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Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christel Mouchard
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schlimm?«, flüsterte sie mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck.
    Tam nickte langsam zustimmend, ohne ein Wort zu sagen. Dazu brauchte es keinen Kommentar. Sie verharrten eine ganze Weile schweigend, betrachteten sich aus den Augenwinkeln und fragten sich, ob man das Risiko eingehen sollte.
    Nina reagierte als Erste. Sie nahm die Einladungskarte und las sie noch einmal.
    »
Heute Abend bei Sonnenuntergang
. Gut, die Sonne ist gerade erst aufgegangen. Das lässt uns ungefähr zwölf Stunden Zeit, um aus mir eine junge Dame zu machen.«
    »Moment mal! Was hat das mit
mir
zu tun? Soll
ich
etwa eine junge Dame aus dir machen? Ich bin keine Fee!«
    »Nein, aber du weißt, was eine junge Dame ist. Du hattest zwei vor dir. Deine Wellensittich-Fräuleins. Du hast sie sprechen hören. Sie waren dumm, ich weiß, aber sie kamen mit der Königin Phuong zusammen. Wenn ich mich also wie sie verhalte, müsste es reichen, um mich einigermaßen aus der Affäre zu ziehen.«
    Tam stützte ihr Kinn in die Hände und beobachtete Nina, die im Zimmer auf und ab ging und sich um eine aristokratische Gangart bemühte.
    »Einen Tag …«, murmelte sie.
    Nina baute sich vor ihr auf, die Hände in den Hüften, und begann schrecklich zu schielen.
    »Eine ungeheure Herausforderung, die bewältigt werden muss, meine Liebe!«
    »Du sagst es!«
    Zum elften Mal an diesem Abend betrat Nina den Salon und ging bis zu dem Sessel, in dem Tam saß. Sie setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, hielt in eleganter Haltung Miss Mellys Fächer und blieb vor dem Sessel stehen. Dann neigte sie leicht den Kopf und murmelte mit einer hübschen, klangvollen Stimme:
    »Ich fühle mich durch diese Einladung geehrt, Majestät. Ich …«
    »Nein!«, rief Tam.
    Nina machte große Augen.
    »Was ist denn?«
    Tam stieß einen Seufzer aus.
    »Dein Lächeln ist total albern.«
    »Hölle und Verwesung! Ich werde es niemals schaffen!«, rief Nina und schleuderte ihren Fächer in die andere Ecke des Zimmers.
    »Aber natürlich wirst du es schaffen«, erwiderte Tam müde. »Dein Gang ist schon viel besser, die Artikulation ist perfekt. Wir müssen nur noch am Lächeln arbeiten.«
    Zwei Stunden später war Tam zufrieden.
    »Perfekt!«
    »Uff! Das ist ja noch anstrengender als eine Mathematikarbeit.«
    »Und für mich erst. Ich bin völlig fertig.«
    Nina ließ sich neben Tam in den Sessel fallen.
    »Wenn ich bedenke, dass ich erst beim ersten Satz bin! Wie werde ich weitermachen?«
    »Kannst du nicht nachdenken, bevor du sprichst?«
    Nina stieß einen tiefen Seufzer aus, schloss die Augen und legte den Kopf auf Tams Schulter.
    »Wenn ich nachdenke, bevor ich spreche, schweige ich. Weil ich mir bewusst werde, dass ich nur Dummes zu sagen habe.«
    Ihre Niedergeschlagenheit war komisch und so ernst, dass Tam ihr einen Kuss auf die Wange gab.
    »Aber nein, du bist dumm, wenn du glaubst, dass du dumm seist. Wenn du über Fotografie sprichst, sagst du sehr schöne Dinge.«
    »Es wird schwierig werden, den ganzen Abend über Fotografie zu sprechen, oder?«
    »Das macht nichts. Wenn du spürst, dass du dich verhaspelst, kannst du immer darauf ausweichen.«
    Tam stand auf und nahm ihre Schülerin bei der Hand.
    »So, und jetzt essen wir. Danach haben wir noch ein bisschen Arbeit vor uns. Ich muss dir beibringen, ein Champagnerglas zu halten, dir die annamitischen Höflichkeitsregeln erklären, ein Abendkleid für dich finden und dich frisieren.«
    »Ein Abendkleid? Mir fällt es schon schwer, in diesen Kleidern einigermaßen normal zu laufen«, entgegnete Nina und zeigte auf das beigefarbene Kleid, das sie für die Probe angezogen hatte.
    »Ja, aber du kannst zu einem Empfang der königlichen Familie nicht so gehen wie zu einer gewöhnlichen Einladung zum Tee. Du musst in großer Aufmachung erscheinen: Abendkleid, Schmuck, lange Handschuhe. Hast du diese Sachen nicht?«
    »Doch, aber …«
    Nina beendete ihren Satz nicht. Ja, sie hatte all das – genauer gesagt, Miss Melly hatte das. Sie dachte an das blassblaue Seidenkleid mit den Perlen, ganz unten im Koffer. Wenn man bedachte, dass sie sich fest vorgenommen hatte, es nicht anzurühren …
    Es war sechs Uhr abends und das Wohnzimmer wurde langsam vom zarten Rot der untergehenden Sonne erfüllt, als Nina fertig angezogen, frisiert und gepudert war. Tam war im Salon geblieben und wartete darauf, dass ihre Schülerin zur letzten Prüfung zurückkäme. Bald darauf erschien Nina im Türrahmen.
    Tam war begeistert.
    »Kaum zu

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