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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, welche Art Person sich auf die Anzeige der Frau Geheimen nur gemeldet haben mochte. Und als alles gegen Sie zu sprechen schien, habe ich vorschnell ein Urteil über Sie gefällt, meine
Liebe, und nach dem letzten Strohhalm gegriffen, um der Vermählung doch noch zu entgehen.« Er bedachte Wemke mit einem entschuldigenden Lächeln. »Dabei haben Sie, wie ich unschwer erkennen kann, Ihre eigenen Gründe, die für eine Vermählung mit mir sprechen. Und es steckt keine Geldgier dahinter. Das ist sehr beruhigend für mich.«
    Wemke lächelte Dr. Hoffmann zu und hob Freya in die Luft. »Diese junge Dame hier ist mein alleiniger Grund. Wir beide suchen ein Zuhause.«
    Dr. Hoffmann strich dem Kind über die Wange. Dann nickte er und räusperte sich. »Ich kann Sie verstehen.« Seine Züge sahen jetzt viel entspannter aus. »Die Kleine ist wirklich entzückend.«
    Über Freyas Lippen kam ein gurrender Laut, und sie griff nach seiner Hand. »Freya scheint ihn zu mögen«, dachte Wemke verwundert.
    »Sie sollten mich Konrad nennen«, sagte Dr. Hoffmann und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich denke, das wäre unter den Umständen wohl angebracht.«
    »Konrad«, murmelte Wemke mit unsicherer Stimme. »Und mein Name ist Wemke.«
    Scheu musterte sie den Arzt, der sie seinerseits stumm und mit einer tiefen, nachdenklichen Falte auf der Stirn ansah. Sie konnte nicht ausmachen, was in seinem Kopf vorging. Musste sie sich trotz seines sanften Gebarens vielleicht doch vor ihm und vor allem, was noch kommen sollte, fürchten? Plötzlich überkam sie der Wunsch, einfach davonzulaufen. Sie wandte sich hilfesuchend um, doch der rothaarige Fremde war verschwunden.
    Der Arzt schien ihr die Bedenken vom Gesicht abzulesen. »Sie brauchen sich nicht zu ängstigen.« Er seufzte und verzog gequält den Mund. »Was haben wir beide uns da nur eingebrockt? Oder besser gesagt, was haben Sie uns da nur eingebrockt!
« Grimmig betrachtete er die sonst so wortgewandte Hofrätin, die sich zu Wemkes großer Verwunderung während des Gesprächs schweigend im Hintergrund gehalten hatte. Auch schien sie nicht auf die Vorwürfe des Badearztes eingehen zu wollen.
    »Wir werden das Beste daraus machen«, sagte Wemke schließlich mit fester Stimme, und Dr. Hoffmann nickte zustimmend.
    »Frau Hofrätin, Sie waren sich Ihrer Sache ja sehr sicher und haben bestimmt schon alles vorbereitet, nehme ich an?«, sagte er nun spitz.
    Diese ignorierte seinen Tonfall und nickte. »Die Kleine und ihre Ersatzmama werden zunächst in einem der Gästezimmer im Logierhaus unterkommen.« Mit betont fröhlicher Miene strich sie Freya über die runden Ärmchen. »Nach der Hochzeit können die beiden dann zu Ihnen ins Badehaus übersiedeln, Herr Doktor. Wie versprochen erhält Wemke ihre eigenen Räumlichkeiten, die an Ihre angrenzen.«
    Bei der Erwähnung der Hochzeit musste Wemke schlucken, und abermals stieg ein beklommenes Gefühl in ihr auf. Dem Badearzt schien es ähnlich zu gehen. Er nickte nur ergeben, und die Hofrätin machte ein zufriedenes Gesicht.
    »Alle Kutschen sind nun schon unterwegs. Aber ich denke, wir können den kurzen Weg ins Dorf auch zu Fuß gehen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte sie los.
    Ihr Mann hatte sich zwischenzeitlich unaufgefordert zu ihnen gesellt. »Ihr Gepäck, meine junge Dame, wird Ailt, einer unserer Kutscher, ins Logierhaus bringen«, verkündete er Wemke. Er hatte seine liebe Mühe, dem schnellen Schritt seiner Frau zu folgen. »Finchen, Finchen, wie machst du das nur, dass schließlich doch alles so kommt, wie du es willst?«
    »Weil ich mich nicht, wie manch anderer, damit abfinde, auf das Schicksal zu hoffen, sondern selbst die Zügel in die
Hand nehme. Das Glück will herausgefordert werden, nicht wahr, Dr. Hoffmann?«
    Dieser schwieg. Seine Aufmerksamkeit war bei Wemke und Freya, und als er merkte, wie schwer es Wemke wurde, das Kind zu tragen, streckte er ohne ein Wort die Hände nach der Kleinen aus. Freya legte vertrauensselig ihre Ärmchen um seinen Hals und stieß einen zufriedenen Seufzer aus.
    »Nun, er ist offenbar tatsächlich nicht so kalt und hochnäsig, wie der erste Eindruck es vermuten ließ«, dachte Wemke. »Schüchtern und zurückhaltend ist er wohl, aber im Innern scheint er ein fürsorglicher Mensch zu sein. Und auch ihn zwingt eine Notlage dazu, auf die Hochzeit einzugehen.« Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er Freya sanft über den Rücken strich.

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