Das Geheimnis der Mangrovenbucht
gestürzt?«
»Nein, aber die alte Grube ist in der Nähe. Wir werden einige Zeit brauchen, bis wir dort sind; wir sollten uns jetzt beeilen. Mein Wagen ist bereit. Ich fahre Sie schnell hinüber.« Und nach zwei Minuten hatte er den Wagen aus der Garage gefahren und half ihr beim Einsteigen.
Er fuhr schnell und ohne ein Wort zu reden, bis sie an den Häusern vorbei waren. Sie entdeckte Jim und Wright, die auf der Straße neben Wrights Wagen standen und deren Gesichter sehr überrascht wirkten, als sie das Auto vorbeifahren sahen. Sie wußten anscheinend noch nichts. Man hatte ausdrücklich nach ihr verlangt, Anthony hatte nur sie sehen wollen.
Zu ihrer großen Überraschung verlangsamte Walker das Tempo, als sie außer Sichtweite waren. Ungeduldig und beunruhigt trieb sie ihn an: »Schnell, schnell. Sie sagten, wir kämen vielleicht nicht mehr rechtzeitig hin.«
Er änderte die Geschwindigkeit nicht, sondern deutete nur auf einen riesigen Teestrauch am Rande der Straße und sagte beiläufig: »Hier hatte ich Holders Leiche versteckt.«
Pauline glaubte einen Augenblick, daß sie den Verstand verloren habe, daß sie träume und Worte hörte, die sie sich nur einbildete. Sie fragte höflich: »Was sagten Sie da eben, Mr. Walker?« Worauf er ganz selbstverständlich wiederholte: »Ich zeigte Ihnen, wo ich Holders Leiche am Samstagabend versteckt hatte. Am Sonntag war sie noch da, und wie sie in diesen Bootsschuppen gelangte, ist mir völlig unbegreiflich.« Dann verlangsamte er das Tempo noch weiter, um ihr die Stelle genau zu zeigen.
Eine Minute lang herrschte völlige Stille, dann sagte Pauline mit einer Stimme, die sehr angespannt und unnatürlich klang: »Aber Anthony... wo ist Anthony? Sie sagten, er sei schwer verletzt.«
Zu ihrer Überraschung lachte er plötzlich aus vollem Halse. »Irving?« sagte er. »Er ist ja gar nicht verletzt. Ich mußte Ihnen das nur sagen, um Sie aus dem Wege zu schaffen. Seitdem Sie Bescheid wußten, mußte ich natürlich beschließen, Sie umzubringen — und ich kann nicht noch mehr Blutspuren im Heustadel haben. Sie haben doch das Blut gesehen, oder?«
Pauline erkannte plötzlich, daß seine Erzählung wirklich stimmte. Sie hatte ihm zunächst kein Wort geglaubt, jetzt war sie mit dem Mörder allein, der nun auch sie töten wollte. Er fuhr mit ihr auf diese Felsklippen zu, deren Anblick sie seit jenem ersten grauen Abend, an dem sie mit Dibble dort vorbeigefahren war, nicht mehr losgelassen hatte. Klippen, an einer Strömung gelegen, von der man sagte, daß nichts, was je dort hineingeriet, jemals wieder gesehen würde.
Aber selbst in diesem Augenblick des Schreckens dachte sie noch: Aber Anthony geht es gut — und sofort darauf —, doch ich muß sterben, und es gibt keine, überhaupt keine Hilfe. Dabei erinnerte sie sich an die überraschten Gesichter von Jim und Wright, als sie im Wagen an ihnen vorbeiraste. Ob sie etwas vermuten würden?
14. Kapitel
Jim hörte nicht zu, was der Inspektor zu ihm sagte. Er starrte dem Auto nach, das so schnell vorbeigerast war. »Ein verrückter Fahrer, dieser Kerl. Wer war das denn?«
»Robert Walker, der Farmer, den ich als Hauptverdächtigen auswählte, ihn aber leider wieder fallenlassen mußte. Ich frage mich nur, was Pauline Marshall in seinem Wagen tut? Sie kann ihn nämlich genausowenig ausstehen wie ich — weil er sie an dem Abend, an dem sie ankam, nicht mitnehmen wollte. Du weißt doch, was für ein Hitzkopf sie ist.«
»Jetzt sah sie gerade nicht wie ein Hitzkopf aus. Sie war zu Tode erschrocken, so als ob sie einen schrecklichen Schock erlitten hätte. Irgend etwas stimmt da nicht. Da wette ich mit dir.«
Wright zuckte die Achseln. »Bei diesem Mädchen weiß man nie, was es im Schilde führt. Als ich sie das letzte Mal sah, rannte sie davon, um Milwards Unschuld zu beweisen. Was, zum Teufel, soll ich nur mit diesem Burschen anfangen? Er sagt einfach keinen Ton, und ich schwöre, daß er mit dem Abschleppen der Leiche etwas zu tun hat.«
Doch Jim unterbrach ihn. »Beweise? Jetzt fällt mir ein, daß das Mädchen zurückgelaufen kam und erzählte, sie habe im Bootsschuppen etwas gefunden.«
Wright blickte ihn scharf an. »Etwas gefunden? Quatsch. Sie hat dich auf den Arm genommen. Wir haben alles sorgfältig — bis auf die Spinnennetze — untersucht. Da war nichts mehr zu finden.«
»Sie hatte aber etwas. Und zwar ein Büschel Heu. Wollte wissen, ob man mit diesem Zeug Steingut verpackt. Natürlich
Weitere Kostenlose Bücher