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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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dass es dir und uns allen so viel besser als diesen armen Vertriebenen geht?«
    Ohne ihr die Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben, verließ Jaime türschlagend den Raum. Erschrocken sah Zahra ihm nach und lauschte angespannt. Als sie seine harten Schritte auf der nach oben führenden Treppe widerhallen hörte, atmete sie auf. Sein langes Fernbleiben hatte sie offenbar tiefer verunsichert, als sie es sich bislang hatte eingestehen wollen.
    »Gehe ich euch mit meinen Überlegungen wirklich so sehr auf die Nerven?«, fragte sie ihren Bruder zerknirscht. »Oder gibt es noch etwas anderes, was Jaime im Magen liegt? Aber auf der anderen Seite hilft es doch nichts, vor den Problemen die Augen zu schließen. Mein Gott, für Jaime ist das alles auch sehr viel einfacher:
Er
ist ja Christ!«
    »Die Probleme totzuschweigen, bringt allerdings niemanden weiter«, pflichtete Raschid ihr bei, »aber trotzdem tust du Jaime unrecht: Wenn ein Christ mit uns fühlt und an unserer Seite ist, dann ist es Jaime! Und ob ihn darüber hinaus noch etwas anderes belastet, weiß ich nicht, allerdings ist auch mir aufgefallen, dass er in letzter Zeit ziemlich gereizt ist.«
    »Ob in der Alhambra etwas vorgefallen ist?«
    »Na ja, du weißt ja, dass es da diese beiden ehemaligen Leibwächter von Juan gibt, die ihm das Leben zur Hölle machen – und offensichtlich haben die beiden Feiglinge inzwischen auch noch ein paar ihrer Cousins gegen Jaime aufgehetzt. Ich habe schon mehrmals versucht, mit ihm darüber zu reden, aber er hat jedes Mal sogleich abgewinkt. Das sei sein Problem – und Ende. Du kennst ihn ja … Auch diese Platzwunde neulich hing indirekt mit diesen beiden Mistkerlen zusammen.«
    »Du meinst …« Zahra starrte ihn an. »Aber mir hat Jaime gesagt, ihm wäre beim Reiten ein Ast ins Gesicht geschlagen!«
    Raschid lachte unfroh auf. »Jaime und beim Reiten einen Ast abbekommen – also wirklich, Zahra, sonst bist du doch auch nicht so leichtgläubig!«
    Sie errötete. »Und warum hast nicht wenigstens du mir das längst erzählt?«
    »Wenn ich gewusst hätte, dass du es nicht weißt, hätte ich wohl auch jetzt nichts gesagt.« Raschid grinste schief.
    »Raschid!«
    »Ist ja schon gut!« Er seufzte. »Und so spannend ist das nun auch wieder nicht: Sie müssen ihm zu dritt auf dem Nachhauseweg aufgelauert und ihn wegen seiner Beziehung zu dir und uns verhöhnt haben. Jaime hat ihnen ihre großen Klappen gestopft und, obwohl sie in der Überzahl waren, offenbar ganze Arbeit geleistet. Das weiß ich übrigens auch nicht von Jaime, sondern ich habe Talavera davon reden gehören. Er hatte von dem Ganzen Wind bekommen und Jaime zur Rede gestellt.«
    Zahra schüttelte fassungslos den Kopf. Das Einzige, was Jaime ihr in der letzten Zeit überhaupt über sein Leben außerhalb ihrer vier Wände erzählt hatte, war, dass die christlichen Könige und ihre Kinder abgereist seien, weswegen ihm nun nicht mehr die Sicherheit des Infanten, sondern die Talaveras oblag. »Aber warum sagt er mir so was nicht?«
    »Weil du ohnehin schon völlig verängstigt bist – und derzeit eben auch nicht die Gerechteste!« Raschid warf ihr einen nachdrücklichen Blick zu.
    Errötend strich sich Zahra das Haar zurück. »Ja, ja, ist ja schon gut! Ich sage ja schon gar nichts mehr gegen ihn!«
    »Aber um auf die fliehenden Juden zurückzukommen – Jaime hat recht. Im Vergleich mit ihnen können wir uns wahrlich nicht beklagen! Übrigens hört man immer wieder, dass sie mit aufgeschlitzten Bäuchen im Straßengraben enden. Anscheinend hat es sich zu den Wegelagerern herumgesprochen, dass viele von ihnen ihr Gold herunterschlucken, weil sie hoffen, es so doch über die Grenze bringen zu können.«
    Zahra sah ihn entsetzt an.
    »Zudem erlauben die Portugiesen den Juden anscheinend nur, über vier festgelegte Orte ins Land einzureisen. Acht Cruzados muss jeder zahlen, der über die Grenze will, und mit diesem Geld erwirbt er sich nichts weiter als das Recht, für acht Monate im Land zu bleiben. Doch nach diesen acht Monaten können die Juden das Land nur noch per Schiff verlassen, weil ihnen die Rückeinreise nach Kastilien ja verwehrt ist – und du kannst dir vorstellen, welch unverschämt hohe Preise die Portugiesen ihnen dann für Schiffspassagen abknöpfen werden. Und was sie mit denen vorhaben, die diese Passage nicht bezahlen können, wage ich mich gar nicht zu fragen!«
    »Weiß Deborah das alles schon?«
    Raschid schüttelte den Kopf. »Und ich

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