Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
Spaziergänge mit Freya und keine heile kleine Welt, die sie sich selbst aufbauen konnten. Sie war gefangen in dem großen Schachspiel der Inselregentin. Eine unwichtige Bauernfigur nur.
    Überwältigt von Verzweiflung und Einsamkeit fing Wemke an zu weinen. Lange Zeit ließ sie den Tränen freien Lauf, bis sie sich schließlich die Wangen trockenwischte und tief durchatmete. Längst schon wurden ihre Füße nicht mehr von den Wellen gestreichelt, weil sich das Wasser zurückzogen hatte. Plötzlich spürte Wemke, dass sie nicht mehr alleine war.
    Sie sprang auf und sah im ersten Augenblick niemanden. Doch ihre gesträubten Nackenhaare sagten ihr, dass ihr Gefühl sie nicht trog. Und dann erblickte sie ihn. An einen der Badekarren gelehnt stand ein blonder, nicht mehr ganz junger Mann. Er war groß, muskulös und mit seinen markanten Zügen in gewisser Weise gut aussehend. Mit dem zielstrebigen Gang eines Tigers, der Beute wittert, kam er auf sie zu. Seine Augen blitzten und wanderten von ihren nackten Füßen ihre Beine hinauf.
    »Na, vor einigen Tagen noch eine glückliche Braut und jetzt schon so verzweifelt?«, fragte er gedehnt.
    Wemke fühlte sich nackt unter seinen Blicken. Hastig stand sie auf und zog das Kleid zurecht.
    »Guten Abend.« Ihre Worte besaßen nicht den leichten Klang, den sie ihnen hatte geben wollen. »Mir ist nur etwas ins Auge geraten. Ich hatte Kopfschmerzen und habe mich von der Gesellschaft kurz zurückgezogen. Jetzt ist schon alles wieder gut. Aber man wird mich drüben sicherlich bereits vermissen.« Sie wies in Richtung Pavillon. »Ich muss jetzt gehen.«
    Als sie sich umwandte, hielt der Fremde sie am Arm zurück. »Nicht so hastig. Wir haben uns einander doch noch gar nicht
richtig vorgestellt.« Seine Augen huschten über die geöffneten Knöpfe ihres Kleides. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich bin Wiltert, der Sohn des Gastwirts vom Ankerplatz .« Er ließ ihren Arm los und verbeugte sich mit einer großspurigen Geste. »Hier auf der Insel kennt mich jeder. Insbesondere die Frauen.« Er zwinkerte Wemke zu. »Stets zu Ihren Diensten!«
    Abrupt griff er nach Wemkes Hand und führte sie an seine Lippen. Zu ihrem Entsetzen spürte sie seine Zungenspitze über ihre Haut gleiten. Mit einem empörten Laut entriss sie ihm ihre Hand.
    Wiltert lachte spöttisch. »Bin ich zu forsch? Aber wozu Zeit verschwenden? Wir wissen doch beide, worum es geht.«
    Wemke wusste nicht, worauf dieser Mann hinauswollte, aber er machte ihr Angst. Sie griff nach ihren Schuhen, die neben ihr im Sand lagen. Sie musste weg von hier. Sofort!
    »Nun hab dich doch nicht so. Grad hast du dir doch die Augen aus dem Kopf geheult, weil der Kurpfuscher zu alt für dich ist. Ich hab’s doch gesehen. Du bist heiß und willst Hände auf der Haut spüren. Wir beide hätten viel Spaß miteinander.« Vielsagend zog er eine Augenbraue hoch. »Komm, Mädchen, lass mich dich trösten!« Er fasste sie beim Arm.
    Wemke widersetzte sich, doch Wiltert packte nur noch fester zu. »Warum denn so eilig, meine Süße?«
    Panik stieg in Wemke auf. Sie spürte, dass ihr Widerwille ihn bloß noch anstachelte. Sie musste einen Weg finden, ihm zu entkommen.
    »Weißt du nicht, dass viele Frauen sich danach sehnen, mit mir alleine in einer mondhellen Nacht am Strand zu sein.« Verschwörerisch beugte sich der Gastwirtssohn vor. »Ich bin nicht unerfahren. Es gibt viele weibliche Badegäste, die nur zu gerne einem wilden Hengst ihre Gunst erweisen. Sie lassen es sich sogar etwas kosten. Es gibt da eine kleine Kate, wo wir uns unbemerkt treffen können …«

    »Andere mögen sich mit Ihnen treffen wollen«, stieß Wemke gehetzt hervor, »aber mir liegt nichts daran. Ich kenne Sie nicht …«
    »Du kennst mich nicht?« Er verzog gespielt ungläubig das Gesicht. »Das müssen wir unbedingt ändern.« Er lockerte seinen Griff, und Wemke nutzte die Gelegenheit, ihm ihren Arm zu entreißen und loszurennen. Wiltert hatte sie schnell eingeholt. Er gab ihr einen Stoß mit der flachen Hand, die Schuhe entglitten ihren Händen, und Wemke fiel taumelnd in den Sand. Keuchend sah sie zu ihm hoch.
    »Dieses Spiel soll es also sein«, lachte er höhnisch. »Die sich am meisten widersetzen, wollen es am liebsten. Ich mag so wilde Katzen wie dich!«
    »Bitte lassen Sie mich gehen!«, jammerte Wemke. Sie rappelte sich auf, doch Wiltert stieß sie wieder zu Boden.
    »Aber wir lernen uns doch gerade erst näher kennen!« Er hockte sich neben sie

Weitere Kostenlose Bücher