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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Musheer und machte sich hastig daran, seine Wunde zu säubern und sie zum Nähen vorzubereiten. Kurz darauf versicherte Taufiq ihr, dass Abdarrahmans Schulterverletzung eine reine Fleischwunde war. »Seine Lunge hat nichts abbekommen!«
    »Und die Kopfverletzung?«, fragte Zahra. »Wie schlimm ist die?«
    »Das wird wieder, keine Sorge!«
    Die Erleichterung trieb Zahra Tränen in die Augen. Erneut suchte ihr Blick den Jaimes, und sie sah, wie er sich über ihren Sohn beugte und ihm die blutverkrusteten Locken aus der Stirn strich. Die Geste griff ihr ans Herz, zumal ihr klar war, wie wütend er sein musste, dass Abdarrahman zu den Aufrührern gehörte und sie ihn sowohl über sein als auch über ihr Treiben belogen hatte. Allmächtiger, stöhnte sie. Warum nur musste das alles so schwierig sein? Und warum konnte Jaime nicht wie früher auf ihrer Seite stehen?
    Als Taufiq seine Arbeit beendet hatte, beugte er sich über Zahra, strich ihr kurz über den Arm und nahm ihr mit leisen Worten auch noch den letzten Zweifel an Abdarrahmans baldiger Genesung. Mit fast mädchenhafter Schüchternheit sah Zahra zu ihm auf, nicht ahnend, wie unglaublich zerbrechlich und anziehend sie dabei wirkte, und dankte ihm – und spürte im gleichen Moment, dass Jaime zu ihr sah. Sie wandte sich ihm in einer Mischung aus Schreck, Verzweiflung und Trauer zu, sie fühlte die Wut, die wie die Hitze einer herandonnernden Lavamasse in ihm hochbrodelte, und noch ehe sie etwas sagen konnte, sprang er auf und stürmte davon. Hilflos sah Zahra ihm nach, und obwohl sie sehr wohl bemerkte, wie verwundert Taufiq Jaime nachsah, erklärte sie ihm nichts.
     
    Erst lange nach Mitternacht kam Zahra dazu, sich für mehr als nur für einen kurzen Augenblick zu ihrem Sohn zu setzen. Seit den frühen Abendstunden war er bei Bewusstsein, klagte aber über hämmernde Kopfschmerzen und war so schwach, dass er noch nicht einmal ein Glas Wasser ohne Hilfe trinken konnte. Zahra beruhigte ihn, dass sich die Schwäche geben würde, sobald sein Körper den Blutverlust ausgeglichen hatte, und dankte Gott dafür, dass ihm nicht mehr passiert war und dass auch Musheer auf dem Wege der Besserung war.
    Was Zahra von Stunde zu Stunde mehr belastete, war, dass Jaime nicht zurückgekommen war, um sich nach Abdarrahman zu erkundigen. Zwar redete sie sich ein, dass er sich mit seinem Entfernen von Talaveras Kampftruppe gewiss genug Ärger eingehandelt hatte und aus Gründen der Sicherheit die nächsten Tage ständig um Talavera sein musste, aber insgeheim war ihr klar, dass Jaime einen Weg gefunden hätte, von dort wenigstens für eine Stunde zu verschwinden, wenn er es nur gewollt hätte. Da sie im Moment von keinem der Verwundeten mehr dringend gebraucht wurde, beschloss sie, nach Hause zu gehen und sich wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu gönnen. Überdies wollte sie Zubair bitten, Jaime am Morgen Nachricht zur Alhambra schicken zu lassen, damit er wusste, dass Abdarrahman auf dem Wege der Besserung war, denn ganz gleich, wie wütend er war – Sorgen machte er sich gewiss trotzdem.
    In ihren Hidschab gehüllt, ließ sich Zahra von einem der Aufständischen, die vor dem Haus Wache standen, nach Hause begleiten. Als sie in den Patio trat, erwartete sie dort zu ihrer großen Überraschung Jaime. Mit starrer Miene hockte er auf dem Treppenabsatz im Patio und sah sie so eisig an, dass es ihr das Herz zusammenzog. Krampfhaft suchte Zahra nach einem vermittelnden Wort, fand aber keines und meinte schließlich nur: »Ich habe nicht erwartet, dich hier vorzufinden …«
    »Ja, stell dir vor: Ich bin hier!«, gab Jaime bissig zurück und erhob sich. »Du wirst dir für dein Stelldichein mit deinem Medicus also einen anderen Platz suchen müssen!«
    »Jaime, bitte, du hast das alles ganz falsch verstanden!«
    »Ach ja, habe ich das? Und deine Arbeit in diesem ›Hospital‹«, er spuckte das Wort regelrecht aus, »habe ich mir wohl auch nur eingebildet. Und Abdarrahmans Mittäterschaft bei dem Aufstand natürlich auch!«
    »Ich …« Zahra verstummte. Sie verstand, dass Jaime sich von Abdarrahman und ihr hintergangen fühlte, aber was hätten sie tun sollen? Dem Leibwächter Talaveras die Pläne der Mauren verraten? Zahra senkte den Blick.
    »Ach, plötzlich so schweigsam?«, donnerte Jaime weiter und tat einen heftigen Schritt auf sie zu. »Aber so kommst du mir nicht davon! Ich will wissen, wie lange das mit diesem Arzt schon geht! Hast du überhaupt auch nur einen Tag lang

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