Das Geheimnis der MacKenzies
Manchmal war er oben, manchmal war sie es; manchmal war er hinter ihr. Manchmal benutzte er seinen Mund, und er lehrte sie, wie sie ihren benutzen konnte, um ihn zu verwöhnen. Er liebte sie in der Badewanne, auf der Couch, auf dem Boden. Er liebte sie, wo auch immer sie gerade waren.
Joe hatte einen Pager an seinem Gürtel, doch der meldete sich kein einziges Mal. Die Außenwelt störte sie nicht. Nie zuvor hatte Caroline sich so absolut, so vollständig auf einen einzigen Menschen bis zu einem Grad eingelassen, der alles andere ausschloss. Sie dachte nicht an die Arbeit, sie suchte nicht nach einem Buch, das sie lesen wollte. Sie ging gänzlich in der neuen Erfahrung auf.
Am Sonntagmorgen war der erste, stürmische Hunger so weit gesättigt, dass sie sich mehr Zeit beim Liebesspiel lassen konnten. Gelassenheit und Zärtlichkeit bestimmten die Phasen von Erregung und Befriedigung. Nachdem sie einander am Morgen geliebt hatten, bestellte Joe ein spätes Frühstück, mit dem sie sich in den Wohnraum vor den Fernseher setzten und gemeinsam die Nachrichten ansahen. Caroline hatte sich auf dem Sofa an Joe gekuschelt, die Lider schwer vor Zufriedenheit.
Joe spielte mit einer ihrer Haarsträhnen, mehr interessiert daran, wie das Sonnenlicht sich in dem Gold fing, als an den Bildern, die über den Bildschirm flimmerten. „Wo sind eigentlich deine Eltern?“
„Normalerweise oder jetzt im Moment?“ Ihre Stimme klang genauso träge wie seine.
„Sowohl als auch.“
„Normalerweise lehren sie beide in North Carolina, aber im Moment sind sie irgendwo in Griechenland, auf einer ausgedehnten Bildungsreise. Mitte September sollen sie wieder zurück sein.“
„Warst du als Kind einsam?“
„Nicht dass es mir aufgefallen wäre. Ich wollte lernen. Ich konnte gar nicht genug lernen, um mit mir selbst zufrieden zu sein. Ich glaube, ich muss ein ziemlich schwieriges Kind gewesen sein. Hätte ich andere Eltern gehabt, wäre ich wahrscheinlich unerträglich gewesen. Aber die beiden haben mir geholfen, mit meinen Frustrationen umzugehen. Sie haben auch nie versucht, mein Lernmaterial einzugrenzen.“
„Wahrscheinlich warst du ein Monster“, meinte er trocken.
„Ja, wahrscheinlich“, stimmte sie sachlich zu. „Und du?“
Er antwortete nicht sofort, und Caroline spürte, wie ein winziger Wermutstropfen in ihr Glück fiel. Er redete freimütig über seine Erfahrungen als Pilot und über seine Arbeit, aber sein Privatleben behielt er stets für sich. Nur einmal war er unachtsam geworden und hatte ihr gesagt, dass er Halbindianer war und drei Brüder und eine Schwester hatte. Aber das war es auch schon. Anekdoten aus der Kindheit hatte er nicht preisgegeben, so weit hatte er die Unterhaltung gar nicht an sich herankommen lassen. Natürlich, so ermahnte sie sich, kannten sie sich ja auch noch nicht lange - um genau zu sein, nicht einmal eine Woche. Das Tempo und die Intensität ihrer Beziehung jedoch überrumpelten Caroline, so erschien ihr die Zeit viel länger.
„Nein, ein Monster war ich nicht“, sagte er schließlich, und sie spürte, dass er versuchte auszuweichen.
„Was ist mit deinen Geschwistern? Ist ein Monster unter ihnen?“
Weil sie ihm so nahe saß, konnte sie spüren, wie er sich entspannte. „Meine Schwester. Nicht dass sie Wutanfälle bekommen würde oder Dinge durch die Luft wirft, aber bei ihr muss alles nach ihrem Kopf gehen. Etwas anderes lässt sie gar nicht zu. Sie ist eine richtige kleine Dampfwalze.“
Die Liebe für seine Familie war deutlich in den Worten zu hören. Caroline schmiegte sich enger an Joe, sie wollte, dass er weiterredete. „Wie alt sind sie? Wie heißen sie?“
„Michael ist achtzehn. Er hat gerade die High School abgeschlossen und fängt nächsten Monat auf dem College an. Er interessiert sich für Rinderzucht und hat vor, nach dem College seine eigene Zucht aufzuziehen. Joshua ist sechzehn. Er hat ein absolut sonniges Gemüt und ist ein totaler Jet-Freak, so wie ich in seinem Alter. Er gehört übers Knie gelegt, der Junge will doch tatsächlich für die Navy fliegen. Zane ist dreizehn und ... eindringlich. Schweigsam und gefährlich, wie Dad. Und dann kommt Maris. Sie ist elf, aber vom Charakter her wird sie bald hundert. Sie ist ziemlich klein für ihr Alter und so zart, dass man meint, ein Windhauch könnte sie davontragen, aber sie hat einen eisernen Willen. Wir alle können gut mit Pferden umgehen, doch Dad ist der unschlagbare Meister. Was er mit den Tieren macht,
Weitere Kostenlose Bücher