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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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nicht ohne Grund.
    Dann hörte er den Schrei und fing an zu rennen.

    Aus der Nähe sah Jeels sogleich, was vorging. »Benno, fass!«, befahl er dem Hund noch im Laufen. Er selbst streckte die Hand aus und zog an Wilterts Hemdskragen, dass diesem die Luft abgeschnürt wurde, während Benno nach den Beinen schnappte. Wie ein Berserker fuhr der Gastwirtssohn herum. Er ließ von Wemke ab und in seine Augen trat ein irres Leuchten, als er Jeels erkannte.
    »Du schon wieder! Dich hätt ich mir schon vor Tagen schnappen sollen!« Er wollte aufspringen, doch Benno hatte sich an seiner Hose festgebissen. Wie ein unliebsames Insekt versuchte Wiltert den Hund abzuschütteln, fiel jedoch immer wieder in den Sand zurück.
    Jeels war unbeschreiblich wütend. So wütend, dass er alles um sich herum vergaß. Es gab nur noch ihn und diesen Schuft. Seine Wut brachte einen Ausdruck in sein Gesicht, der Wiltert aufzurütteln schien und zurückfahren ließ. Die Augen des blonden Mannes weiteten sich, und er hob abwehrend die Hände.
    »Tu mir nichts«, wimmerte er zitternd, und seine Stimme klang jetzt wie die eines kleinen Jungen. »Verfluche mich nicht. Tu mir nichts Böses, es war alles nur ein Spaß!«
    Jeels starrte die klägliche Gestalt vor sich mit vor Zorn funkelnden Augen an. Er traute seinen Ohren nicht. Was war hier gerade geschehen? Mit diesem winselnden Wurm konnte er nichts anfangen, er wollte einen ebenbürtigen Gegner. Jeels, der bislang jedem Kampf aus dem Weg gegangen war, konnte kaum noch an sich halten.
    Benno, durch das Verhalten seines Herrn irritiert, ließ von Wiltert ab. Dieser kam hoch und verlegte sich nun aufs Betteln. »Schlag mich, wenn du willst, um deine Wut zu kühlen. Aber setze deine Kräfte nicht ein! Mein Freund, sie ist es nicht wert. Sie ist nur eine kleine Hure.«
    Und dann schlug Jeels zu. Er, der noch niemals in seinem
Leben handgreiflich geworden war, holte mit dem Arm aus und traf ein ums andere Mal den Schuft vor sich, bis dieser wie ein nasser Sack zu Boden sank.
    Wemke war mittlerweile wankend aufgestanden. Sie versuchte schreiend, ihren Retter zur Räson zu bringen, doch als keiner der Männer sie beachtete, griff sie verzweifelt nach Jeels’ Arm. »Hören Sie auf, bitte!«
    Schwer atmend ließ Jeels von seinem Gegner ab. Angewidert betrachtet er Wiltert, der zu seinen Füßen lag und sich das Blut aus dem Mundwinkel wischte.
    »Verschwinde hier, und zwar sofort«, sagte er atemlos. »Und wenn du dich noch einmal an irgendjemandem vergreifst, dann Gnade dir Gott!«
    Wiltert rappelte sich auf und hastete davon.
    Jeels schlug die Hände vor das Gesicht. Wie hatte er sich nur so vergessen können? Was war nur in ihn gefahren? Wie ein Tier hatte er sich benommen, unkontrolliert und zerstörerisch. Dabei hätte seine Aufmerksamkeit Wemke gelten müssen. Langsam ließ er die bebenden Hände sinken. »Wie geht es Ihnen?«, fragte er mit rauer Stimme. »Hat er Ihnen etwas angetan?«
    Wemke hatte ihm den Rücken zugewandt. Sie hielt die Arme um ihren Oberkörper geschlungen. »Nein, das hat er nicht«, sagte sie zittrig. Ihre Schultern bebten. »Danke, dass Sie mir geholfen haben. Sie haben anscheinend die Angewohnheit, immer dann zu kommen, wenn ich Sie brauche.«
    »Bitte weinen Sie nicht mehr. Es ist vorbei.« Sanft fasste Jeels Wemke an den Armen und drehte sie zu sich herum.
    Sie holte tief Luft. »Ich weine nicht. Nicht wirklich jedenfalls. Nicht über das, was mir geschehen ist. Dieser Kerl ist keine Träne wert. Ich weine, weil ich es nicht mit ansehen konnte, wie Sie ihn geschlagen haben. Er hat es wirklich verdient, aber …« Sie schwieg einen Moment lang. »Ich weine, weil er Sie dazu gebracht hat!«

    Jeels schloss die Augen. »Ich bedaure es, die Beherrschung verloren zu haben.« Er fuhr sich unsicher mit der Hand durchs Haar. »Niemals zuvor in meinem Leben ist mir solches passiert, das müssen Sie mir einfach glauben. Und es wird auch nicht wieder vorkommen!« Er ballte die Hände zu Fäusten. »Es hatte mit Ihnen zu tun. Ich konnte nicht mit ansehen…« Er stockte und senkte den Blick. »Wissen Sie, ich hätte ihn umbringen können, so groß waren mein Hass und meine Wut. Bitte verzeihen Sie mir.«
    »Ich verstehe«, murmelte Wemke. Und das tat sie tatsächlich. Es ließ ihr Herz erbeben, dass die Angst um sie diesen unbekannten Mann so hatte außer sich geraten lassen. Diesen Unbekannten … War er das wirklich für sie? Hatte sie nicht seit ihrer ersten Begegnung gewusst, dass

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