Das Geheimnis der italienischen Braut
dich am Telefon verleugnen lassen und dich geweigert, mich zu sehen?“
„Nein, da wusste ich es noch nicht. Ich habe es erst später gemerkt.“
Er wollte fragen, warum sie es ihm nicht gesagt hatte, aber er kannte die Antwort und blickte sie genauso kühl an wie sie ihn.
„Wo ist unsere Tochter jetzt? Ist sie auch hier?“ Ihm verkrampfte sich der Magen bei dem Gedanken, allerdings nicht vor Angst oder Unsicherheit, sondern vor lauter Vorfreude.
„Sie ist in London geblieben.“
Wie oft war er in den letzten siebzehn Jahren dort gewesen. Allein die Möglichkeit, achtlos an ihr vorbeigelaufen zu sein, erschreckte ihn.
„Weiß sie, dass ich ihr Vater bin?“
Sekundenlang wirkte sie verunsichert, hatte sich jedoch rasch wieder unter Kontrolle. „Nein.“
Obwohl er damit gerechnet hatte, war er schockiert. „Du kannst es ihr doch nicht für immer verheimlichen, immerhin steht es in der Geburtsurkunde.“
„Ich habe niemandem verraten, wer der Vater ist. Sogar meine Mutter weiß es nicht. In der Geburtsurkunde steht nur mein Name“, erwiderte sie.
Das wird ja immer schlimmer, ich existiere gar nicht als Vater, sagte er sich resigniert und blickte sie schweigend an.
„Warum?“, flüsterte er schließlich. „Warum hast du es mir verschwiegen?“
„Ich war davon überzeugt, du wüsstest es.“
Sein Schmerz verwandelte sich in Zorn. „Ach ja?“, antwortete er sarkastisch. „Seltsam, dass ich mich an eine solche Unterhaltung nicht erinnere.“
Jackie setzte sich auf die niedrige Steinbank und hielt den Blick gesenkt. Zögernd folgte er ihr. Vielleicht würde er ihr weitere Einzelheiten entlocken, wenn er dicht neben ihr saß.
Und so war es auch. Sie fing an, eine Geschichte über einen verschwundenen Brief, die Bitte um ein Treffen und verpasste Gelegenheiten zu erzählen, und sie behauptete, sie hätte vor dem alten Farmhaus auf ihn gewartet und gehofft, er würde kommen.
„Warum hast du nicht versucht, mich irgendwie zu erreichen, nachdem ich nicht aufgetaucht bin? Es hätte ja sein können, dass ich verhindert war.“
Sie beugte sich vor und schlug die Hände vors Gesicht. Lange schwieg sie, er hörte sie nur leise atmen.
„Daran habe ich natürlich auch gedacht“, gab sie dann zu, während sie sich aufrichtete und ihn ansah. „Ich habe stundenlang gewartet und hätte schon längst wieder zu Hause sein müssen. Ich wäre auch gern jeden Tag zurückgekommen, bis du erschienen wärst. Ich wollte einfach daran glauben, dass du auf meinen Brief reagieren und mich nicht im Stich lassen würdest.“
Die Trauer und der Schmerz in ihrem Blick zerrissen ihm fast das Herz. Irgendetwas tief in seinem Innern schien sich zu lösen. Er wollte es jedoch noch nicht zulassen.
„Ich dachte, du hättest mich besser gekannt, Jackie. Natürlich wäre ich gekommen, wenn ich deine Nachricht bekommen hätte.“
„Und was hättest du dann gemacht?“, fragte sie und lachte auf.
„Das weiß ich nicht.“ Er runzelte die Stirn. „Wir hätten eine Lösung gefunden.“
„Willst du etwa behaupten, du hättest zu mir gehalten?“
„Natürlich.“
„Nein, das glaube ich nicht“, entgegnete sie ärgerlich.
„Das kannst du gar nicht wissen.“
Ich hätte zu ihr gehalten, zumindest wünsche ich mir aus meiner heutigen Sicht, dass ich anständig und fair gehandelt hätte, sagte er sich.
„Denk doch einmal nach, Romano! Hättest du dir wirklich gewünscht, Vater zu werden? Hättest du mir einen Ring an den Finger gesteckt und unsere Teenageraffäre zu einem Happy End geführt?“
Er hörte in sich hinein und fand die Antwort, die er sich erhofft hatte. „Das ist durchaus möglich.“
Statt ihn auszulachen, schimmerten plötzlich Tränen in Jackies Augen. „Das ist doch lächerlich, du machst dir selbst etwas vor.“
Auf einmal verspürte er das Bedürfnis, sich zu bewegen und Dampf abzulassen. Dieses Stillsitzen konnte er nicht mehr ertragen. Also stand er auf und lief hin und her. „Ist es so schwer zu glauben? Warst du so enttäuscht von mir?“
In dem Moment hörten sie Schritte und Stimmen. Spontan packte er Jackie am Arm, zog sie in die hinterste Ecke der Grotte und brachte sie mit einem strengen Blick zum Schweigen, als sie protestieren wollte. Bei dieser Unterhaltung brauchten sie keine Zuhörer.
Er presste sie an die Wand der Höhle, hier konnte niemand sie sehen. Reglos und steif stand Jackie da, und ihm wurde bewusst, dass sein Verlangen, erneut eine Affäre mit ihr zu beginnen,
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