Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
des Signallichts drang endlich die grausame Realität zu ihr durch.
Josh hatte es nicht geschafft. Er war …
Sie blinzelte irritiert, als eine Windbö den Rauch auseinandertrieb und sie inmitten der grauen Wirbel eine dunkle Gestalt auszumachen glaubte. Ihr Herz hämmerte heftig. Sie wagte es nicht, die Hoffnung zuzulassen, die in ihr aufkeimte.
War es möglich, dass …?
»O Gott, Tara! Josh hat Tara bei sich!«
Die Stimme von Holly Cameron riss sie endgültig aus ihrer Lethargie. Josh – er war es wirklich! Und er hatte das kleine Mädchen der Camerons bei sich!
»Josh!« Sie rappelte sich auf und lief ihm entgegen, doch Holly und Tim Cameron waren vor ihr bei ihm. Lachend und weinend zugleich nahmen sie ihre Tochter entgegen. Die Kleine wirkte verstört, so als sei sie gerade aus einer tiefen Bewusstlosigkeit erwacht, aber sie lebte.
Und Josh lebte ebenfalls!
Doch in dem Moment, in dem er Tara in Sicherheit wusste, schienen ihn einfach die Kräfte zu verlassen. Seine Knie gaben unter ihm nach, er sackte in sich zusammen und schlug auf dem Boden auf.
Sofort waren Shelly und Tim Cameron bei ihm. Shelly erschrak, als sie sah, wie schrecklich bleich er war. Und der Anblick der übel aussehenden Kopfwunde, die zu allem Überfluss mit Schmutz und Staub verschmiert war, ließ Shelly angst und bange werden.
»Holly, hol den Notarzt her!«, rief Tim seiner Frau zu. »Wir brauchen Hilfe!«
Innerhalb kürzester Zeit traf eine Gruppe aus einem Arzt und vier Sanitätern mit Tragen ein. Da Aorakau Valley über kein eigenes Krankenhaus verfügte, hatte man vom St. Andrews Hospital in Gore einen Wagen geschickt, der kurz nach der Feuerwehr am Ort des Geschehens eingetroffen war. Während sich einer um die verängstigte, aber sonst anscheinend wohlbehaltene Tara kümmerte, untersuchte ein anderer Josh. Der Gesichtsausdruck des Mannes blieb dabei die ganze Zeit über undeutbar, sodass Shelly seiner Miene nicht entnehmen konnte, wie es um Josh stand.
Auf ein knappes Kopfnicken wurde er auf eine Trage gehoben und zum Krankenwagen transportiert.
»Halt!«, rief Shelly. »Was ist mit ihm? Er kommt doch wieder in Ordnung, oder?«
Der Arzt bedachte sie mit einem kurzen Blick. »Sind Sie mit ihm verwandt?«
»Ich …« Sie atmete tief durch, dann nickte sie kurzentschlossen. »Ich bin seine Frau.«
»Dann steigen Sie hinten in den Wagen. Wir unterhalten uns auf dem Weg ins Krankenhaus.«
Nervös lief Shelly vor der Behandlungskabine auf und ab, hinter deren Vorhang Josh untersucht wurde. Während der Fahrt ins Krankenhaus hatte der Notarzt ihr erklärt, dass die Platzwunde am Kopf zwar übel aussah, aber im Grunde nicht besonders bedrohlich war. Viel größere Sorgen machte er sich wegen der Rauchvergiftung, die Josh bei seiner Rettungsaktion erlitten hatte.
Und dass er bisher noch nicht aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war, gefiel ihm gar nicht.
Shelly hatte schon ein paar Mal versucht, Joshs Familie auf Emerald Downs zu erreichen, doch nachdem sie einem Hausangestellten ihren Namen genannt hatte, war sofort aufgelegt worden. Seitdem nahm am anderen Ende niemand mehr den Hörer ab.
Inzwischen war gut eine halbe Stunde vergangen, seit sie das St. Andrews Hospital in Balclutha erreicht hatten. Und genauso lange befand sich Josh nun auch schon in dieser Kabine. Die Krankenhausatmosphäre mit den klinisch weiß getünchten Gängen und dem Quietschen der Gummisohlen auf dem Linoleumboden machte Shelly fast verrückt. Sie stand kurz davor, die Wände hochzugehen, als der Arzt endlich wieder auf den Flur hinaustrat.
»Wie geht es ihm?«, überfiel Shelly ihn sofort. Sie rang die Hände. »Bitte, sagen Sie doch etwas, Doktor! Was ist mit Josh?«
Der Arzt lächelte. »Mein Name ist John Shepard«, stellte er sich vor. »Ich habe Ihren Mann auf Herz und Nieren untersucht, Ma’am. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Sie einen echten Glückspilz geheiratet haben.«
Erleichtert atmete Shelly auf. Sie hatte ihre kleine Notlüge, dass sie Joshs Ehefrau sei, bisher nicht aufgeklärt, denn sie wusste, dass man ihr ansonsten keine Auskunft über seinen Zustand gegeben hätte. »Dann kommt er also wieder in Ordnung?«
»Es sieht alles danach aus, dass er lediglich eine leichte Rauchvergiftung erlitten hat. Die Platzwunde war nur oberflächlich, sodass sie mit ein paar Stichen genäht werden konnte. Er ist auch schon einige Male kurz aufgewacht, und die Überprüfung seiner Reaktionsfähigkeit war unauffällig.«
»Er
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