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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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wollen?«
    »Weil Jaime einen Eid geleistet hat – und ihn nicht brechen will, nehme ich an.«
    »Aber geht ihm denn nicht auf, was er damit nicht zuletzt auch unseren Söhnen antut, die so langsam, aber sicher zu seinen ureigensten Feinden werden?«
    »Du weißt selbst, was Jaime darauf erwidern würde, oder?«
    Zahra schnaubte und ließ ihre Hände von Deborah herabgleiten. »Natürlich zwingt niemand Abdu und mich zu tun, was wir tun – aber wir können, verdammt noch mal, auch nicht weiter nur tatenlos zusehen! Auf der anderen Seite …« Zahra schluckte. »Aber auf der anderen Seite habe ich eine so jämmerliche, so elendige Angst, Jaime zu verlieren, dass ich noch verrückt darüber werde!«
    »Geduld, Zahra, Geduld. Gib ihm Zeit, gib dir Zeit – und viel mehr kann im Moment wohl niemand tun. Und jetzt komm, ich bin doch hergekommen, um dich aufzumuntern! Ich habe dir von der Farm ein paar Leckereien mitgebracht und natürlich auch tausend Küsse von den Kindern und Tamu und allen anderen!«
    Sie nahm Zahra bei der Hand, zog sie mit zurück zur Küche und erzählte ihr, während sie ihre Köstlichkeiten auspackte, was die Kinder in den letzten Tagen alles angestellt hatten, und so konnte Zahra zumindest für eine Stunde das Gefühl haben, dass es noch ein Leben außerhalb der Kämpfe da draußen auf der Straße gab, ein Leben, das eigentlich doch auch ihres war … zumindest bislang gewesen war und hoffentlich, hoffentlich bald wieder ihres werden würde.
     
    Schon am nächsten Tag musste Deborah zurück zur Farm und zu ihren Kindern, und so war Zahra fast dankbar, dass es in dem provisorischen Hospital der Aufständischen alle Hände voll für sie zu tun gab – so hatte sie wenigstens keine Zeit zum Nachdenken. Auch Taufiq versorgte dort weiter Verletzte, und wenngleich er nicht wissen konnte, was sie belastete, schien er es doch zu spüren und versuchte, sie mal mit einem Lob, mal mit einem Lächeln aufzumuntern. Anfangs senkte Zahra jedes Mal den Blick und kontrollierte verlegen den Sitz ihres Schleiers, wohl wissend, dass sie auf diese kleinen Aufmerksamkeiten nicht reagieren durfte, aber mit der Zeit durchströmte sie doch jedes Mal eine feine, stille Freude, die sie bald kaum mehr missen wollte und die ihr einziger Trost war – denn Jaime ließ weiterhin nichts von sich hören. Tatsächlich fühlte sie sich mehr und mehr von ihm im Stich gelassen, ein Stück weit gar verraten, woran auch Deborahs Worte nichts hatten ändern können.
    Zumindest aber fand sie am folgenden Abend die Zeit, sich für mehr als nur ein paar Minuten zu Abdarrahman zu setzen. Da sie den ganzen Tag über in dem Nothospital war, hatte sie es für am sinnvollsten erachtet, ihn hier und nicht zu Hause weiter zu versorgen, wo außer ihr nur noch Zubair war. Inzwischen ging es ihrem Sohn um einiges besser, nur seine Stimmung schien von Tag zu Tag trüber zu werden, und Zahra ahnte, dass daran nicht nur die beängstigenden Nachrichten über den Fortgang der Kämpfe schuld waren.
    Sie ermunterte ihn, sein Krankenlager zumindest für eine kurze Zeit zu verlassen und mit ihr hinaus in den Patio zu gehen, wo sie jetzt, nachdem alle Neuzugänge versorgt waren, ungestört waren.
    »Es ist wegen deines Vaters, stimmt’s?«, fragte sie ihn, kaum dass er sich neben sie gesetzt hatte – und woraufhin Abdarrahman sich gleich wieder erheben und weggehen wollte. Entschlossen packte Zahra ihn am Arm und zog ihn zurück auf seinen Sitzplatz. »Zum Donner, so rede doch wenigstens mit mir!«
    »Ich … oh Mutter, ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken, was geschehen wäre, wenn ich Vater direkt im Kampf begegnet wäre! So groß meine Wut auch auf ihn ist – ich hätte doch niemals das Schwert gegen ihn erheben können!«
    Zahra zog seine Hand an ihre Lippen und küsste sie. »Und du weißt genau, dass auch er das Schwert nicht gegen dich erheben könnte!«
    »Und wie wird das weitergehen? Wenn jemand von meinen Freunden gesehen hat, dass Vater gegen die Aufständischen gekämpft hat, dann … dann …«
    »Immerhin hat er dir und Musheer das Leben gerettet!«
    »Schon, aber …«
    »Und sich dafür von seiner Truppe entfernt und sicher einigen Ärger dafür bekommen!«
    Abdarrahman sah sie an und schüttelte verständnislos den Kopf. »Wie könnt Ihr ihn nur immer noch verteidigen?«
    »Das tue ich gar nicht, Abdu, wahrscheinlich müsste ich ihn sogar viel mehr verteidigen. Und was soll ich dir sonst sagen, gerade dir –

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