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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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und griff ihr ins Haar. Sein Gesicht war ihrem sehr nahe, und seine Augen glitzerten. »Du falsche Katze! Erst lockst du mich mit geschürztem Rock, offenem Haar und bloßen Füßen. Mit deinem Körper, der sich räkelt und ›nimm mich‹ schreit. Und jetzt willst du die Unnahbare spielen. Das ist wohl so deine Art, oder? Macht dir das Lust?«
    »Ich wusste doch überhaupt nicht, dass mich jemand beobachtet«, krächzte Wemke. Ihre Kehle war staubtrocken. »Ich wollte niemanden locken, sondern wähnte mich ganz alleine.«
    Wiltert kniff die Augen zusammen. »Mach mir doch nichts vor! Keine anständige Frau entblößt sich am Strand. Was glaubst du, wozu die Badekarren gut sind? Und keine anständige Frau geht des Nachts alleine ans Meer. Du wusstest, dass ich da war, und wolltest, dass ich was zu sehen bekomme! Und es hat mir gefallen«, lachte er geifernd. »So gut, dass ich jetzt gerne mehr sehen würde!« Seine Hände griffen nach den
Knöpfen ihres Kleides und zerrten daran. »Du bist eine hübsche kleine Hexe. Viel zu jung und wild für den alten Arzt.«
    »Nein!« Wemke schlug um sich. »Lassen Sie mich los.«
    »Aber warum denn? Der Spaß fängt doch gerade erst an.« Mit einem schnellen Griff umfasste er ihr Handgelenk mit der Linken und schob seine rechte Hand in den Ausschnitt ihres Kleides. Wemke spürte, dass ihre Angst ihm unbändige Freude bereitete. Verzweifelt versuchte sie, seinen tastenden Fingern zu entkommen, doch Wiltert lachte nur. Gegen seine Kraft konnte sie nichts ausrichten.
    »Ich will nach Hause zu meinem Mann. Es wird Sie teuer zu stehen kommen, wenn er erfährt, was hier vorgefallen ist.«
    »Zu deinem Mann willst du!«, zischte ihr Peiniger verächtlich. »Erzähl mir doch nichts. Im Dorf wispern sie, dass du eine ausgesuchte Braut bist. Und wenn dieser Kurpfuscher nicht einmal Manns genug ist, sich seine Frau selbst zu suchen, dann ist er wahrscheinlich auch noch nicht zu dir ins Bett gekrochen. Deshalb auch das Geheul am Strand. Na, diese Sehnsucht kann ich stillen.« Die derben Worte und die Vorstellung, die sie in seinem Kopf offenbar heraufbeschworen hatten, schienen den Blonden noch mehr anzustacheln. Entsetzt spürte Wemke, wie er ihren Rock hochschob. Sie hörte ihr eigenes Wimmern, als seine gierigen Finger über ihre Haut krochen.
    »Bitte nicht…«, schluchzte sie. Übelkeit stieg in ihr auf. Verzweifelt schlug sie mit der freien Hand auf ihn ein.
    Wiltert packte sie an beiden Armen und hielt sie fest. Er lächelte in sich hinein. Ursprünglich hatte er sich vorgenommen, dieses schöne Kind langsam und behutsam für sich zu gewinnen. Er hatte geglaubt, sie gehöre zu der Art Frauen, die umworben werden wollten. Wenn es nötig war, dann konnte er seinen Charme spielen lassen, oh ja! Und eine Frau mit Gewalt zu nehmen, das war eigentlich nur ein wenig erstrebenswerter
Ausweg. Das hatte er nicht nötig. Doch es gab Frauen, deren Lust erst durch die faszinierende Mischung aus Gewalt und Unterwerfung geschürt wurde. Und auch wenn er es nicht geglaubt hatte, diese kleine Hexe schien zu ihnen zu gehören. Noch dazu - das konnte er nicht leugnen - steigerte gerade dieses Spiel um Macht seine eigene Lust ins Unermessliche. Es stachelte ihn an, bis er kaum noch an sich halten konnte. Er fühlte das Blut in seinen Ohren rauschen. Ja, er wollte diese Hexe, und zwar hier und jetzt. Niemand würde sie stören. Die Insulaner fürchteten die See in der Dunkelheit, und die Gäste der Hofrätin hatten Besseres zu tun. Sie waren sicher schon trunken vom Wein.
    Dieses Weib war unerwartet stark, und sie war jetzt wütend, das spürte er. Sie bäumte sich auf und biss ihn in den Arm, dass er aufstöhnte. Er schubste sie zurück in den Sand. Viele Mädchen wurden willig, wenn sie einmal erregt waren. Sie kämpfte stumm und verbissen. Wemke stieß einen verzweifelten Schrei aus. Wiltert legte die Hand auf ihren Mund, doch es war zu spät. Wemkes Schrei war nicht ungehört verklungen.
     
    Jeels war, wie jeden Abend, zu einem Spaziergang am Strand aufgebrochen. Schon von weitem sah er die beiden Menschen, die sich im Sand wälzten. Benno kam mit gespitzten Ohren zu ihm und drängte seinen Kopf an Jeels’ Knie. Dieser beschloss umzukehren. »Nur ein Liebespaar, Benno. Da wollen wir nicht stören.«
    Der Hund rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Sein Nackenhaar war gesträubt. Jeels fragte sich, was den Hund nur so aufregen mochte. Da konnte etwas nicht stimmen, denn so verhielt Benno sich

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