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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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herausbrachte.
    »Musa, beim Allmächtigen, was ist?«, rief Zahra und eilte zu ihm.
    »Euer Gemahl, Herrin, er …« Der Bursche rang nach Luft.
    Zahra packte ihn an den Schultern. »Jetzt sprich schon: Was ist mit ihm? Und was ist mit Chalida? Hat er sie gefunden? So rede doch, Musa, rede! Was ist mit meiner Tochter?«
    Im gleichen Moment ging wieder die Haustür auf, man hörte schwere Schritte in dem L-förmigen Gang zum Patio – und dann trat Jaime zu ihnen.
    Sofort ließ Zahra den Diener los und stürzte zu ihm. »Jaime!«
    Sie warf sich ihm an den Hals und schluchzte auf. »Und Chalida? Wo ist Chalida?«
    Jaime drückte sie an sich und grub sein Gesicht in ihr volles Haar. »Ich … ich weiß nur, dass sie lebt.«
    Zahra biss sich auf Lippen. Sie lebt, sagte sie sich wieder und wieder, sie lebt! Sie versuchte, sich allein an dieser Nachricht Jaimes festzuhalten, aber in ihrem Hinterkopf pochte doch auch die andere, die unausgesprochene Tatsache, die diese Worte enthielt …
    »Sayyidi, ich …« Der Diener keuchte noch immer. »Ich wollte unbedingt vor Euch hier sein und … allen die frohe Botschaft bringen, dass … Ihr zurück seid. Ich habe … ein Stück des Wegs über ein paar Dachterrassen abgekürzt, aber Ihr wart doch schneller mit dem Pferd!«
    »Schon gut, Musa, ich danke dir.« Er nickte dem Jungen zu, woraufhin dieser sich zurückzog.
    Zahra fand noch immer nicht die Kraft, etwas zu sagen. Jaime hob sanft ihr Gesicht an. »Ich habe dir versprochen, dass ich sie dir wiederbringe, und ich werde mein Versprechen halten!«
    Rauh und müde klang seine Stimme, aber darum doch nicht weniger entschlossen. Zahra nickte und wurde sich erst jetzt bewusst, dass Jaime christliche Kleider trug. Unwillkürlich rückte sie ein Stück von ihm ab.
    »Hast … hast du sie wenigstens gesehen?«, fragte sie kläglich.
    »Nein, aber ich habe Bauern getroffen, die sie mir so genau beschrieben haben, dass es keinen Zweifel geben kann, und Lorenzo de Vila, ein Hufschmied, der früher auf dem Hof meines Vaters gearbeitet hat, hat den Reitertrupp mit Sánchez und Pulgar und unserer Tochter ebenfalls gesehen. Vor drei Tagen waren sie in der Vega, und zumindest Carlos Sánchez ist gestern hier in der Stadt gesichtet worden. Chalida muss ganz in unserer Nähe sein, Zahra!«
    »Aber letztlich sind wir keinen Schritt vorangekommen, oder? Und das trotz des Soldatentrupps …« Zahra brach die Stimme.
    »Nein, das stimmt nicht, immerhin sind wir ihnen auf der Spur! Ich nehme an, dass Sánchez und Pulgar nach Granada gekommen sind, weil sie festgestellt haben, dass sie die Wertsachen, die sie auf unseren Wagen gefunden haben, nicht in kleinen Orten verscherbeln können. In den nächsten Tagen werde ich die Stadt nach ihnen durchkämmen, und wenn ich jeden einzelnen Stein dafür umdrehen muss. Spätestens wenn sie versuchen, unsere Wertgegenstände hier zu verkaufen, werde ich sie zu fassen bekommen! Außerdem gehe ich gleich morgen früh hoch in die Alhambra. Man hat mir gesagt, dass dort oben ein paar Soldaten untergebracht sind, die ich von früher kenne und die schon immer überall ihre Nasen dringehabt haben. Zahra, glaub mir, wir sind Chalida ganz nah, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir sie finden!«
    Zahra wollte ihm zu gerne glauben, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass sie noch lange nicht am Ziel waren …
     
    Als Jaime am nächsten Tag kurz nach Mittag von der Alhambra zurückkehrte, konnte er Zahra keinerlei Neuigkeiten überbringen, und auch die nächsten Tage kam er keinen Schritt voran.
    »Es ist wie verhext«, fluchte er an diesem Abend. »Inzwischen hat mir ein halbes Dutzend Soldaten bestätigt, sie hätten gehört, dass Carlos Sánchez in der Stadt sei – aber ich finde niemanden, der ihn mit eigenen Augen gesehen hat und mir mehr Auskünfte geben könnte, was mich andererseits auch nicht wundern kann: Schließlich werden die beiden von der Krone gesucht. Und auch Gonzalos Nachforschungen scheinen nichts zu ergeben!« Erschöpft ließ er sich auf einen der Teppiche sinken, die im Wohnraum übereinandergestapelt lagen und – wie in maurischen Häusern üblich – als Sitzgelegenheit dienten. Khadidscha reichte ihm auf Zahras Geheiß einen Becher Granatapfelsaft, den er in einem Zug leerte.
    Zahra saß ihm gegenüber und sah ihn nur an. So hatte ihr Gefühl sie also nicht getrogen … Mit einem Mal musste sie an den Santon denken, der ihr damals mit seinen seherischen Kräften geholfen

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