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Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Titel: Das Geheimnis der Mangrovenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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unglücklich und mürrisch ist.«
    »Na also, stimmt doch. Eine merkwürdige Sammlung. Ein Hexendoktor, eine Tiernärrin, ein merkwürdiger alter Schiffer und ein in Geheimnissen brütender Farmer. Trotzdem, Verity, so interessant ich das Studium Ihrer Nachbarseelen auch finden mag, ich muß jetzt in die Stadt fahren. Der Zustand meiner einzigen Hose verlangt es; obwohl der Anblick des bis in die Knie im Sumpf eingesunkenen Rutherford zweifellos dieses Mißgeschick wettgemacht hat, noch dazu, wo sich nicht ein einziger Fluch seinem Munde entrang.«
    Verity lächelte. »Ja, Sie werden etwas brauchen, während ich diese Hose reinige. Pauline, warum fährst du nicht mit? David muß zu seiner Hütte zurück, und diesmal werde ich wirklich schlafen gehen. Ich war schon seit einer Woche nicht mehr in der Stadt, und es gibt eine ganze Liste von Besorgungen zu erledigen. Außerdem kannst du Anthony bei der Wahl einer eleganten Hose behilflich sein.«
    »Was das anbetrifft, so wird er mich bestimmt nicht fragen. Er weiß doch immer alles am besten. Aber ich werde deine Einkäufe besorgen, Verity. Ich weiß, wie Männer derartige Dinge erledigen.«
    »Und was Frauen für Komplimente machen«, fügte Anthony hinzu. »Also schön, ich werde Sie eben ertragen müssen. Mein Wagen steht nicht weit von hier. Ich hole ihn. David, gehst du schon?«
    »O ja, er muß gehen«, sagte Verity hastig, wobei ihre Stimme durchblicken ließ, daß er nicht wiederkommen sollte. Doch dann ging sie mit ihm zur Türe, und die anderen hörten sie sagen: »Nein, nicht am Strand. Nirgends, David. O bitte, frag mich nicht...«
    Als sie zurückkam, sagte sie zu Anthony: »In dieser Hütte ist zu wenig Platz für zwei Männer. Bleiben Sie doch hier. Pauline und ich würden Sie gerne bei uns behalten.«
    Anthony zögerte. »Ich hatte an das Hotel gedacht«, sagte er, »aber wenn Sie so liebenswürdig sind... also dann, vielen Dank, Verity. Ich werde auf jeden Fall die Aufgabe eines Wachhundes übernehmen.«
    »Als ob wir einen bräuchten«, fügte Pauline unnötigerweise hinzu und ging die Treppe hinauf, um ihr einziges hübsches Kleid anzuziehen. Der Gedanke an diese Expedition nach Willesden — dieser Kleinstadt, die ihr gestern noch als der traurigste Ort der Welt erschienen war — erfüllte sie mit freudiger Neugier.
     
     

6. Kapitel
     
    Sie gingen am Polizeirevier vorbei. Durch das Fenster konnten sie den beim Telefon sitzenden Sergeanten erkennen.
    »Zitiert wahrscheinlich gerade den größten und besten Detektiv herbei«, kommentierte Anthony. »Jetzt werden wir ihn endlich mit diesen Typen in Kriminalromanen vergleichen können. Ob er Pfeife raucht und einen Helfershelfer namens Watson hat? Ob er stillsitzt und seine kleinen, grauen Zellen arbeiten läßt? Oder ob er vielleicht strickt — bisher gibt es noch keinen strickenden Detektiv, aber vielleicht werden wir einen haben — möglicherweise ist er ein Liebhaber von klassischen Zitaten und macht immer leichte Anspielungen auf seine adelige Abstammung. Aber, das alles werden wir bald sehen.«
    »Ich begreife nicht, wieso Sie sich über das alles nur lustig machen können. Das ist entsetzlich.«
    »Aber vielleicht etwas weniger entsetzlich, wenn man die Dinge nicht ganz so tragisch nimmt.«
    »Einen Mord kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
    »Ich kann alles auf die leichte Schulter nehmen, selbst charmante Mädchen, die plötzlich völlig kopfscheu geworden sind.«
    »Ach was, es hat überhaupt keinen Sinn, mit Ihnen zu sprechen. Heute früh waren Sie vernünftig, aber jetzt...«
    »Ich habe mich von meinem momentanen Versagen erholt und bin wieder vernünftig geworden. Da sind wir. Jetzt geht jeder von uns seiner Wege, und dann treffen wir uns wieder im Pub zu einem Drink.«
    »Ich dachte, Sie wollten meine Meinung hören über elegante Herrenkleidung?«
    »Ich werde mich alleine durchschlagen und Ihnen das Ergebnis vorführen — ein schauerliches, wenn man sich diese Geschäfte ansieht.«
    Pauline ließ sich mit ihren Einkäufen Zeit. Sie machte einen Spaziergang durch die kleine Stadt und zeigte sich sehr interessiert, als sie einen großen Gebäudeblock sah, über dessen Haupteingang der Name »Holder’s Buildings« stand. Da fiel ihr Dibbles Bemerkung wieder ein, daß dem toten Mann die halbe Stadt gehört habe. Aber ganz abgesehen davon, schien niemand darin den Tod des wichtigsten Bürgers zu bedauern. Es herrschte nur überall eine Atmosphäre von unterdrückter

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