Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
Vom Netzwerk:
aber …« Der Junge schniefte und wischte sich mit dem Ärmel seines schmutzigen Hemds über die Nase, wobei Zahra eine stark verschmutzte Schürfwunde an seinem Arm auffiel. »Die muss gesäubert und versorgt werden, Junge, es sei denn, du willst den Arm durch eine dumme Entzündung verlieren. Wenn du willst, können wir das hier machen.«
    Verlegen entzog der Junge ihr den Arm. »Nein, nein, danke, ich … Das war nur … Und der Herr ist wirklich nicht wieder da?«
    Zahra schüttelte den Kopf. »Wieso sollte er? Warum sagst du nicht endlich, was du weißt?«
    Verlegen zog er die Schultern hoch. »Wissen, nein, wissen tue ich gar nichts, aber, wegen Barbakan … Er ist … ist seit heute früh … also … Das Pferd ist wieder da. Wir haben es jetzt mit viel Glück auf eine Weide bringen können und fragen uns … Na ja, eigentlich würde der Herr das Pferd doch nicht einfach nur so in den Stall gestellt haben … Er weiß ja, wie es ist, und überhaupt …«
    »Willst du damit etwa andeuten, dass Pferd sei … allein zurückgekommen?«, fragte Zahra erbleichend.
    Der Junge nickte.

X.
    Granada
17 . Juli 1492
    E ine Woche war vergangen, seit Jaime von Granada aufgebrochen war, drei Tage, seit man Barbakan gefunden hatte – und zwei Stunden, seit Talavera wieder in der Stadt war. Raschid hatte ihn sofort aufgesucht, und es wunderte Zahra nicht, dass dieser überhaupt nie nach Jaime geschickt hatte und ihm unterwegs auch nirgends begegnet war. Es wurde damit zur traurigen Gewissheit, was sie seit Barbakans Rückkehr befürchtet hatte: Jaime war von Granada weggelockt worden – weggelockt in eine Falle. Und die Falle war zugeschnappt.
    »Glaubst du mir jetzt?«, fragte sie ihren Bruder mit zitternder Stimme. »Und wirst du nun endlich nach ihm suchen lassen?«
    Raschid versprach es, und noch vor dem Mittagsgebet jagten einige seiner besten Männer in alle vier Himmelsrichtungen davon, aber Zahra war dies nicht genug. Sie wollte, dass auch jemand mit kastilischen Kontakten nach Jaime suchte, da dieser an Orten nachforschen konnte, die ihren Leuten verwehrt oder weniger bekannt waren. Und es gab nur einen Menschen, den sie um diese Unterstützung bitten konnte: Jaimes Bruder.
    Es kostete Zahra große Überwindung, zu Gonzalo zu gehen, und wäre sie nicht der festen Überzeugung gewesen, dass Jaimes Leben von diesem Schritt abhing, hätte sie es niemals gewagt. Um ihm nicht allein gegenübertreten zu müssen, bat sie Tamu, sie zu begleiten. Und so standen sie nur eine Stunde später vor Gonzalos Haus in Santa Fe. Nach einem letzten Blick zu Tamu, die ihr aufmunternd zunickte, klopfte Zahra. Ein Knappe öffnete ihnen und schüttelte sofort den Kopf, als er ihrer ansichtig wurde.
    »Mein Herr empfängt heute nicht; er hat keine Zeit«, sagte er mürrisch. Als Zahra in akzentfreiem Kastilisch erklärte, dass sie ihn trotzdem sprechen müsse, hob er verwundert die Augenbrauen und setzte eine verbindlichere Miene auf. »Verzeiht, Señora, aber er hat wirklich so viel Arbeit, dass er niemanden empfangen kann.«
    »Mich wird er empfangen«, erwiderte Zahra selbstbewusster, als ihr zumute war. »Sagt ihm, es geht um das Leben seines Bruders!«
    Verunsichert ließ der Bursche sie in den Vorraum treten und bat sie, Platz zu nehmen. Dann klopfte er an das Arbeitszimmer seines Herrn, huschte hinein, als er dazu aufgefordert wurde, und wenige Atemzüge später riss Gonzalo die Tür auf. Als er Zahra sah, stutzte er, hatte sich dann aber sogleich wieder im Griff und begrüßte sie.
    »Und was sagt der Knappe da? Jaime ist in Lebensgefahr? Aber bitte, kommt doch erst einmal in mein Arbeitszimmer!«
    Zahra erhob sich und ging an ihm vorbei, und Tamu folgte ihr trotz der Abwehr des Knappen mit störrischem Blick und über der Brust verschränkten Armen. Statt sich neben Zahra zu setzen, stellte sie sich hinter ihre Herrin und blickte grimmig hinter ihrem Schleier hervor. Gonzalo machte seinem Burschen Zeichen, sie allein zu lassen, und forderte Zahra auf zu erzählen.
    Zahra berichtete das Wenige, was sie wusste. »Ich weiß, dass gerade Ihr der Letzte seid, den ich um etwas bitten darf«, fuhr sie errötend fort, »aber ich habe solche Angst um Jaime und weiß nicht, welchen Christen ich sonst um Hilfe bitten soll, aber da er ins auch ehemals schon kastilische Gebiet geritten ist … Ich dachte einfach, dass Ihr Euch dort sehr viel besser auskennt und gewiss auch über bessere Kontakte verfügt als wir. Selbst wenn Ihr

Weitere Kostenlose Bücher