Das Geheimnis der Lady Audley - ein viktorianischer Krimi
Mylady unbekannt ist, in ihre Räume. In einem der Zimmer sehen wir ihr Porträt.
9. George fürchtet sich vor dem Sturm. Sein Verhalten an diesem Abend ist außerordentlich merkwürdig.
10. Am nächsten Morgen mache ich den Vorschlag, Audley Court sofort zu verlassen. Er zieht es aber vor, bis zum Abend zu bleiben.
11. Wir gehen fischen. George verlässt mich.
12. Die letzte eindeutige Auskunft, die ich in Essex über ihn erhalten kann, stammt vom Court. Ein Diener erklärt, Mr Talboys habe nach Mylady gefragt.
13. Am Bahnhof bekomme ich eine weitere Information über ihn, die richtig oder auch falsch sein kann.
14. In Southampton höre ich noch einmal etwas über ihn. Nach den Worten seines Schwiegervaters hat er sich dort am Abend zuvor für eine Stunde aufgehalten.
15. Die telegraphische Nachricht.
Nach Beendigung dieser Aufzeichnung, die Robert Audley mit größter Überlegung, häufigen Pausen des Nachdenkens, Abänderungen und Streichungen verfasst hatte, saß er noch lange sinnend vor dem Schriftstück.
Danach faltete er das Kanzleipapier zusammen, ging zu seinem Sekretär auf der anderen Seite des Zimmers, schloss ihn auf und legte das Protokoll in jenes Ablagefach, in das er bereits Alicias Brief gesteckt hatte. Das Fach, welches mit dem Wort „wichtig“ gekennzeichnet war.
14. Kapitel
M r George Talboys. – Jeder, der diesem Gentleman seit dem Siebten des Monats begegnet ist oder über Informationen bezüglich dieser Person nach diesem Datum verfügt, erhält eine großzügige Belohnung, wenn er sich mit A. Z., 14, Chancery Lane, in Verbindung setzt.“
Sir Michael las diesen Aufruf in der zweiten Spalte der Times, als er mit Mylady und Alicia beim Frühstück saß.
„Von Roberts Freund hat man also noch nichts gehört“, bemerkte der Baron, nachdem er seiner Frau und seiner Tochter den Zeitungsabschnitt vorgelesen hatte.
„Nun, was das betrifft“, meinte Mylady, „so muss ich mich doch wundern, dass jemand töricht genug ist, seinetwegen eine Anzeige aufzugeben. Der junge Mr Taylor ... oder wie er heißen mag ... hat ganz offensichtlich eine Neigung zu einem unsteten, umherschweifenden Leben.“
Obwohl der Aufruf dreimal hintereinander erschien, maß die Gesellschaft am Audley Court dem Verschwinden von Roberts Freund keine große Bedeutung bei. Und so wurde der Name Talboys weder von Sir Michael noch von Mylady oder Alicia wieder erwähnt.
Alicia und ihre hübsche Stiefmutter waren seit jenem beschaulichen Abend, an dem der junge Advokat zum Dinner nach Audley Court gekommen war, keineswegs bessere Freundinnen geworden.
„Sie ist eine hohlköpfige, frivole, herzlose und kokette kleine Person“, erklärte Alicia ihrem Neufundländer Caesar, dem alleinigen Empfänger der vertraulichen Geständnisse dieser jungen Dame. „Nicht zufrieden damit, sich mit ihren gelben Löckchen und ihrem einfältigen Gekicher die Hälfte der Männer in Essex zu angeln, muss sie auch noch meinen dummen Cousin dazu bringen, ihr den Hof zu machen. Ich habe einfach keine Geduld mehr mit ihr!“
Zum Beweis dieser Behauptung behandelte Miss Alicia Audley ihre Stiefmutter mit derart unverhohlener Impertinenz, dass Sir Michael sich aufgerufen fühlte, seiner einzigen Tochter Vorhaltungen zu machen. „Die arme kleine Frau ist sehr empfindsam, wie du weißt, Alicia“, mahnte der Baron mit ernster Miene einige Tage später, „und dein Benehmen trifft sie zutiefst.“
„Das glaube ich ganz und gar nicht“, antwortete Alicia ungerührt. Der Neufundländer rollte seine Augen, so als verstehe er jedes Wort.
Gerade in diesem Augenblick traf es sich, dass Lady Audley ins Zimmer kam, worauf sich das Tier mit einem unterdrückten Knurren an der Seite seiner Herrin niederkauerte. Im Verhalten des Tieres lag etwas, das eher auf Erschrecken als auf Wut hinwies. Lady Audley wich zurück.
Erschreckt blickte Sir Michael auf. „Dein Hund, Alicia, wird sofort erschossen“, sagte er voll Zorn zu seiner Tochter, „sollte sein bösartiges Wesen Lucy jemals in Gefahr bringen.“
Alicia sprang auf und verließ mit dem Hund den Raum.
Nachdem Alicia durch ihr Verhalten jeder noch so geringen Vertrautheit zwischen sich und Lady Audley unwiderruflich einen Riegel vorgeschoben hatte, war es nur natürlich, dass sich Mylady mit ihrer ausgeprägten Vorliebe für Geselligkeit lieber in der Gesellschaft ihrer Zofe aufhielt.
Phoebe entsprach genau dem Typ Mädchen, der häufig von der
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