Das Geheimnis der Mangrovenbucht
oft getroffen.
Enttäuscht, daß sein Hauptverdacht sich als unbegründet erwies, wandte sich Wright wieder dem Schreibtisch zu und lächelte, als er entdeckte, daß dieser die übliche Geheimlade besaß. Da derartige Vorrichtungen ihm nicht neu waren, gelang es ihm ohne viel Mühe, diese zu öffnen; doch diesmal war er echt enttäuscht. Darin lag keine Liste von schuldigen Männern und deren Geheimnissen, sondern lediglich ein Foto und ein Brief. Ersteres war in keiner Weise interessant, es zeigte nur eine Gruppe Touristen, die im Halbkreis um einen Wasserfall herumstanden, der sich irgendwo im englischen Lake District befinden mußte.
Wright blickte das Bild mit verwirrtem Stirnrunzeln an. »Warum sollte man so etwas verstecken?« murmelte er. »Ganz normal aussehende Leute. Nichts Besonderes an ihnen.«
Dann öffnete er den Briefumschlag und überflog den Inhalt. Dabei stieß er ein leises Pfeifen aus und las den Brief ein zweites Mal, noch aufmerksamer. Hier lag der Schlüssel zum Ganzen. Es handelte sich um ein Schreiben einer Gesellschaft von Privatdetektiven und einen Luftpostbrief aus England. Das Schreiben der Detektivgesellschaft lautete: »Sehr geehrter Herr, bezugnehmend auf Ihren Brief, in welchem Sie um Auskünfte über den Betroffenen baten, können wir Ihnen mitteilen, daß die Nachforschungen in England ergeben haben, daß der Betroffene die Schule, an der er lehrte, unter üblem Leumund verließ und angeblich von einer jungen Kinderschwester begleitet wurde, die ebenfalls an der Schule gearbeitet hatte. Wir haben in Erfahrung gebracht, daß die Ehefrau des Betroffenen noch in demselben Dorf lebt und sich nicht scheiden ließ, da die Religion ihr einen derartigen Schritt untersagt. Es heißt, daß der Betroffene bald nach seinem Ausscheiden aus der Schule England verlassen hat und daß er mit der Kinderschwester nach Neuseeland reiste, wobei sich das Paar als Mann und Frau ausgab. Anliegend übersenden wir Ihnen den Luftpostbrief unserer englischen Mitarbeiter, der die oben angeführten Mitteilungen enthält, sowie unsere Rechnung für die in Ihrem Auftrag durchgeführten Nachforschungen.«
»Na, das ist ja ein dicker Hund«, dachte Wright, »vorausgesetzt, daß es sich bei dem >Betroffenen< auch um den Mann handelt, den ich meine. Und darüber muß ich mich zuerst vergewissern.« Dann ging er hinaus und fragte Verity, ob sie ihm noch ein paar Minuten widmen könnte.
Er begann entschuldigend: »Ich sagte Ihnen, daß wir einfach alles anschauen müssen, selbst wenn es uns nichtssagend erscheint. Ich habe jetzt im Besitz Ihres Mannes dieses Foto gefunden und möchte gerne wissen, ob Sie mir dazu etwas sagen können. Kennen Sie zufälligerweise diese Leute?«
Verity blickte auf das Bild und zögerte. Dann sagte sie leise: »Das ist ein Foto von einem Ort, an dem wir auf unserer Hochzeitsreise waren. Ich weiß nicht, ob Sie gehört haben, daß mich mein Mann nach unserer Hochzeit nach England mitnahm?«
»Nein, das hatte ich nicht gehört. War es eine große Reise?«
»Wir flogen hin und blieben einige Monate dort«, sagte Verity mit völlig ausdrucksloser Stimme. Nichts, so dachte Wright, hätte beredter die Traurigkeit und Trostlosigkeit dieser Flitterwochen verraten können. Sie fuhr fort: »Wir fuhren zum Lake District, wo ich dieses Bild kaufte — von einem Ort, den wir gesehen hatten. Wir selbst waren nicht darauf, und wir wußten auch nicht, wer die Leute auf dem Foto waren.«
»Aber Sie bewahrten das Bild auf?«
»O ja. Eine Zeitlang bewahrte ich alle Dinge, die wir aus England mitgebracht hatten, auf. Doch dann — später, als ich fühlte... na ja, ich fand einfach, daß es keinen Sinn mehr hatte, diese Dinge aufzuheben — da holte ich eines Tages alles aus meiner Schreibtischlade hervor und wollte die Sachen vernichten. Gary kam herein, als ich gerade beim Aussortieren war, und schaute alles an. Ich fragte ihn, ob er etwas haben möchte. Daraufhin murmelte er ein paar Worte vor sich hin und ging mit diesem Foto hinaus, aber ich dachte nicht, daß er es aufheben wollte. Ich weiß nicht, warum er das getan hat.«
»Sie erkennen darauf niemanden wieder, Mrs. Holder? Kommt Ihnen irgendein Gesicht bekannt vor?«
Verity nahm das Bild und schaute es lange an, dann gab sie es ihm zurück und sagte kleinlaut: »Es ist nicht sehr deutlich, nicht wahr? Nur einige Touristen, die sich einen Wasserfall ansehen. Ich - ich verstehe wirklich nicht, warum Gary es haben wollte.«
Doch sie wich
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