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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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als seinem Sohn!«
    »Sohn …« Abdarrahman lächelte traurig. »Wenn Ihr wüsstet, wie oft ich mir in der letzten Zeit gewünscht habe, das nicht zu sein!«
    »Ich kann es mir denken, und ich verstehe dich auch. Aber in dieser Situation, in der dein Vater sich zwischen seinem Eid gegenüber der Krone und dir hatte entscheiden müssen, hat er zu dir und damit zu uns gehalten!« Und erst in diesem Moment wurde Zahra wirklich bewusst, dass Jaime weit mehr zu ihnen als sie zu ihm hielten, und spürte erneut diesen zähen, tiefen Schmerz im Herzen. Oh Jaime, Jaime, warum nur müssen wir uns so weit voneinander entfernen?
     
    Zwei Tage später stürmten ein paar junge, aufgeregte Männer zu ihnen herein, und sie sprudelten ihre Neuigkeiten nur so hervor: Ja, auch an diesem Morgen waren sie vor Cisneros’ Palast gezogen, um die Freilassung ihrer Anführer und der verschleppten Kinder zu fordern, aber gerade als die Soldaten der Krone sie angreifen wollten, sei Talavera auf den Platz gekommen. Trotz des Tumults hatten ihn alle sofort bemerkt und sich ihm voller Respekt zugewandt. Zuerst hatte er den Soldaten Einhalt geboten und sich dann an die Mauren gewandt.
    »Ganz allein kam er, nur von ein paar Leibwächtern begleitet, und er hat versprochen, sich für uns einzusetzen!«
    Nicht nur Zahra, auch Taufiq sah erstaunt von seinem Patienten auf. »Und?«, rief er. »Was weiter? Nun erzähl schon, Junge!«
    »Na ja, er klang aufrichtig. Um die Freilassung unserer Leute will er sich kümmern, um die Rückgabe der Kinder und darum, dass wir wegen der Revolte nicht bestraft werden!«
    »Nicht bestraft werden …« Taufiq wiederholte die Worte voller Bitterkeit und sah zu dem jungen Mann, dem er am Vortag das linke Bein hatte abnehmen müssen. Auch Zahra wusste nicht, was sie sich unter »nicht bestraft werden« vorstellen sollte.
    »Es geht immerhin das Gerücht, dass Cisneros alle Männer, die sich an dem Aufstand beteiligt haben, aus dem Land weisen will«, fügte der andere Junge an, als könne er Zahras und Taufiqs Gedanken lesen. »Und manche behaupten sogar, er wolle sie alle hinrichten lassen!«
    Taufiq erbleichte. »Aber … das kann er doch nicht machen!«
    »Oh doch, Cisneros kann …«, entfuhr es Zahra heiser. Sie sah Taufiq direkt an. »Habt Ihr dem Mann noch nie in die Augen gesehen?«
     
    Die direkte Folge von Talaveras Einschreiten war, dass die Aufständischen zumindest in der Stadt die Waffen niederlegten. Nur von der Vega, den Alpujarras, Almería und Ronda hörte man, dass die Mauren weiter gegen die zunehmend verhassten christlichen Machthaber kämpften. Da niemand davon ausging, dass schon in den nächsten Tagen eine Entscheidung darüber fiele, wie es nun mit den Mauren weitergehen sollte, aber keine Verletzten mehr gebracht und die alten nach und nach von ihren Familien nach Hause geholt wurden, beschloss Zahra, auf die Seidenfarm zurückzukehren, zumal Abdarrahmans Zustand dies inzwischen erlaubte. Sie sehnte sich nach der Abgeschiedenheit der Farm, auch wenn sie wusste, dass die Ruhe, die sie dort erwartete, eine trügerische war, aber zumindest hatten die Kämpfe die Farm bisher nicht berührt. Nicht minder sehnte sie sich nach ihren anderen Kindern und nach Tamu und Deborah, den einzigen Menschen, mit denen sie über Jaime sprechen konnte.
    Am vierten Tag nach dem Ende der Aufstände war es endlich so weit: Zahra hatte alles für ihre Rückkehr auf die Farm vorbereitet und wollte sich nur noch von Taufiq verabschieden.
    »Oh, dann ist es jetzt wirklich vorbei!« Taufiq kratzte sich, offensichtlich nach Worten suchend, an der Schläfe. »Ich … also, ich persönlich hätte sehr gern noch weiter mit Euch zusammengearbeitet. Ich muss gestehen, dass Ihr mir fehlen werdet!« Er warf ihr einen intensiven Blick zu, unter dem Zahra beinahe erschrocken die Augen senkte.
    »Ich … wollte Euch nicht verlegen machen«, fuhr Taufiq fort. »Aber da ich weiß, dass wir uns unter normalen Bedingungen wahrscheinlich niemals begegnet wären und vielleicht auch nie wieder begegnen werden, musste ich dies einfach loswerden.«
    Obwohl Zahra bewusst war, dass sich dieses Gespräch in keiner Weise schickte, musste sie doch noch einmal zu ihm aufsehen. »Ich … es war auch mir eine große Ehre und Freude, mit Euch zusammenzuarbeiten und Euch kennenzulernen!«
    »In dem Fall hoffe ich dann einfach einmal, dass der Allmächtige vielleicht doch vorhat, dass sich unsere Wege noch einmal kreuzen! Inschallah, so Gott

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