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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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trifft einmal nicht ins Schwarze. Oho!« Er wandte sich den atemlos lauschenden Insulanern zu. »Damit werd ich mein Frauchen noch eine lange Zeit ärgern können!« Der geheime Hofrat verbeugte sich belustigt vor Wemke. »Vielen Dank!«
    »Ach, lass doch deine dummen Bemerkungen«, fuhr seine Frau ihn an. »Mein Urteil hat nicht getrogen. In meinem Herzen wusste ich, dass diese junge Frau unbescholten ist. Aus eben diesem Grund habe ich sie ja in Jever auch ausgewählt. Es war nur das Kind und die Ähnlichkeit. Jeder andere hätte auch angenommen…« Sie brachte den Satz nicht zu Ende, sondern schüttelte nur stumm den Kopf. Dann wandte sie sich mit einem aufgesetzten Lächeln Wemke zu. »Meine Liebe, wollen wir diesen kleinen Disput nicht einfach vergessen? Ich entschuldige mich in aller Form dafür, voreilige Schlüsse gezogen zu haben. Bitte seien Sie nachsichtig mit mir. Und natürlich auch mit unserem verehrten Herrn Doktor.« Die Hofrätin
war nun wieder ganz die Alte. Für sie schien die Angelegenheit erledigt. Sie winkte dem Badearzt zu, der das Geschehen aus einiger Entfernung verfolgt hatte. »Kommen Sie, mein Lieber, es hat sich alles aufgeklärt«, rief sie. Hinter vorgehaltener Hand flüsterte sie Wemke zu: »Es wird alles gut, und ich denke, nun steht unserem Handel nichts mehr im Wege.«
    Der Fremde hatte die leisen Worte der Hofrätin offenbar verstanden und mischte sich nun in das Gespräch ein. »Was auch immer das für ein Handel ist, Sie brauchen ihn nicht zu erfüllen«, sagte er mit gedämpfter Stimme zu Wemke. »Wenn es um Geld oder Unterkunft geht, so steht Ihnen mein Haus jederzeit zur Verfügung.«
    Die Hofrätin schnaubte verächtlich. »Es geht um mehr als das, was Sie zu bieten haben. Kommen Sie, meine Liebe!« Sie griff nach Wemkes Arm. »Ich sehe, dass Dr. Hoffmann auf uns wartet. Überbringen wir ihm die Neuigkeiten.«
    Sie legte eine Hand auf Wemkes Rücken und schob sie vorwärts. Zögernd nur entfernte diese sich von dem rothaarigen Fremden, der ihr so unerwartet zur Seite gestanden hatte. Obwohl sie nichts über ihn wusste, wäre sie tausendmal lieber mit ihm gegangen als mit der Hofrätin. Aber so etwas war natürlich undenkbar.
    Der Badearzt erwartete sie mit verstörtem Gesicht. Als sein Blick Wemkes traf, sahen beide schnell wieder zur Seite.
    »Dr. Hoffmann ist ein höchst anständiger Mensch«, flüsterte die Hofrätin. »Er wird sich sicherlich für sein vorschnelles Urteil genauso entschuldigen wie ich.«
    Nach allem, was Wemke bisher von dem Badearzt mitbekommen hatte, bezweifelte sie das.
    »Mein Lieber!« Aufgeregt umflatterte die Hofrätin den Arzt. »Es war alles ein dummes Missverständnis. Dieses liebe Mädchen ist so rein wie gefallener Schnee.« Sie versuchte durch ein unbekümmertes Lächeln und die Verwendung weniger Worte
die prekäre Angelegenheit für alle zu erleichtern, doch Wemke hob unbehaglich die Schultern. Sie fühlte sich wie eine Ware, über die verhandelt wurde. Und im Grunde war es ja auch nicht mehr und nicht weniger! Unbewusst verglich sie den Arzt mit dem rothaarigen Fremden. Während dieser schlank und drahtig war, wirkte Dr. Hoffmann kantig und ausgemergelt. Seine Haut war von einer durchscheinenden Blässe, die die meisten sicherlich als vornehm bezeichnet hätten. Der Mund war schmal, und seine Augen blickten klug und durchdringend.
    Zu ihrer Verwunderung las Wemke nun eine Bitte um Entschuldigung darinnen. Zögerlich trat der Badearzt einen Schritt auf sie zu. »Ich konnte nicht umhin, das Gespräch zu verfolgen«, setzte er an und verbeugte sich leicht vor ihr. »Verzeihen Sie meine ruppigen Worte. Ein solches Verhalten ist eigentlich nicht meine Art, und ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Aber sehen Sie, die Sache ist diese: Ich bin nun schon recht lange Junggeselle, und das auch gerne. Und bis vor wenigen Stunden wusste ich noch nichts davon, dass mir eine Frau fehlt.« Er stockte und Wemke sah, dass die Hofrätin ihm am liebsten ins Wort gefallen wäre.
    »Frau Bartling hat mich heute Morgen von der Notwendigkeit einer Heirat unterrichtet, da ich als lediger Mann eine Versuchung für ihre weiblichen Badegäste darstelle. Wenn ich mich nicht fügte, seien meine Tage hier auf Wangerooge gezählt. Als Asthmatiker brauche ich jedoch aus gesundheitlichen Gründen die Inselluft, und so sah ich mich gezwungen, dem Handel «, der Arzt betonte das Wort bewusst, »zuzustimmen, und erklärte mich bereit, Sie zu unser aller Nutzen zu heiraten.

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