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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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will!« Er legte die Hand vor die Brust und verneigte sich mit einem beinahe schelmischen Lächeln. Dann rief ein Patient nach ihm, dessen Wunde nach einer unbedachten Bewegung wieder zu bluten begonnen hatte. Zahra sah ihm nach und wunderte sich, wie schwer es ihr fiel, all dies und vor allem ihn zurückzulassen. Trotz des Leids und Kummers war ihr Leben hier einfacher als derzeit sonst irgendwo auf der Welt gewesen, und Taufiq … Sie waren eine Einheit gewesen: Sie sprachen dieselbe Sprache, glaubten an denselben Gott, hatten dieselben Aufgaben bewältigt und sich bei ihrer Arbeit ganz wunderbar ergänzt. Zahra fragte sich, wieso ihr Vater sie damals nicht mit einem solchen Mann verheiratet hatte, und schämte sich schon in der nächsten Sekunde so sehr für diesen Gedanken, dass sie ihren Hidschab hastig enger um den Körper raffte und beinahe fliehenden Schrittes das Haus verließ.
    »Was habt Ihr, Herrin?«, fragte Zubair besorgt. Er hatte auf Zahras ausdrücklichen Wunsch hin auf der Straße auf sie gewartet.
    »Nichts, nichts«, haspelte Zahra. »Gar nichts.« Und sie wünschte sich nichts mehr, als dass es wahr gewesen wäre.

VII.
    Seidenfarm
4 . März 1500
    W ährend die Mauren Granadas um ihre Zukunft bangten, sah auch Chalida dem, was auf sie zukam, voller Unbehagen entgegen. Auch wenn ihre Mutter jetzt schon seit gut zwei Wochen in Granada weilte, war das letzte Gespräch mit ihr über ihre Heirat mit Musheer für sie noch so gegenwärtig, als hätte es gerade eben erst stattgefunden. An ihrem Standpunkt hatte sich in der Zwischenzeit nichts geändert: Auf keinen Fall wollte sie diesen Musheer heiraten!
    Seit vor zwei Stunden ein Bote die Ankunft Zahras, Abdarrahmans und eines männlichen Gastes für den Nachmittag angekündigt hatte, kämpfte sie vergeblich gegen ihre Wut, den Wünschen ihrer Mutter so sehr ausgeliefert zu sein. Eine Zeitlang blieb sie bei ihrer Cousine im großen Wohnraum und lauschte deren Lautenspiel, das normalerweise eine beruhigende Wirkung auf sie hatte, aber diesmal ließen die einschmeichelnden Melodien Ranaas diesen Effekt auf sie vermissen. Schließlich sprang sie auf und flüchtete in den großen Patio hinter dem Haus. Es war dort kühler, als sie erwartet hatte, so dass sie sich ihren Hidschab wie ein Umschlagtuch eng um die Schultern zog. Zunächst lief sie nur einfach auf und ab, doch mit einem Mal packte sie wieder die Wut, und sie trat mit voller Wucht gegen einen Stein, der mit einem dumpfen Platschen im Gartenteich versank.
    »Oh, was ist denn mit dir heute los?«, hörte sie da Aarons Stimme hinter sich.
    Chalida fuhr herum und wollte ihn zuerst angiften, dass ihn das gar nichts anginge, aber als sie in seinen Augen so viel echtes Mitgefühl und Sorge entdeckte, fiel sie ihm statt dessen schluchzend um den Hals. Im ersten Augenblick machte Aaron ein ebenso berührtes wie erschrockenes Gesicht und hielt seine Hände eine Elle von ihren Schultern entfernt, aber als sie immer heftiger weinte, traute er sich schließlich doch, den Arm um sie zu legen. Unsicher strich er ihr über den Rücken, und als sie ihn nicht abwehrte, zog er sie noch ein wenig enger an sich heran – und von Atemzug zu Atemzug breitete sich ein seligeres Strahlen in seinen Augen aus.
    Erst einige Zeit später sah Chalida zu ihm auf und entdeckte zu ihrer Verwunderung ein Leuchten in seinen sonst so dunklen Augen. Sie setzte zum Sprechen an, doch Aaron legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen.
    »Nicht reden, nicht jetzt …«, bat er mit rauher Stimme, ließ den Finger langsam über ihr Kinn und an ihrem Hals herabgleiten und fuhr zwischen ihren festen Jungmädchenbrüsten entlang über ihren Bauch. Danach schob er seine Hände in ihren Rücken und streichelte ihn sanft. Ein Schauder durchlief Chalida, ein wundervoller, von ihr noch nie erlebter Schauder. In ihre Augen trat eine bewegte Mischung von aufgeregter Scheu und grenzenlosem Vertrauen. Aaron umfasste sie noch fester, beugte sich etwas hinunter und senkte die Lippen auf ihren weichen, vollen, leicht geöffneten Mund …
    Als Aaron sie wieder losließ, sprachen sie nicht, sondern sahen sich immer weiter an. Auch Aarons Gesicht war ein einziges Strahlen, und schließlich küsste er sie noch einmal, ebenso zart und vorsichtig wie zuvor, aber doch mit spürbarem Verlangen, das Chalida trotz ihrer Unerfahrenheit eine Ahnung davon verlieh, welch unbändiges Feuer in seinen Lenden brennen musste. Danach zog er sie wieder ganz fest an sich

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