Das Geheimnis der italienischen Braut
die Sonnenbrillen unterhielt.
Bisher hatte er die Frauen, mit denen er liiert war, nie besitzen wollen. Sie waren eine nette Abwechslung gewesen, das war alles. Bedeutet hatten sie ihm nichts. Nur ein einziges Mal hatte er davon geträumt, jemanden für immer festzuhalten. Doch da war er noch sehr jung und naiv gewesen. Er kannte Jackie gut genug und wusste, wie wichtig ihr die Unabhängigkeit war und dass sie sich niemals zu der Trophäe eines Mannes degradieren lassen würde. Schon als Teenager war das ihre Überzeugung gewesen, was sie ihm auch klar und deutlich zu verstehen gegeben hatte. Deshalb war er froh, dass er so etwas auch gar nicht beabsichtigte.
Die Richtung, in die seine Gedanken wanderten, bewies ihm, wie sehr er Jackie begehrte. Er musste jedoch vorsichtig und mit Bedacht vorgehen und auch mit Geduld und Respekt. Es war wichtig, dass er sich zurückhielt und die Situation nicht außer Kontrolle geriet.
„Du hast nichts mehr zu trinken, meine Liebe“, wandte sein Vater sich an sie. „Ich hole dir ein neues Glas.“
Ehe Jackie antworten konnte, mischte sich ihre Mutter ein und verkündete, sie müsse ein ernstes Wort mit dem Oberkellner reden, und verschwand mit Rafaele.
Das Lächeln, das Jackie ihm jetzt schenkte, wirkte sogar echt und nicht so aufgesetzt wie in den letzten Tagen. Romano hatte Mühe, sich zu beherrschen, aber er durfte nichts überstürzen, wenn er sich nicht alles von Anfang an verderben wollte.
„Dein Vater ist ja wirklich ein Charmeur“, stellte sie freundlich fest. „Als ich euch damals im Restaurant meiner Mutter bediente, war ich zu jung und zu unerfahren, um das zu durchschauen.“
Ich muss taktisch vorgehen, sagte er sich und erwiderte ihr Lächeln. „Ich bezweifle, dass es deine Mutter davon abhält, sich wieder in ihn zu verlieben.“
„Mal den Teufel nicht an die Wand!“ Sie sah sich nach ihrer Mutter um, die gerade einen Mitarbeiter des Cateringservices zusammenstauchte, während sein Vater die erregten Gemüter mit einem Lächeln und einem Augenzwinkern besänftigte. „Glaubst du, die Geschichte würde sich wiederholen, Romano?“, fragte Jackie dann und zog die Augenbrauen hoch.
„Das hoffe ich doch sehr“, erwiderte er rau.
Unbeeindruckt von der bedeutungsvollen Bemerkung und seinem glühenden Blick, lachte sie leise auf. „Du hast offenbar viel von ihm gelernt.“
Mit gespielt ernster Miene erwiderte er: „Oh, ich denke, der alte Gauner hat auch einiges von mir gelernt.“
„Du bist unverbesserlich“, meinte sie amüsiert.
Er lächelte sie an, ein perfektes Timing, wie er fand. „Ich weiß. Komm mit nach draußen.“ Er wies auf die geöffnete Terrassentür.
Sekundenlang zögerte sie, ehe sie sich entschloss, ihn in den Garten zu begleiten. Im Vorbeigehen nahm er von dem Tablett eines Kellners zwei Gläser Champagner.
Das ist doch lächerlich, dachte Jackie, während sie versuchte zu ignorieren, wie sehr ihr die Füße in den hochhackigen Schuhen schmerzten. Sie schlenderten über die Terrasse und weiter über den von Bäumen gesäumten Weg durch den Garten. Romano war so dicht hinter ihr, dass sie ihn atmen hörte. Erst als sie sich weit genug von den anderen Gästen entfernt hatten, blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um.
Romano reichte ihr lächelnd ein Glas Champagner.
„Wie geschickt du doch bist! Du hast nichts verschüttet.“
„Ich habe noch ganz andere Fähigkeiten entwickelt, seit wir damals zusammen waren.“ Er kam näher.
Seine leise, raue Stimme ließ sie erbeben. Allein die Vorstellung, dass Romano in gewissen Dingen talentierter war als andere Männer, war ihrem seelischen Gleichgewicht keineswegs dienlich. Sie lehnte sich an das Holzgeländer, das den Weg säumte, und blickte zum See hinüber, dessen Wasser zwischen den Bäumen glitzerte und funkelte.
Was machte sie eigentlich hier? Wie kam sie dazu, sich überhaupt auf so etwas einzulassen? Sekundenlang schloss sie die Augen, dann trank sie einen Schluck aus ihrem Glas. Offenbar hatte sie vergessen, dass das Glück ihrer Tochter auf dem Spiel stand, und sich stattdessen erlaubt, alte Gefühle wieder aufleben zu lassen. Zweifellos knisterte es immer noch zwischen ihnen. Sie fühlten sich genauso sehr zueinander hingezogen wie vor all den Jahren.
Schweigend hier im Schatten zu stehen und Romanos liebevollen Blick zu spüren war viel zu intim. Deshalb beschloss sie, weiterzugehen und sich aus diesem seltsamen Zauber zu lösen, der sie gefangen hielt. Irgendwie
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