Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
Vom Netzwerk:
dreifaltige Christengott war? Immerhin – wenn die Mauren nun alle getauft werden würden, hieße das doch, dass der Dreifaltige Allah erneut besiegt hatte. Vielleicht wollte Er ihr mit all dem sogar ein Zeichen geben und ihr vor Augen führen, dass sie Ihn damals falsch verstanden und Er sie nicht Musheer, sondern Aaron zugedacht hatte?
    Der Kopf drehte sich Chalida vom Grübeln und Zweifeln, er drehte sich ihr so sehr, dass sie krank davon wurde. Apathisch und fiebrig lag sie auf ihrer Bettstatt, konnte nichts essen, nichts trinken, wollte niemanden sehen, und weder Zahra noch Mosche, den Zahra in ihrer Sorge hinzugezogen hatte, wussten, wie sie ihre Lebensgeister wieder wecken sollten.
    »Sie wird es überwinden«, murmelte Tamu, ohne erklären zu wollen, was dieses »es« sein sollte. »Sie braucht nur Zeit, Zeit …« Dann mischte sie für Chalida einen übelriechenden Sud, den zu trinken sich diese allerdings weigerte.
    »Lass es gut sein, Tamu, lass es, wie es ist«, sagte sie leise zu der alten Berberin, als sie allein waren. »Es ist besser, wenn ich gehe!«
    Tamu strich ihr über die Locken, die ihr schmales, blasses Gesicht wie einen Fächer umgaben. »Nichts lasse ich gut sein, mein Engelchen, gar nichts, und jetzt trink, na komm, tu’s für deine alte Tamu!«
    Doch Chalida schloss die Augen, zu schwach selbst, um weiter zu widersprechen.
    »Dann trinkst du es eben später, mein Kind, ich komme wieder«, brummelte Tamu. »Glaub mir: Du wirst darüber hinwegkommen, ganz gewiss wirst du das!«
     
    Auch an diesem Tag fanden im Thronsaal der Alhambra hitzige Diskussionen über die Zukunft der Mauren statt. Während der Conde de Tendilla und Cisneros drakonische Strafen bis hin zur Vernichtung des maurischen Volkes forderten, warben Talavera und Gonzalo unermüdlich um Milde und Verständnis – und bekamen diesmal, gänzlich unerwartet, Unterstützung von Fernando selbst. Mit einem breiten Lächeln lehnte sich der König in seinem Thronsessel zurück, schlug die Beine übereinander und meinte zu Cisneros: »Aber Vater, ich bitte Euch, wenn Euer Pferd eine Dummheit begeht, dann zieht Ihr doch auch nicht Euer Schwert, um es zu töten, oder? Ihr versetzt ihm vielmehr einen Schlag auf die Kruppe, um es zu strafen, und wenn es weiter bockt, werft Ihr ihm einen Überzug über den Kopf. Und genauso sollten wir bei den Mauren vorgehen. Schon die Ausweisung der Juden hat uns vieler kluger Köpfe und immenser Vermögen beraubt! Außerdem dürft Ihr nicht vergessen, wie viele Mauren auf dem Land arbeiten. Wer soll die Äcker bestellen, wenn wir sie alle köpfen? Ihr würdet unser Land einer Hungerkatastrophe preisgeben! Nein, viel sinnvoller ist es, sie einfach endlich alle zu taufen! Auch wenn sich von den Alten sicher nur die wenigsten zu guten Christen entwickeln werden, so bleiben uns immer noch deren Kinder und Kindeskinder. Wenn wir erreichen, dass wenigstens diese später gute Christen werden, haben wir damit alles gewonnen!«
    Isabel pflichtete ihm bei. »Ja, auch ich sehe das als die einzig praktikable Lösung an, und auf lange Sicht wäre das in der Tat ein großer Gewinn für unsere Kirche!«
    »Und was ist mit den Kapitulationsvereinbarungen?«, rief Gonzalo und sah fassungslos zwischen dem Herrscherpaar hin und her. »Ihr habt den Mauren doch zugesagt …«
    »Und was haben sie uns zugesagt?«, fiel Fernando ihm süffisant lächelnd ins Wort. »Und haben sie sich an ihr Wort gehalten? Nein! Sie haben die Waffen gegen uns erhoben!«
    »Aber doch nur …«
    »Und deswegen«, übertönte Fernando Gonzalos Stimme, und sein Lächeln gefror zu Eis, »und deswegen haben wir das Recht, diese Vereinbarungen als nichtig anzusehen!«
    Talavera legte Gonzalo die Hand auf den Arm und hob warnend die Augenbrauen. Gonzalo schnappte nach Luft, aber er wusste, dass der Erzbischof recht hatte: Fernando und Isabel würden ihren Entschluss nicht mehr revidieren, die Mauren hatten verloren – und es half niemandem, wenn er jetzt noch den Kopf in die Schlinge legte.
    Am vierzehnten Februar 1502 erließen die Könige das Edikt, dass alle Muslime mit Ausnahme von Knaben unter vierzehn und Mädchen unter zwölf Jahren bis Ende April das Land zu verlassen hatten, und wer von ihnen danach noch angetroffen werde, mit dem Tod zu bestrafen sei. Entziehen konnten sich dem Edikt nur diejenigen, die sich vor diesem Datum taufen ließen und schworen, fortan als gute Christenmenschen unter ihnen zu leben.
     
    Als Zahra Jaime am

Weitere Kostenlose Bücher