ah! Es würde ihm Alpträume bescheren, auch wenn Adam nicht mehr da wäre.
Er würde dem Schmied erlauben zu bleiben. Und noch in dieser Nacht würde der Hawk seine Frau verführen.
Erst wenn er sich bis ins letzte davon überzeugt hatte, zu wem sie sich hingezogen fühlte, nun, vielleicht würde er dann den Hundesohn entlassen. Hawk hob gelassen die Hand. »Wie du willst. Ich werde nicht deine Abwesenheit befehlen.«
»Wie ich will. Das gefällt mir«, antwortete Adam Black selbstgefällig.
* * *
Hawk schritt langsam über den Burghof und rieb sich den Kopf, der immer noch von dem Zechgelage vor drei Tagen schmerzte. Der Treuebeweis, den König James befohlen hatte, war erbracht worden. Hawk hatte Comyns Tochter geheiratet und somit James’ letztem Befehl gehorcht. Dalkeith war wieder sicher.
Der Hawk hoffte zuversichtlich, daß aus den Augen wahrhaftig aus dem Sinn bedeutete und daß König James Dalkeith-Upon-the-Sea vergessen würde. All die Jahre hatte er James’ verschrobene Befehle buchstabengetreu erfüllt, mit dem einzigen Ergebnis, daß ihm der König immer mehr abverlangte, bis James durch königliches Dekret Hawk schließlich den letzten Rest seiner Freiheit genommen hatte.
Wieso hatte es ihn überrascht? Fünfzehn Jahre lang hatte der König Gefallen daran gefunden, ihm kaum eine Wahl zu lassen außer der einen, seinem König zu gehorchen oder zu sterben, und mit ihm sein ganzer Clan.
Er erinnerte sich an den Tag, als James ihn herbeizitiert hatte, nur drei Tage vor dem Ende seines Dienstes.
Hawk war der Aufforderung nachgekommen, und das gespannte Gefühl der Erwartung, das den geräumigen Thronsaal erfüllte, weckte seine Neugier. Er führte es zurück auf irgendeinen Plan, den James ausgeheckt hatte; und in derHoffnung, daß es nicht mit ihm oder Dalkeith zu tun hatte, näherte er sich dem Thron und kniete nieder.
»Wir haben für Euch eine Hochzeit arrangiert«, verkündete James, nachdem Ruhe eingetreten war.
Hawk verkrampfte sich. Er konnte spüren, wie die Augen der Höflinge gewichtig auf ihm ruhten; mit Amüsement, Spott, und mit einem Hauch von … Mitleid?
»Wir haben ein äußerst passendes« – James hielt inne und lachte gehässig – »Weib auserwählt, das Euch den Rest Eurer Tage auf Dalkeith versüßen wird.«
»Wen?« Hawk erlaubte sich nur dieses eine Wort. Mehr zu sagen hätte nur den wütenden Protest verraten, der in seinen Adern kochte. Er durfte nicht sprechen, wenn jede Faser in ihm nach Widerstand schrie.
James lächelte und bedeutete Red Comyn, sich dem Thron zu nähern, und Hawk explodierte fast vor Wut. Bloß nicht die allseits bekannte verrückte Janet! James würde ihn nicht zwingen, die verrückte Jungfer zu heiraten, die Red Comyn in seinem Burgfried hielt!
James’ Lippe verzog sich zu einem gewundenen Lächeln. »Wir haben Janet Comyn als Eure Braut auserwählt, Hawk Douglas.«
Leises Gelächter erfüllte den Hof.
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