Das Geheimnis der italienischen Braut
verschwunden war.
Es war richtig gewesen, dass sie ihn rechtzeitig zurückgewiesen und ihm die Existenz seiner Tochter verraten hatte, sonst hätten sie vielleicht ihren Gefühlen nachgegeben. Das schmälerte natürlich ihre Schuld nicht.
„Es sind Lizzie und Jack“, flüsterte sie an seinem Ohr.
Er nickte und hob den Kopf, um besser sehen zu können, was außerhalb der Grotte passierte. Glücklicherweise blickten die beiden nicht in seine Richtung, sondern waren am anderen Ende des Senkgartens viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Lizzie barg den Kopf an Jacks Schulter und seufzte, während er ihr das Haar zurückstrich. Offenbar sind wir nicht die Einzigen, die frische Luft brauchten, überlegte Romano. Er wünschte den beiden Frischvermählten jedenfalls, dass ihr Spaziergang erfreulicher verlief als seiner und Jackies.
Als das Hochzeitspaar wieder verschwand, trat Romano aus der Grotte heraus und blickte nachdenklich vor sich hin. Braut und Bräutigam schienen so glücklich zu sein.
Ich beneide sie, gestand Romano sich ein und war über sich selbst überrascht, denn er hatte sich bisher keine eigene Familie gewünscht. Nach dem Tod seiner Mutter war er gut mit seinem Alleinsein zurechtgekommen, und er hätte nie vermutet, dass er sich einmal nach einem Familienleben sehnen könnte.
Was für eine Ironie! Er hätte es längst haben können! Er hätte ein glücklicher Ehemann sein und sich auf die Geburt seines Kindes freuen können. Und er hätte seine Tochter heranwachsen sehen, ihr Geschichten vorlesen und sie trösten können, wenn sie weinte. Das alles hatte er verpasst, diese Momente waren für ihn unwiederbringlich verloren. Und das alles war Jackies Schuld.
Hätte er sie geheiratet? Hätte ihre Beziehung in einem Happy End geendet? Darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. So wie er momentan empfand, war es ihm völlig egal, ob er sie jemals wiedersah oder nicht. Doch er musste sich zusammennehmen, denn nur über sie würde er seine Tochter kennenlernen.
„Wie heißt sie?“, fragte er, ohne Jackie anzusehen.
„Kate“, erwiderte sie ruhig.
Das klang sehr englisch. Er hätte wahrscheinlich einen anderen Namen gewählt. Aber er hatte ja kein Mitspracherecht gehabt. Am liebsten hätte er geschrien, getobt oder irgendetwas anderes getan, um sich Luft zu machen und seine Wut, seinen Ärger und die Frustration loszuwerden. Normalerweise steckte er negative Regungen mit einem Scherz weg oder lenkte sich irgendwie ab. Dieses Mal war alles anders. Er wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte.
„Kate“, wiederholte er. „Als Abkürzung für Katharine?“
Als sie nicht antwortete, seufzte er. Wie kam sie dazu, seine Frage einfach zu ignorieren? Das macht sie deshalb, weil sie so ist, wie sie ist, gab er sich selbst die Antwort. Sie zwang ihn, sich immer wieder von Neuem zu bewähren, und selbst dann glaubte sie ihm nicht.
Er drehte sich zu ihr um, sah ihr in die Augen und dachte gar nicht daran, seinen Ärger und Zorn zu verbergen.
Sie schluckte. „Wahrscheinlich, aber ich bin nicht sicher“, antwortete sie endlich.
Warum konnte sie nicht mit einem klaren Ja oder Nein antworten? Plötzlich reichte es ihm, er konnte es nicht mehr ertragen. Er brauchte Zeit zum Nachdenken. Noch so eine vage Antwort, und er würde die Beherrschung verlieren.
„Okay, wenn du es so haben willst, dann gehe ich.“
Entsetzen spiegelte sich in ihrem Gesicht, aber auf ihre Gefühle konnte er keine Rücksicht mehr nehmen.
„Glaube ja nicht, damit sei die Sache erledigt“, fügte er hinzu. „Du bist mir Erklärungen schuldig und kannst morgen damit anfangen. Ich bestehe auf Fakten und Einzelheiten.“
Jackie überwand die Überraschung und stieß sich mit den Händen von der Wand der Grotte ab, ehe sie ihn mit diesem seelenvollen Blick bedachte, an den er sich so gut erinnerte. Er weigerte sich jedoch, die heißen Schauer, die ihm über den Rücken liefen, zur Kenntnis zu nehmen.
„Spiel dich nicht so auf, Romano. Wir wissen beide, dass du damals nicht bereit warst, Verantwortung zu übernehmen und nur einem Mädchen treu zu sein.“
„Du hast kein Recht, mich zu verurteilen“, fuhr er sie mühsam beherrscht an. „Du kannst gar nicht wissen, wie ich reagiert hätte. Für wen hältst du dich eigentlich?“
Jackie kam aus der Grotte heraus, und sekundenlang befürchtete er, sie würde ihn einfach stehen lassen mit seinem aufgestauten Zorn und weggehen. Doch nachdem sie bereits den halben
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