Das Geheimnis der MacKenzies
offenen Bademantel. „Der eine Ort, wo mein Patriotismus nicht hingehört, ist der hier.“
Sein Körper reagierte sofort auf ihre intime Berührung, obwohl sie einander gerade erst geliebt hatten. „Wenn du nicht in zwei Tagen damit aufhörst, dann rufe ich die Polizei.“
„Uns bleiben keine zwei Tage mehr“, berichtigte sie ihn und sah zur Uhr. „Sondern nur noch ungefähr acht Stunden.“
„Dann sollten wir nicht eine Minute davon unnütz verstreichen lassen.“ Mit diesen Worten hob er sie auf seine Arme und trug sie ins Schlafzimmer. Caroline schmiegte sich an ihn und wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, die Zeit anzuhalten.
Die Zeit blieb nicht stehen. Es war ein seltsames Gefühl, den sicheren Kokon verlassen zu müssen, aber um halb sieben befanden sie sich auf dem Rückweg zur Militärbasis. Caroline saß stumm neben Joe und wappnete sich für die vielen Nächte, in denen sie nun allein schlafen würde. Bis das nächste Wochenende kam. Vielleicht sogar dann. Joe hatte nicht einmal etwas über den nächsten Abend gesagt, geschweige denn vom nächsten Wochenende gesprochen.
Sie sah zu ihm hin. Die Veränderungen waren nur gering, aber je näher sie dem Stützpunkt kamen, desto mehr wurde er wieder zum Colonel. In Gedanken war er wahrscheinlich schon wieder beim Night-Wing-Projekt und den schnellen Flugzeugen. Vermutlich dachte er darüber nach, wie sie sich von ihm fliegen ließen und wie sie auf seine meisterhaften Hände reagierten. Vielleicht lag der Grund seiner Veränderung darin, dass er zum Liebhaber dieser tödlichen Schönheiten wurde und nicht mehr Carolines Geliebter war. In ihnen flog er, sie trugen ihn schneller und höher, als Caroline es jemals vermochte. Sie hoffte aber auch, dass diese Maschinen ihn ebenso vehement schützen und ihn sicher wieder zu ihr zurückbringen würden.
Sie war lange noch nicht bereit für den Abschied, aber da hielt Joe auch schon vor ihrem Quartier. Er stand vor ihr und musterte sie mit hungrigem Blick. „Ich werde dich nicht zum Abschied küssen“, meinte er. „Denn dann würde ich nicht aufhören können. Ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt, dich ganz zu besitzen.“
„Dann ... gute Nacht.“ Caroline wollte ihre Hand ausstrecken, doch sie zog sie hastig wieder zurück. Selbst ein Händedruck wäre zu viel nach dem sinnlichen Wochenende. Zu verlockend wäre es, ihn an sich zu ziehen, und es würde sie nur daran erinnern, dass sie heute Nacht allein würde schlafen müssen.
„Gute Nacht.“ Abrupt drehte er sich auf dem Absatz um und ging zu seinem Truck zurück. Caroline schloss die Tür zu ihrem Quartier auf und trat ein. Sie wollte ihn nicht davonfahren sehen. Die winzigen Zimmer, obwohl luxuriös im Vergleich zu den anderen Unterbringungsmöglichkeiten auf dem Stützpunkt, wirkten nun öde und erdrückend. Caroline drehte die Klimaanlage sofort auf, doch nichts konnte ihre Einsamkeit vertreiben. Nur Joe.
In dieser Nacht schlief sie nicht gut. Sie wälzte sich im Bett hin und her, suchend nach ihm, nach seiner Wärme und seiner Nähe, in der sie sich die letzten beiden Tage und Nächte verloren hatte. Ihr Körper, jetzt an das Ausleben der Sinnlichkeit gewöhnt und abrupt dieser Möglichkeit beraubt, schmerzte vor Verlangen und Frustration.
Als der Morgen graute, gab Caroline auf. Arbeit war immer das Allheilmittel für sie gewesen, also würde es auch jetzt möglicherweise helfen. Und schließlich hatte Boling-Wahl sie hergeschickt, um an dem Projekt mitzuarbeiten, nicht um den Projektleiter anzuhimmeln.
Eine garantierte Kur, die auch diesmal half. Caroline konzentrierte sich auf die Vorbereitungen für die neuen Tests. Joe kam nicht vorbei, und sie war dankbar dafür. Erst jetzt und nur langsam gewann sie ihre Fassung zurück. Wenn er sie geküsst hätte, wäre sie wieder verloren. Sie sah sich dann schon wieder auf dem Schreibtisch sitzen, Joe zwischen ihren gespreizten Beinen vor sich stehend. Er hatte der Versuchung damals widerstanden, sie wusste nicht, ob sie heute diese Kraft aufbringen würde.
Cal kam wie üblich als Zweiter im Container an. „Wo warst du am Wochenende? Ich wollte dich eigentlich ins Kino einladen.“
„In Vegas“, antwortete sie. „Ich bin das Wochenende über dort geblieben.“
„In der Stadt, um dich zu amüsieren, was? Hast du die Casinos heimgesucht?“
„Ich halte nicht viel vom Glückspiel. Minigolf liegt mir mehr.“
Lachend holte Cal sich einen Becher Kaffee. „Sei nur vorsichtig, zu
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