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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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mit Deborahs Vater gearbeitet, oder warst du von Anfang an mit diesem Mauren zusammen? Ihr müsst euch ja totgelacht haben über meine Dummheit und Ahnungslosigkeit!« Er blieb kurz stehen, die Augen voller Verachtung.
    »Jaime, ich schwöre dir, dass ich Taufiq erst seit drei Tagen kenne, und so leid es mir tut, aber Abdu und ich konnten dir unmöglich verraten, was wir vorhatten!«
    »Wahrscheinlich habt ihr gedacht, es sei für mich ja auch viel angenehmer, wenn ich in der Alhambra davon erfahre – von Juans ehemaligen Leibwächtern, zum Beispiel, die mir ohnehin ständig Knüppel zwischen die Beine werfen, oder noch besser, von Talavera selbst, und zwar in dem Moment, in dem er mich als Verräter in den Kerker wirft!«
    »Es war deine Entscheidung, wieder in den Dienst der Christen zu treten, und du weißt, dass und warum ich dagegen war«, erwiderte Zahra leise, deswegen aber doch nicht weniger bestimmt.
    »Dann habe ich diese Entscheidung also nur so zu meinem Vergnügen getroffen? Oder war es nicht vielleicht eher so, dass es mir dabei um euer Wohl und eure Sicherheit ging – die ihr mit eurem Handeln der letzten Tagen allerdings selbst derartig untergraben habt, dass es mich wundert, dass wir nicht schon alle im Kerker sitzen!«
    »Jaime, ich habe nichts weiter getan, als Verwundete zu versorgen, und Abdu …«
    »Erzähl mir nichts von dem! Cisneros’ Palast stürmen wollen … Cisneros’ Palast!!! Eine Nummer kleiner ging es wohl nicht?«
    Zahra schluckte. »Jaime, was sollen wir denn sonst tun? Vielleicht immer weiter die Köpfe hinhalten, bis Cisneros sie uns schließlich abschlägt? Und du und wir – spätestens seit Cisneros in die Stadt gekommen ist, stehen wir nun einmal auf verschiedenen Seiten!«
    »Aber wenn dem so ist, dann nur, weil du es so willst, Zahra! Auch dein Bruder verurteilt nämlich das Vorgehen der Mauren auf dem Platz vor Cisneros’ Domizil! Aber wahrscheinlich ist für dich ja ohnehin nur noch die Meinung dieses Taufiq von Bedeutung – denn so war sein Name doch, oder nicht?«
    »Ich habe dir bereits gesagt, dass ich ihn erst seit drei Tagen kenne, und was heißt überhaupt ›kennen‹? Wir haben gleichzeitig im selben Raum Verletzte versorgt und dabei kaum einen Satz miteinander gewechselt, also lass ihn aus dem Spiel! Und wenn Raschid es richtig findet, dass die Christen die Kapitulationsvereinbarungen mit Füßen treten, dann ist das seine Sache – ich aber werde mich nicht damit abfinden, und deswegen kann und werde ich Abdarrahman und alle anderen, die für ihre Rechte eintreten, auch weiter unterstützen!«
    »Ja geht denn nicht in deinen Kopf, dass ihr die Stimmung mit solchen Aktionen nur noch mehr anheizt? Willst du einen neuen Krieg entfachen?«
    »Einen Krieg, in dem du anscheinend nicht mehr auf unserer Seite stehst!« Zahra wandte sich von ihm ab, damit er ihr nicht ansah, wie weh ihr dieser Satz tat.
    »Einen Krieg, der nicht zu gewinnen ist, Zahra!« Er drehte sie wieder zu sich herum und sah sie eindringlich an. »Einen Krieg, der der reine Selbstmord wäre!«
    »So weiterzumachen wäre auch Selbstmord; der Selbstmord für mein ganzes Volk!«, konterte Zahra und machte sich von ihm frei. »Wir können uns nicht unsere Identität nehmen lassen. Erst die Bücher, dann die muslimischen Kinder der Renegados – und was kommt morgen? Zwangstaufen für alle wie bei den Juden? Ausweisungen? Scheiterhaufen? Ihr habt uns mit den Juden doch schon vorgemacht, wozu ihr in der Lage seid!«
    »Wieso ›ihr‹, Zahra? Wieso greifst du mich für die Taten der Krone und der Inquisition an?«
    »Weil du ein Teil von all dem bist – und das sogar täglich mehr!«
    »Früher war ich ein Teil von euch und ihr von mir«, gab Jaime auf einmal sehr viel leiser und mit spürbarer Verletztheit zurück.
    »Aber jetzt hast du dich entschieden, auf diesem Platz vor Cisneros’ Palast gegen meine Landsleute zu kämpfen – und damit auch gegen uns!«, konterte Zahra, obwohl Jaimes letzte Worte sehr wohl in ihr nachhallten. Auch sie war leiser geworden.
    »Zahra, der Conde de Tendilla hatte Verstärkung angefordert, und um ihm zu helfen, hat Talavera uns dorthin geschickt. Ja, ich habe dort gekämpft, und ich kann dir versichern, dass es mir verdammt schwergefallen ist. Immerhin war mir wohl bewusst, dass unter den Aufständischen Männer sind, die ich seit Jahren kenne und schätze, aber, zum Donner, was hätte ich denn tun sollen? Ich hatte doch keine Wahl; Abdu und du dagegen

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