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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Mädchen, das wie
eine rosafarbene Torte herausgeputzt war. Deren breites Gesicht nahm
die Farbe ihres Kleides an, als sie kichernd aufstand. Bald schon
hüpften die beiden auf der Tanzfläche.
         »So
also sieht es aus, wenn Elefanten Polka tanzen«, verkündete
Astrid Nielsen wieder lauter als notwendig. Viktoria begann die
kleine Dicke plötzlich zu mögen und hätte der Dänin
gern ihre Eskimo-Augen ausgekratzt.
         »Kommen
Sie, Sir George, bei diesem Trauerspiel müssen wir für
Abwechslung sorgen!«, meinte Astrid Nielsen und schubste einen
der zahlreichen Verehrer mit ihrem Fächer an. Er stand sogleich
auf, um mit strahlendem Gesicht die Ballkönigin auf die
Tanzfläche zu führen.
         Manche
Frauen konnten Männer also auffordern.
         »Das
war Anette Desmoulins, Tochter eines Krämers aus Lyon«,
erklang die Stimme von Margaret. »Sie hat nicht oft die
Gelegenheit zu tanzen. Und Astrid Nielsen ist ein Miststück,
aber Männer mögen solche Frauen, finden Sie nicht auch,
Miss Virchow?«
         Viktoria
wollte darüber nicht nachdenken. Sie wollte auch nicht sehen,
wie flink und schwungvoll die Füße der Dänin über
das Parkett jagten. Bisher war Shanghai eine fremde Welt gewesen.
Eine Sturmflut neuer Eindrücke hatte Viktoria vor allzu viel
Heimweh und Grübelei bewahrt, doch hier war es fast wie zuhause,
nur dass ihre Rolle eine völlig andere war. Sie brauchte
Ablenkung, um diesen Abend ertragen zu können.
         »Sie
haben gesagt, dass Sie damals, während dieses … dieses
Aufstands in Nanking gewesen sind«, wandte sie sich an
Margaret, deren Augen sogleich zu funkeln begannen.
         »Ach
ja, das war so. Zunächst, also ca. 1850, da schickten die Briten
eine Gesandtschaft nach Nanking, das nun in den Händen der
Rebellen war. Wir wollten zu dieser neuen Macht in China Kontakt
aufnehmen, aber das Zusammentreffen verlief nicht zum Besten. Der
Gesandte hatte uns nichts weiter mitzuteilen, als dass der
chinesische Gottessohn unerträglich arrogant sei. Dann
beschlossen die Franzosen, es ebenfalls zu versuchen. Monsieur de
Bourbelon, ein französischer Minister, segelte höchstpersönlich
los. Ich war mit seiner Frau, einer Engländerin, befreundet,
deshalb konnten mein James und ich mitfahren. Also, diese Kate de
Bourbelon, das war so eine dieser sehr modernen Frauen, die zu allem
eine eigene Meinung haben und diese auch ständig überall
kundtun müssen. Sie meinte unter anderem, dass Jesus ein
großartiger Philosoph war, aber mitnichten der Sohn Gottes. Sie
setzte dem armen französischen Priester, der mit von der Partie
war, unterwegs schon ganz schön zu. Und ich dachte mir, wenn wir
einmal in Nanking sind, und sie diesem chinesischen Gottessohn
erzählt, dass er mitnichten göttlicher Abkunft ist, dann
wird es richtig Ärger geben.«
         Sie
kicherte kopfschüttelnd. Viktoria überlegte, ob die Dame
diese Reise damals mit ebenso viel Sinn für Humor angetreten
hatte. Immerhin war sie zu einer unbekannten, neuen Macht unterwegs
gewesen.
         »Und
wie war es dann in Nanking«, fragte sie ungeduldig.
         »Also
wir segelten den Yangtse entlang und kurz vor Nanking wurden wir von
Kanonen beschossen. Das war bei der ersten Expedition auch so
gewesen. Monsieur de Bourbelon wusste, dass die Qing, also die
Kaiserlichen, daran schuld waren. Sie verbreiteten das Gerücht,
wir Europäer kämen in feindlicher Absicht, damit die
Taiping sich nicht mit uns verbündeten. Als wir nicht
zurückschossen, ließ man uns in Ruhe Anker legen. Aber in
einem waren die Taiping mit den Qing einer Meinung: keine weißen
Teufelsfrauen. Kate und ich mussten auf dem Schiff bleiben.
Eigentlich war ich ganz froh, ich meine nach dem ersten Kanonenfeuer
wollte ich nicht, dass die redselige Kate gleich für das nächste
sorgt. Nur als mein James an Land ging, da wurde mir doch ein wenig
mulmig.«
         Sie
nippte an einem Glas Champagner, das einer der chinesischen
Bediensteten ihr serviert hatte. Viktoria vermochte sich nicht
vorzustellen, dass diese ständig lächelnden, glatten
Gesichter jemals Furcht einflößen konnten. Dann fiel ihr
der feindselige Blick der Amah wieder ein. Wie fühlte man sich
wohl dabei, im eigenen Land Fremde bedienen zu müssen?
         »Meine
Schwiegermutter soll doch keinen Alkohol trinken, hat Schwester Maud
gesagt«, mischte sich plötzlich Emily ins Gespräch
und musterte Viktoria tadelnd, als trüge eine Gesellschafterin
die Schuld an

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