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Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christel Mouchard
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der keinerlei Chancen auf Erfolg hat. Wenn die Mandarine und der Gouverneur wissen, dass ich solche Schätze verkaufe, werden sie sich ihre Gedanken machen. Ich bin verloren – und mein Sohn mit mir. Was für ein Wahnsinn!«
    Nina und Tam wussten nicht, was sie antworten sollten. Sie betrachteten gemeinsam dieses so vollkommene Gemälde der Frau vor einer unwirklichen Landschaft. Ein leichter Dunst stieg auf, der die Bäume und Sträucher mit einem hauchzarten Schleier bedeckte. Kühl und voller Düfte wehte ein zarter Wind vom Teich her, über dem jetzt einige schillernde Libellen schwirrten. Einige Schritte entfernt, sahen die Drachen neben der bemoosten Treppe wie fantastische Tiere aus, die bereit waren, die jungen Mädchen gegen jegliche Gefahr zu verteidigen. Alles hier war so friedlich – ein Ort, an dem man sich sehr wohlfühlen konnte.
    Kaum vorstellbar, dass sich hier eine Grabstätte befand, die vom Geist eines verstorbenen Kaisers heimgesucht wurde. Und dass die Dame, die Nina und Tam mit Tee versorgte, diese so schöne Frau in ihrem Kleid aus nachtblauer Seide und mit ihren schweren Ohrgehängen, die eigentlich die mächtigste von Annam sein sollte – kaum vorstellbar, dass sie eine getriebene Rebellin war.
    »Ich habe die Madonna aus Jade nicht gefunden«, sagte Nina schließlich. »Aber ich habe eine Ahnung, wer etwas damit zu tun haben könnte.«
    »Was meinen Sie? Wissen Sie, wo sie ist?«, fiel ihr die Königin ins Wort und drehte sich hoffnungsvoll um.
    Tam und Nina schüttelten mit derselben betrübten Geste den Kopf.
    »Das nicht, leider. Aber ich habe eine Vermutung darüber, wer Ihre Kunstwerke gekauft hat. Majestät, kennen Sie die Familie Teng?«
    »Teng? Ich bin nicht sicher«, antwortete die Königin und lehnte sich nachdenklich gegen eine Säule. »Sie sind Händler, nicht wahr? Ich kenne den Namen, die Familie ist sehr reich. Doch sie werden nicht am Hof empfangen. Der Großvater war ein einfacher fahrender Händler chinesischer Abstammung, soweit ich weiß.«
    »Vielleicht sind sie nicht adlig«, bemerkte Nina leicht ironisch, »aber ihr Haus ist voller wunderschöner Kunstgegenstände. Teng Wenji ist ein Kunstkenner – er ist der dritte Neugierige, von dem ich Ihnen erzählen wollte.«
    »Und Sie glauben, dass dieser Teng Wenji …?«
    »Aber ja, natürlich!«, mischte sich Tam ein und hob den Finger in die Luft. »Monsieur d’Armand und er waren eng befreundet und verbrachten viel Zeit miteinander. Oft habe ich gesehen, wie sie Pakete ausgetauscht haben. Ich habe immer gedacht, es handle sich um Geschenke.«
    »Das ist ein wichtiger Anhaltspunkt«, unterbrach die Königin Phuong und ging nervös ein paar Schritte auf und ab. »Wir müssen mehr darüber erfahren. Könnten Sie diesen Herrn …«
    »Wenji! Da! WENJI!«
    »Ja, den meine ich, Teng Wenji …«, wiederholte die Königin Phuong. »Könnten Sie …«
    »Hölle und Verwesung!«, rief Nina und sprang auf. »Ich meine, er ist hier, ich habe ihn gesehen!«
    Nina zeigte mit ausgestrecktem Arm auf einen Punkt hinter dem Teich und zog Tam am Ärmel ihres
áo dài
.
    »Du hast ihn gesehen? Hier?«, wiederholte sie.
    Jetzt stand auch Tam auf, und gemeinsam rannten sie zu dem Teil der Terrasse, der oberhalb des Teiches lag. Doch sie konnten die neblige Landschaft noch so sehr mit den Blicken durchforsten, sie erkannten nichts als die Lotusblüten und die Vögel, die den Himmel mit ihrem schnellen Flug streiften.
    »Es wird ein Seidenreiher gewesen sein«, schaltete sich die Königin ein. »Sie lassen sich manchmal am Teich nieder, um zu trinken.«
    »Wenn er fortgeflogen wäre, hätte ich ihn gesehen«, sagte Nina aufgeregt. »Es war ein Mann in weißem Hemd und weißer Hose. Ich bin mir ganz sicher! Er ist im Nebel verschwunden!«
    »Aber was sollte er hier wollen?«, fragte die Königin Phuong beunruhigt.
    »Sicher ist er uns gefolgt«, bemerkte Tam. »Aber dank der Hilfe Ihres Soldaten mit dem Elefanten waren wir lange vor ihm hier.«
    »Ich kann nicht mit Gewissheit sagen, wer es war, aber einer Sache bin ich mir sicher: Es war irgend so ein Hanswurst in einem weißen Anzug.«
    »
Hanswurst?
«, wiederholte die Königin und rümpfte die Nase.
    »Ähm«, stammelte Nina. »ich meinte, ein Herr. Das ist so eine Redensart. Bitte verzeihen Sie.«
    »Aha, eine Redensart also. Etwa wie
Hölle und Verwesung
?«, insistierte die Königin Phuong in wütendem Ton. »Mein Sohn der Kaiser wiederholt seit gestern Abend immer wieder diese

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