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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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ihr …
     
    Ein Schwall Nass riss Zahra aus ihrer gnädigen Schwärze, aber sie war viel zu schwach, um zu begreifen, woher dieses Nass kam, wo sie war. Nicht einmal die Augen vermochte sie zu öffnen. Sie hörte Stimmen, eine Männer- und eine Frauenstimme. Die Frauenstimme schien ihr vertraut, die des Mannes löste tiefe Ängste in ihr aus. Dann spürte sie, wie jemand Wasser in ihren Mund träufelte. Sie verschluckte sich an den Tropfen und musste husten, und das tat unendlich weh. Jemand hob sie an und klopfte ihr auf den Rücken, bis der quälende Husten nachließ. Die Person hielt sie weiter im Arm, und dann spürte Zahra den kühlen Rand eines Tonkrugs an den Lippen. Wasser floss ihr über die Lippen, aber sie konnte nicht schlucken, und es löste brennende Schmerzen in ihr aus. Die Lippen, der Gaumen, die Zunge – sie waren so trocken! Das meiste Wasser rann ihr übers Kinn, versickerte auf ihrer Tunika, aber bei jedem neuen Versuch ihrer unermüdlichen Betreuerin gelangte mehr Wasser in ihren Mund, und schließlich gelang es ihr doch zu schlucken, und das sogar, ohne husten zu müssen. Dann versank sie wieder in der Schwärze …
     
    Irgendwann kam Zahra zu sich, sah im Licht der auf dem Tisch stehenden Lampe ihre Schwester, die neben ihr und dicht an sie herangekauert schlief. Als sie sich regte, war Zainab schlagartig wach.
    »Zahra, endlich!« Sie schlang die Arme um sie und brach in Tränen aus.
    »Was … ist … passiert?«, krächzte Zahra und hatte das Gefühl, dass ihr Hals ein rohes, wundes Stück Fleisch war.
    »Wir waren ohne Wasser, viele Tage, wie es scheint, weil Ibrahim krank war und er niemanden zu uns geschickt hat. Vor ein paar Stunden kam er, hat eine neue Lampe, Wasser und Essen gebracht.«
    »Wasser …«, brachte Zahra hervor, und Zainab reichte ihr einen Becher. Gierig trank Zahra, und langsam kam die Erinnerung zurück. »Du … du hast mir Wasser eingeflößt, oder?«
    Zainab nickte. »Und Ibrahim hat dir einen Eimer Wasser übergekippt. Du warst wie tot, Zahra. Mir ging es bei weitem nicht so schlecht wie dir. Und dir Wasser einzuflößen war gar nicht so einfach, weil du anfangs nicht hast schlucken können.«
    Zahra erinnerte sich vage, konnte aber nichts erwidern, weil das Sprechen noch immer schmerzte. Sie trank einen weiteren Schluck, ließ sich zurücksinken und war sofort eingeschlafen.
     
    Als Zahra das nächste Mal zu sich kam, war ihr Verstand so klar wie eh und je, womit ihr das Verzweifelte ihrer Lage bewusst wurde – und sie keinen größeren Wunsch hatte, als erneut das Bewusstsein zu verlieren.
    Zainab rutschte näher zu ihr heran. Bleich sah Zainab aus, sehr bleich, fand Zahra, und auch die Ringe unter ihren Augen entgingen ihr nicht. Sie musste daran denken, wie sie Ibrahim von ihr abgelenkt hatte, und konnte noch immer nicht fassen, welchen Mut ihre kleine Schwester bewiesen hatte. Sie schrak zusammen und fasste nach Zainabs Hand. »Hat … Hat er dich, während ich bewusstlos war … Ich meine, hat er dich da noch einmal …«
    Zainab schüttelte den Kopf. »Nein, keine Sorge, hat er nicht. Er ist noch ziemlich schwach von dem Fieber.«
    Zahra ließ ihre Hand von Zainabs Arm gleiten. »Aber er wird sich erholen – und wir wissen noch immer nicht, wie wir hier rauskommen sollen. Raschid …« Ihre Tränen machten es ihr unmöglich weiterzusprechen. Verlegen fuhr sie sich übers Gesicht. Statt ihrer Schwester etwas vorzuheulen, sollte sie ihr lieber Mut machen! Sie fragte sich, wofür der Allmächtige sie die letzten Tage hatte überleben lassen. Nur um sie weiter dieser Hölle hier auszusetzen?
    Kurz darauf betrat Ibrahim den Raum und brachte ihnen Essen und einen neuen Krug Wasser. Auch Zahra, die ihn heimlich durch halbgeschlossene Augenlider musterte, fand, dass er noch angegriffen aussah. Doch schon am nächsten Tag schien er zu seiner alten Form zurückgefunden zu haben. Rasch schloss Zahra die Augen und hoffte, er würde sie noch für ohnmächtig halten. Sie hörte, wie er das Essen und den Krug abstellte und dann auf sie zukam.
    »He, wacht auf! Es reicht jetzt mit dem Schönheitsschlaf!«
    Zahras Atem wurde schneller, während sie die Augen krampfhaft geschlossen hielt. Da traf sie ein fester Tritt in den Bauch. »Ihr sollt aufwachen, habe ich gesagt!«, knurrte Ibrahim.
    Zahra unterdrückte ein Aufstöhnen und bemühte sich, weiter reglos dazuliegen, doch dann trat Ibrahim so fest zu, dass sie sich vor Schmerz reflexartig

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