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Das Geheimnis der Krähentochter

Das Geheimnis der Krähentochter

Titel: Das Geheimnis der Krähentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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sich sicher
nicht auf ein so waghalsiges Unterfangen einlassen. Eine Flucht aus Offenburg.
Wie sollte er das schaffen?«
    »Aber wir können nicht einfach hierbleiben und darauf warten, dass
die Soldaten des Obersts ihn hier aufspüren. Wir haben schon zu viel Zeit
verstreichen lassen.«
    »Das ist mir natürlich auch klar, Balthasar«, entgegnete Bernina
mit ruhiger Stimme. »Und ich würde von dir nie verlangen, dass du hierbleibst.«
    Balthasar lachte auf. »Nein, nein, Bernina so leicht wirst du mich
nicht los. Ich habe dich nach Offenburg gebracht, und ich bringe dich auch
wieder hier raus.« Er machte eine vage Geste mit der freien Hand. »Mir wäre es
nur lieber, wir würden aufbrechen. Und zwar so schnell wie möglich.«
    Poppel gähnte. »Ich kann die Verletzten ohnehin nicht einfach im
Stich lassen. Ich muss bleiben.«
    Bernina sah ihn eindringlich an. »Sie haben so vielen Menschen
geholfen, jetzt ist es an der Zeit, dass Sie an sich denken.«
    »Mir passiert schon nichts.« Er winkte ab.
    »Sie haben uns unterstützt, Herr Poppel. Damit sind auch Sie hier
nicht mehr sicher.«
    »Ich wüsste ja gar nicht wohin. Ich wüsste nicht, was ich …«
Poppel verstummte.
    Während der ganzen Zeit behielt der Oberst sein Schweigen bei,
diesen spöttischen Zug um den Mund.
    »Sieht so aus«, sagte der Arzt dann in gedehnten Worten, »als sei
die Situation ziemlich verfahren.«
    Erneut zuckte Bernina zusammen, als die Tür über ihnen aufsprang.
Anselmo. Da stand er und sah zu ihnen hinunter.
    Bernina ruckte hoch. »Anselmo.«
    Langsam kam er die Treppe nach unten, und Bernina lief ihm rasch
entgegen. Unter einem neuen hellen Hemd zeichnete sich der Verband ab, der
seine Brust umschloss. Bernina erreichte ihn. Sein Arm legte sich auf ihre
Schultern.
    »Du hättest nicht aufstehen dürfen«, tadelte sie.
    »Wie hätte ich schlafen sollen? Bei eurem Gerede?« Er grinste sie
an, ließ sich aber dann an den Tisch führen, wo Balthasar ihm seinen Stuhl
anbot. Als er sich hinsetzte, atmete er tief durch. Bernina bemerkte es, auch
dass sich die Blicke Anselmos und des Obersts für einen verschwindend kurzen
Moment scharf kreuzten.
    »Es war wirklich keine gute Idee aufzustehen«, pflichtete Poppel
Bernina bei. Seine Augen ruhten prüfend auf Anselmo.
    »Wenn ich liegen bleibe, kann ich mit Sicherheit kaum aus
Offenburg verschwinden.«
    »Den Gedanken kannst du dir aus dem Kopf schlagen, Anselmo!«
Bernina stand vor dem Tisch, die Hände auf den Hüften. Ihre Worte waren erfüllt
von der Sorge um ihn. »Du bist verletzt! Du hast dich kaum von der ersten
Verletzung erholt!«
    »Ich werde es schon schaffen, glaub mir, Bernina.« Er griff nach
ihrer Hand. »Wir werden fliehen. Wir werden Offenburg hinter uns lassen –
diese Stadt und den Krieg.«
    »Aber …«
    »Versuch erst gar nicht, es mir auszureden«, fiel er ihr ins Wort.
»Endlich habe ich wieder ein Ziel. Ich werde ganz bestimmt nicht das Bett
hüten, um mich zu schonen.« Anselmo stand auf, doch er musste sich an der
Tischplatte abstützen. Sein Blick fiel auf Balthasar. »Du hast es eilig. Und
ich denke, das ist auch richtig so.«
    Bernina machte die beiden Männer kurz miteinander bekannt, und sie
schüttelten sich die Hand. Auch Poppel hatte sich erhoben. Sein Blick suchte
Bernina. »Obwohl ich viel zu müde dafür bin: Ich werde mitkommen.«
    Sie lächelte ihn an. »Das ist eine gute Entscheidung.«
    »Da bin ich mir keineswegs sicher. Denken Sie daran, Bernina,
einer von uns ist zu alt für so etwas, und einer zu verletzt. Falls es ernst
wird … Außerdem bleibt noch die Frage, was wir mit dem Oberst machen.«
    Alle Blicke richteten sich auf den Mann, der noch immer mit diesem
spöttischen Ausdruck in seinem Gesicht dasaß.
    »Wir lassen ihn hier«, erwiderte Anselmo. »Es wird sich ein Zimmer
finden, in dem wir ihn einschließen können und aus dem er nicht entwischen
kann. Zur Not müssen wir auch seine Beine fesseln.«
    »Ich bin dafür, ihn mitzunehmen«, stellte Balthasar mit brummender
Stimme klar. »Wenn wir den Männern von Arnim von der Tauber begegnen, kann er
uns nützen. Die wären gewiss dankbar, wenn sie seiner habhaft werden könnten.«
    »Aber wenn wir kaiserlichen Truppen in die Arme laufen«, gab
Anselmo zu bedenken, »dann sitzen wir mit ihm mehr in der Patsche als ohne
ihn.«
    »Unbemerkt durch die Straßen zu kommen«, erwiderte Balthasar, »ist
bei Nacht das kleinere Problem. Schwieriger wird es vor allem am Stadtrand.
Dort hat Arnim

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