Das Geheimnis der MacKenzies
schlechten Zeiten“, ergänzte sie, und plötzlich schossen ihr Tränen in die Augen und liefen an ihren Schläfen hinab.
Joe bettete ihren Kopf in seine Hände und küsste ihr die Tränen fort. Ein eiserner Ring lag um seine Brust. Nie hätte er Tränen von seiner unerschrockenen kleinen Kriegerin erwartet, es war fast mehr, als er ertragen konnte. „Warum weinst du?“, fragte er besorgt und bedeckte ihr Gesicht und ihren Hals mit hilflosen kleinen Küssen. „Habe ich dir wehgetan?“
„Du hast mich fast umgebracht“, antwortete sie leise. „Du hast mir nicht geglaubt.“ Und dann ballte sie die Faust und versetzte ihm einen Hieb gegen den Kopf, weil es der einzige Platz war, an den sie herankam. Es wurde ein kraftloser Schlag, weil sie sich kaum rühren und daher lange nicht so Schwung holen konnte, wie sie gern wollte, aber sein gepeinigtes Stöhnen befriedigte sie. „Tu das nie wieder!“
Er ruckte mit dem Kopf zurück und funkelte sie verständnislos an. „Warum hast du das getan?“
„Du hast es verdient“, murmelte sie und blinzelte die nächsten Tränen weg, die ihr in die Augen stiegen.
Ein Lächeln zuckte um Joes Lippen, und sein grimmiger Blick wurde zärtlich. „Es tut mir leid.“ Er setzte kleine Küsse auf ihre Mundwinkel. „Es tut mir leid. Ich war ein blinder, sturer Esel. Allein die Vorstellung, du könntest mich betrogen haben, hat mich so in Rage versetzt, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Ich war auf dem Weg zu deinem Quartier, als du mir entgegenkamst. Du bist über das Gelände marschiert, als gehöre es dir, und dabei standest du doch unter Bewachung.“ Eine Falte erschien auf seiner Stirn. „Wie bist du eigentlich da herausgekommen?“
„Ich habe das Oberlicht im Schlafzimmer abgeschraubt und bin durchgekrochen.“
Joe blickte sie verdutzt an. „Da passt du doch niemals durch, das ist doch viel zu schmal.“
„Ha! Ich hab mir ein paar Kratzer zugezogen und mir halb die Schulter ausgekugelt, als ich gefallen bin. Schließlich musste ich ja mit dem Kopf zuerst raus. Aber es ist machbar.“ Sachlich fügte sie hinzu: „Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass du dich durchzwängen könntest, selbst wenn du von Kopf bis Fuß eingeölt wärst.“
„Und auch kein anderer Mann auf der Basis“, ergänzte er trocken.
„Nun, die Zeiten ändern sich. Es treten immer mehr Frauen in die Air Force ein, also werden sich die Sicherheitsbestimmungen entsprechend anpassen müssen. Der Stützpunktpolizei wird nichts anderes übrig bleiben, als dazuzulernen.“
Typisch für Caroline, dass sie sofort auf die Schwachpunkte hinwies. Die Überwachung war lückenhaft gewesen, ein Fehler, der Caroline die Flucht ermöglicht hatte. Joe würde Hodge darauf hinweisen - wenn Caroline es nicht vor ihm tat.
Jetzt gähnte sie, wohlig wie eine Katze, und ihre Lider senkten sich schläfrig. Joe wollte sich noch immer nicht von ihr lösen, auch wenn Caroline nackt auf dem harten Wüstenboden lag. Das Problem löste Joe, indem er sich mit ihr herumrollte, so dass er nun unten und sie auf ihm lag. Sie gab einen zufriedenen Laut von sich, wie ein Schnurren, und schmiegte ihre Wange in seine Halsmulde.
Träge streichelte er ihr mit den Fingerspitzen über den Rücken, dann plötzlich fasste er sie bei der Taille und drückte sie hoch. „Und was ist mit dir?“ Seine Stimme klang scharf. „Liebst du mich, Caroline? Sag es.“
„Ja, Sir, Colonel“, antwortete sie auf seinen Kommandoton. Sie nahm an, dass er nicht anders konnte. „Ich liebe dich, Sir, Colonel. Ziemlich dumm von mir, was? Mich in dich zu verlieben, wo du doch so fest entschlossen warst, nichts von dir preiszugeben und mir nicht mehr zukommen zu lassen als Sex.“
Anspannung flutete jäh durch ihn hindurch und straffte die Haut schmerzhaft über den markanten Gesichtsknochen. Panik breitete sich in Joe aus und verursachte ihm Übelkeit, als ihm plötzlich klar wurde, dass Caroline seine eiserne Selbstbeherrschung nie tolerieren würde. Sie würde sich nie mit Häppchen von Liebe und Leidenschaft zufriedengeben. Sie wollte alles von ihm. Ein Abgrund tat sich vor ihm auf, und wenn er einen Schritt vor machte, würde sein Leben nie wieder sein wie vorher. Doch wenn er diesen Schritt nicht tat, würde er Caroline verlieren. Und mit absoluter Gewissheit wusste er, dass er das nicht überleben würde. Er würde sie nie vergessen können, er würde ohne sie nie weitermachen können, so als wäre nichts geschehen. Sie war
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