Das Geheimnis der Mangrovenbucht
leere, kurvige Straße. Dann — eine Meile weiter — entdeckten sie nach einer Kurve den Wagen. Er fuhr langsam, näherte sich aber bereits dem Ende der Straße, wo die Felsklippen ins Meer abfielen. Wright fluchte bei dem Gedanken an die Zeit, die er und Jim mit ihrem Gespräch auf der Straße versäumt hatten.
»Er wird uns jeden Augenblick sehen«, murmelte er, »und dann...«
Und dann hörten sie den ohrenbetäubenden Lärm eines Motors über sich, der alle anderen Geräusche übertönte. Jim blickte hoch. Der Pilot flog mit seinem Düngeflugzeug so gefährlich tief, daß er instinktiv seinen Kopf einzog. Er flog in Richtung auf die Klippen zu, wo der Wagen unterdessen stehengeblieben war und ganz nahe an der gefährlichen Stelle stand. »Es nützt nichts«, murmelte er und sprach dabei eher zu sich selbst als zu den beiden anderen. »Verdammt noch mal, das nützt nichts mehr. Selbst wenn er eine Bruchlandung macht, kommt er zu spät.«
Das Flugzeug war jetzt ziemlich weit vor ihnen. Als Anthony ihm nachblickte, entrang sich ihm ein Laut, der beinahe wie ein Seufzer klang. Hoffnungslos. Barney konnte auf diesem winzigen, steinigen Flecken einfach nicht landen. Er würde es zwar versuchen, aber vermutlich dabei verunglücken. Er konnte jetzt deutlich Walker erkennen, der vor dem Wagen stand, und, mit einem Gewehr in der Hand, hochblickte. Aber er würde gleich erkennen, daß das Flugzeug hier nicht viel ausrichten konnte. Fast hatte er das Gefühl, daß für Pauline keine Hoffnung mehr bestand. Bei diesem Gedanken fluchte er und drückte verzweifelt das Gaspedal ganz durch. Die Tachometernadel stieg auf hundert.
Nachdem Walker zu reden aufgehört hatte, saß Pauline wie gelähmt im Wagen. Dann blickte sie über die Schulter zurück. Es würde doch sicher jemand kommen? Wright hatte sicher erraten, daß etwas nicht stimmte. Es mußte ihm doch seltsam vorgekommen sein, daß sie sich in Walkers Auto befand! Bestimmt würde er ihr folgen — und wenn es nur aus reiner Neugier war.
In der Zwischenzeit mußte sie alles tun, um diesen Mann gesprächig zu halten, um seine Aufmerksamkeit abzulenken, sobald das Verfolgungsauto in Sicht kommen sollte. Denn daß es kommen würde, war ihr klar. Walker fuhr langsam und in Gedanken versunken dahin. Er genoß seinen Triumph und wollte von der Tat sprechen, die er begangen hatte. Er war voller Zuversicht und überzeugt, daß er keinerlei Verdacht erweckt hatte. Dann sagte er nachdenklich: »Schade, daß Sie sich da hineinmischen mußten. Herumschnüffeln, bis Sie die Blutflecken entdeckten. Warum haben Sie das getan? Warum mußten Sie Ihre Nase hineinstecken? Holder war doch kein Freund von Ihnen!«
Sie sprach hastig, mit einer kleinen Hoffnung im Herzen. »Aber ich habe kein Blut gesehen. Ich ahnte wirklich nichts. Ich hatte mir nur das Heu angesehen. Ich glaube, Sie erfinden das alles nur? Ich nehme es Ihnen einfach nicht ab, daß Sie Holder umgebracht haben.« Natürlich glaubte sie ihm jetzt jedes Wort, aber sie mußte versuchen, ihm glauben zu machen, daß sie das alles für einen üblen Scherz hielt. Dann würde er sich vielleicht damit zufriedengeben und sie laufenlassen. Aber er ließ sich nicht täuschen. Er sagte gänzlich ungerührt: »Sie wissen ganz genau, daß ich ihn umgebracht habe. Schade ist nur, daß er so lange gelebt hatte, weil ich den Brief nicht früher gefunden habe. Wissen Sie, ich fand ihn an jenem Morgen — einen Brief von Alison — meiner kleinen Schwester. Natürlich hatte ich die ganze Zeit schon gewußt, daß sie Selbstmord begangen hat. Alison wäre niemals an einem schönen, windstillen Tag im ruhigen Meer ertrunken. Ich wußte, daß irgendein Mann dahintersteckte. Ich habe gewartet und gesucht und nichts gesagt — und dann stellte sich heraus, daß es Holder war — Holder, mit dem ich auf gutem Fuße stand, der meine Kupfermine finanzieren wollte. Wenn die Kupfermine nicht gewesen wäre, hätte ich diesen Brief nie gefunden. Und Alison war so jung und so hübsch. Sie war erst achtzehn. Und sie war alles, was ich besaß.«
Dann verfiel er in Schweigen und fuhr so langsam, daß Pauline einen Augenblick überlegte, auszusteigen. Ich springe einfach hinaus. Ich öffne die Tür, springe hinaus und verstecke mich — noch bevor er anhalten kann. Verstecken? Sie überblickte die leere, schlechte Straße, die sich nach vorn und hinten grau dahinzog. Das Gesträuch an den Seiten war so niedrig, daß sich darin nicht einmal ein Kaninchen
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