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Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen

Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen

Titel: Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen
Autoren: Boris Akunin
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Jahrhunderten lebte. Er hieß Te Huanji. Zumindest glaubt Graf Chruzki, dass es seine Kette ist. Obwohl Te Huanji wahrscheinlich gar nicht existierte und die Geschichte mit der Jadekette nichts weiter als eine Legende ist.«
    »Bravo, Fandorin, ich habe Sie unterschätzt«, flüsterte der Graf und fuhr mit erhobener Stimme fort: »Aber Te Huanji hat existiert, und es ist tatsächlich seine Kette.«
    Fandorin breitete die Arme aus.
    »Ich bin kein Kenner von taoistischen Legenden und will nicht mit Ihnen streiten. Außerdem sind wir nicht zu einem wissenschaftlichen Disput hier, sondern aus ganz anderem Anlass. Als ich auf einer der Kugeln das halbverwischte Schriftzeichen ›te‹ las, fiel mir plötzlich die Legende von dem Taischan-Zauberer ein, dessen Name mit diesem Zeichen beginnt. Ich habe in einem Buch über Zauberlegenden des Altertums nachgelesen und begriffen, was diese bescheidenen Perlen für einen Menschen, der von einer Wahnidee besessen ist, bedeuten können. Nur in einem habe ich mich geirrt – ich war mir sicher, dass der Verbrecher ein Chinese ist. Aber ich hätte auch an die Chinakenner denken müssen.«
    Der Graf lachte verstehend auf.
    »Sie sind also ins chinesische Viertel gegangen, um den Bösewicht mit dem Köder zu fangen?«
    »Natürlich. Denn Chinesen gibt’s in M-Moskau nicht allzu viele, zwei- bis dreitausend, und die leben alle auf einem Haufen. Ein Weißer, der sich mit einer Jadekette in der Hand in chinesischen Garküchen und Spelunken herumdrückt, kann nicht unbemerkt bleiben … Sagen Sie, Lew Aristarchowitsch, Sie sind doch vorgestern mit einer ganz bestimmten Absicht auf dem Ball erschienen? Sie wussten, dass ich dort sein würde, und wollten meinInteresse für die Ermordung des Antiquitätenhändlers wecken? Was haben Sie sich davon versprochen, mich in diese Geschichte hineinzuziehen? Warum sind Sie ein solches R-Risiko eingegangen?«
    »Man sagt, dass Sie sieben Werst unter die Erde blicken können und jedes Rätsel lösen. Ich erinnere mich an ein länger zurückliegendes Gespräch mit Ihnen – Sie haben damals auf mich den Eindruck eines höchst scharfsinnigen Beobachters gemacht …«
    »Und da dachten Sie, dass ich das finde, wonach Sie vergeblich suchten?«
    »Ich hab’s ja gesagt – Sie sind scharfsinnig«, sagte der Graf halb im Ernst, halb spöttisch.
    »Na schön. Aber wie haben Sie erfahren, daß ich die K-Kette gefunden habe? Am Morgen habe ich Prjachins simples Versteck entdeckt, und schon am Abend haben Sie versucht, mich umzubringen.«
    Hier räusperte sich Nebaba, und zwar so angestrengt, dass Fandorin sich zu ihm umdrehte.
    »Sie? Sie haben es ihm erzählt? Aber w-wozu? Wollten Sie von dem Experten erfahren, was die Kette wert ist? Sind Sie vom Laden schnurstracks zu Chruzki gegangen?«
    »Nicht doch«, rief Nebaba verlegen im Bass. »Das heißt, ehrlich gesagt, ich hatte es vor, aber es war nicht nötig. Als ich mich von Ihnen verabschiedet hatte, wollte ich ins Revier, um das Protokoll zu schreiben, da kam mir Seine Erlaucht entgegen. Ich Trottel freu mich noch. Na, denk ich, was für ein glücklicher Zufall …«
    »Ja, sehr glücklich«, bestätigte Fandorin giftig und wandte sich wieder dem Grafen zu. »Sie waren wohl ungeduldig, Lew Aristarchowitsch? Und zogen Ihre K-Kreise um den Laden? Selbstverständlich sagten Sie dem Reviervorsteher, dass die Kette fünf Rubel wert ist, oder?«
    »Drei«, antwortete Chruzki. »Drei Rubel und fünfundzwanzigKopeken. Für eben diese Summe hat der verblichene Prjachin vor einer Woche die Jadekette von einem opiumsüchtigen Chinesen erworben. Ich habe über diesen heiligen Gegenstand viel gehört und gelesen, als ich ein Probejahr in einem Schan-Kloster war. Fünfundzwanzig von der Zeit abgeschliffene Jadekügelchen, jedes mit einem Durchmesser von einem Sun, und auf einem ist das erste Schriftzeichen vom Namen des Ewiglebenden … Die Kette ist während des mandschurischen Einfalls verschollen und galt als unwiederbringlich verloren. Wie oft habe ich sie mir vorgestellt, wenn ich im Hochgebirgsschnee in der Haltung ›Jia chi‹ saß oder mit der Handkante meine täglichen achthundertachtundachtzig Bambusstäbe durchschlug …« Die Stimme des Grafen wurde träumerisch, die Augen umflorten sich, die Lider gingen herunter.
    Fandorin wartete etwas und zerstörte dann taktlos die Erinnerungen des Orientexperten.
    »Also, Sie sind zu Prjachin gegangen, um zu sehen, ob er etwas Neues hatte, und entdeckten die
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