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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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mit seiner äußeren Erscheinung zu tun hatte.
    »Ich habe das jetzt lange genug mit angehört«, stieß er aufgebracht aus und bedachte die Hofrätin mit einem vernichtenden Blick. »Sie haben ihr keine Chance gegeben, sich zu der Angelegenheit zu äußern, haben sie erniedrigt und als Lügnerin abgestempelt. So springt man nicht mit seinen Mitmenschen um! Sie werden nicht einfach gehen, sondern dieser Frau jetzt die Gelegenheit geben, alles zu erklären!« Er wandte sich Wemke zu. »Denn es gibt eine Erklärung, oder irre ich mich?«
    Wemke brachte ein schwaches Nicken zustande, doch bevor sie etwas sagen konnte, mischte sich die Hofrätin erneut ein.
    »Die Sache hier geht Sie nichts an«, giftete sie. »Wer sind Sie denn überhaupt?« Dann, als ginge ihr plötzlich ein Licht auf, musterte sie abschätzig das rote Haar. »Ach, jetzt weiß ich es. Der Kerl, der in der Kate von dieser … dieser Hexe wohnt. - Nein, diesem Meerweib, so nannten die Alten sie immer! Sie haben die Kate von dem Meerweib gekauft.«
    »Das ›Meerweib‹ war meine Mutter«, erwiderte der junge Mann mit eiskalter Stimme. »Und Sie sind - auch wenn Sie hier auf der Insel vielleicht eine hohe Stellung bekleiden - in meinen Augen nicht mehr als ein eingebildetes, hochnäsiges Frauenzimmer, und Sie haben nicht das Recht, andere zu beleidigen, ob sie nun tot sind oder lebendig!«
    Die Hofrätin schnappte nach Luft. Sie setzte zu einer Erwiderung an, doch anstelle von Worten verließ ein gellender Schrei ihren Mund. Ihre zur Faust geballte Hand fuhr gen Himmel, während sie mit der anderen hektisch ihren Kopf betastete.
    Der bärengleiche Hüne erfasste die Situation als Erstes. »Die Möwen wissen, was sich gehört«, rief er. »Sie zielen nur auf die,
die es verdient haben!« Mit schallendem Lachen deutete er auf den Vogel, der über dem Kopf der Hofrätin kreischend seine Kreise zog. Diese wiederum versuchte vergeblich, mit einem Tuch das, was der Vogel zielgenau über ihr hatte fallen lassen und was sonst als Dung der Insel zugutekam, von ihrem Hut zu entfernen.
    Der Rothaarige ignorierte die Unterbrechung. »Wenn Sie es auch satthaben, sich all dies bieten zu lassen, dann kommen Sie!« Er streckte Wemke die Hand entgegen. »Mir gefällt die Gesellschaft nicht!«
    »Halt!«, rief die Hofrätin fassungslos aus. »Sie können doch nicht einfach …«
    »Was?«, unterbrach er sie scharf. »Von Ihnen lasse ich mir zumindest nichts verbieten. Weder bin ich auf die Zuteilung von Gästen angewiesen, noch stehe ich in Ihren Diensten!«
    Er wollte sich schon auf dem Absatz umdrehen, doch als Wemke die ausgestreckte Hand nicht ergriff und an Ort und Stelle stehen blieb, hielt er inne.
    »Ich kann diese Anschuldigungen nicht einfach so ignorieren und mit Ihnen gehen«, sagte sie, und ihre Augen baten ihn um Verständnis.
    »Dann sprechen Sie!« Ermutigend nickte er ihr zu. »Und Sie werden einfach nur zuhören«, ergänzte er an die Hofrätin gewandt.
    Wemke hob stolz den Kopf. »Das Kind auf meinem Arm ist meine Schwester Freya, ob Ihnen das nun gefällt oder nicht! Ich habe eine Geburtsurkunde, aus der das eindeutig hervorgeht. Außerdem habe ich Ihnen von ihr erzählt, auch wenn Sie sich vielleicht irrtümlich ein falsches Bild gemacht haben. Freya ist der einzige Grund, warum ich überhaupt auf Ihren Vorschlag eingegangen bin, hierher auf die Insel zu kommen.« Sie sah die Hofrätin eindringlich an. »Wir beide haben eine Vereinbarung getroffen, und ich für meinen Teil halte mich an
die Abmachung. Ich bin hier, wie von Ihnen gewünscht, und wenn Sie Ihren Part nicht erfüllen wollen oder können, dann sind Sie es mir schuldig, einen Ausweg zu schaffen, und sei es eine Stellung auf der Insel für eine begrenzte Zeit.«
    Wemkes Worte hatten die Hofrätin sichtlich in Verlegenheit gebracht. »Nun gut«, stieß sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Es mag sein, dass ich mich geirrt habe und Ihre Angaben der Wahrheit entsprechen. Wer hätte denn vermuten können, dass Sie eine so junge Schwester haben. Da muss man ja auf falsche Gedanken kommen, nicht wahr?« Zustimmung heischend schaute sie um sich, bevor ihre Augen auf Freya zum Ruhen kamen. »Herrje! Wie alt war Ihre Mutter denn, als sie dieses Kind gebar? Das alleine grenzt ja schon an Unschicklichkeit.«
    Wemke sah sie mit versteinertem Gesicht schweigend an.
    »Tja, Finchen, dass ich solches noch erleben darf!«, schmunzelte ihr Mann und rieb sich die Hände. »Meine unfehlbare Gattin

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