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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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nur einen Rat für mich hättet, wäre ich Euch zutiefst dankbar!«
    Erst jetzt wagte Zahra, Gonzalo direkt anzusehen. Erstaunt stellte sie fest, dass sie der Blick aus seinen bernsteinfarbenen Augen auch heute noch nicht gleichgültig ließ und sie sich beschützt und behütet in seiner Nähe fühlte. Und noch etwas wurde ihr bewusst: Es war etwas ganz anderes, ihm ohne Jaime gegenüberzustehen – beunruhigend anders sogar. Auch wenn ihr Herz Jaime gehörte, so war Gonzalo für sie deswegen auch nach all diesen Jahren noch lange kein Fremder … Und sie sah ihm an, dass auch in ihm in diesem Moment vieles wieder hochkam, was nichts mit Jaime, sondern nur mit ihnen beiden zu tun hatte …
    Wie Blitze schossen die Erinnerungen in ihr hoch: Ihre kurze Begegnung nach der Rückkehr im letzten Winter, dann die Zeit im Krieg, in Loja, vor nunmehr zehn Jahren, wo sie ihn mit seinen schweren Verletzungen gepflegt, um sein Leben gebangt – und begonnen hatte, von einer Zukunft mit ihm zu träumen. Und dann später, im königlichen Alcázar von Córdoba, wo er ihr einziger Vertrauter und Freund unter Feinden gewesen war – und schließlich der Tag, an dem er sie zum ersten Mal ohne Schleier gesehen hatte, weil Torquemada ihr untersagt hatte, weiter das Gesicht zu bedecken … Doch dann hatte sie Jaime kennengelernt und ihn, Gonzalo, der sich inzwischen größte Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft gemacht hatte, so sehr enttäuscht …
    Mit bangem Herzen wartete Zahra, dass Gonzalo etwas sagte, doch er sah sie nur an. Schließlich tat er einen Schritt auf sie zu und hob die Hand, als wolle er ihr über die Wange streichen, doch dann ging ein Ruck durch seinen Körper, und stattdessen vollführte er eine fast harte, sehr knappe Geste, geradezu, als wolle er einen Schlussstrich ziehen, und wandte sich von ihr ab, um zu seinem Schreibtisch zu gehen. Etliche Atemzüge später drehte er sich zu ihr um und wirkte jetzt ruhig und distanziert.
    »Ihr sagt, er sei seit einer Woche fort?«
    Zahra nickte.
    Gonzalo blies die Backen auf und schnaubte. »Es wird nicht leicht sein, nach so vielen Tagen jemanden zu finden, der sich an einen einzelnen Reisenden erinnern kann. Wisst Ihr denn wenigstens, wohin genau er wollte?«
    Zahra beschrieb es ihm.
    »Aber dort muss Talavera auf seinem Rückritt vorbeigekommen sein! Und Ihr sagt, er hat ihn nirgends getroffen? Nun, ich werde ihn auch selbst noch einmal befragen. Vielleicht ist ihm oder seinen Leuten etwas aufgefallen, was uns weiterhelfen kann!«
    »Heißt das, Ihr … Ihr werdet mir helfen?«
    Statt etwas zu erwidern, sah Gonzalo sie wieder nur an. Wärme und Wehmut traten in seinen Blick. »Keine Sorge, noch heute wird ein Trupp meiner Männer losreiten und nach ihm suchen!«
    »Das ist sehr großmütig von Euch«, erwiderte Zahra. »Ich … ich möchte, dass Ihr wisst, wie unendlich dankbar ich Euch für Eure Hilfe bin!« Zahra merkte, dass ihr Gesicht unter dem Schleier heiß wurde.
    »Hat … hat Eure kleine Tochter sich von ihrer schweren Zeit erholt?«, fragte Gonzalo.
    »Ja, danke, es geht ihr wieder gut. In den ersten Wochen war sie noch sehr schreckhaft und hatte auch so manchen Alptraum, aber inzwischen hat sich das gegeben.«
    Gonzalo nickte und sah sie wiederum an, und Zahra hatte das Gefühl, dass sein Blick immer intensiver wurde.
    »Ich … ich gehe dann jetzt wohl besser …«, stotterte sie verlegen, und zugleich spürte sie, wie Tamu sie ungeduldig anstieß.
    »Ich werde Euch auf dem Laufenden halten!« Gonzalo nickte ihr verbindlich zu.
    Zahra dankte ihm mit einer angedeuteten Verbeugung, während Tamu ihr den Ellbogen immer tiefer in den Rücken drückte und sie so in Richtung Tür schob. Unwillig drehte sie sich zu der Dienerin um, was diese jedoch kein bisschen beeindruckte. Mit drohendem Blick versetzte Tamu ihr noch einen weiteren Stoß in den Rücken und zischte, kaum waren sie außer Gonzalos Hörweite, dass Zahra es nicht wagen solle, die Blicke dieses Mannes noch einmal so zu erwidern, wenn sie es nicht mit ihr zu tun bekommen wolle.
     
    Bereits am nächsten Tag erhielt Zahra Nachricht von Gonzalo. Ein Reisender, der ihn am Vortag aufgesucht hatte, war Jaime auf seinem Weg begegnet, so dass es nun einen ersten Hinweis gab, wo sie mit der Suche beginnen konnten. Gleich am nächsten Morgen wollte Gonzalo aufbrechen und dieser Spur, die ihn recht optimistisch zu stimmen schien, persönlich nachgehen. Da Raschids Nachforschungen bisher nichts

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