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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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nicht, denn die Gefahr, dass Shihab auftauchen könnte, war groß, und gegen ihn würden sie sich in ihrem Zustand nicht zur Wehr setzen können. Zahra sah Jaime an, dass ihm all dies bewusst war – und ebenfalls, dass er Omar keinesfalls allein losschicken würde. Wer wusste schon, ob der Junge Shihab dann nicht auf ihre Spur brachte – und sei es nur aus Angst vor dessen Rache?!
    »Hinten im Schuppen steht ein Pferd«, haspelte Omar mit flehender Stimme weiter. »Ich könnte für Euch in den nächsten Ort reiten, dort ist der Bruder meiner Mutter Qadi. Meine arme Mutter hatte keine Ahnung, was Ibrahim hier vorhatte, als sie mich in seine Dienste gegeben hat, und Ibrahim hatte mir jeden Kontakt mit meiner Familie verboten. Er hat gesagt, wenn ich es wage, mit ihnen zu reden, oder gar jemandem erzähle, was er hier tut, töten seine Leute auf der Stelle meine Schwestern! Und seit er krank war – und das ausgerechnet, als er mich zuvor mit einer Botschaft zu einem Freund von ihm in die Alpujarras geschickt hatte –, durfte ich den Hof nicht mehr verlassen. Sayyidi, bitte, Ihr könnt mir wirklich vertrauen! Habe ich Euch nicht immer so gut behandelt, wie ich nur konnte? Und mehr konnte ich nicht tun, ich durfte doch nicht das Leben meiner Schwestern aufs Spiel setzen!«
    Sie standen in der Küche. Als Zahra die Sonne durch das kleine Fenster scheinen sah, wurde ihr bewusst, in welch greifbarer Nähe die Freiheit lag. Entschlossen blickte sie zu Jaime. »Ich … ich werde mit ihm zusammen auf dem Pferd reiten – und stoße ihm das Messer in den Hals, wenn er uns hintergeht. Aber ich glaube ihm, Jaime, er ist kein schlechter Kerl. Außerdem haben wir keine Wahl! Allerdings müssen wir vorher ein Versteck für dich und Zainab finden. Wenn Shihab zurückkommt und Ibrahim in diesem Zustand findet, wird er euch töten!«
    »Unweit des Stalls ist eine Höhle, die sich hervorragend als Versteck eignet«, fiel der Junge ihr aufgeregt ins Wort. »Ihr müsst nur gut zwanzig Schritte weit gehen, denn seht Ihr dichtes Gestrüpp, und dahinter liegt sie. Dort seid Ihr vor Shihab in Sicherheit; er kennt sich hier nicht aus, aber ich, denn ich bin hier großgeworden!«
    Unschlüssig wiegte Jaime den Kopf, befahl dem Burschen dann aber doch, ihnen den Stall zu zeigen. Während dieser das Pferd sattelte, zeigten alle drei Messer auf ihn. Danach legte Zahra ihm wieder Fesseln an, bugsierte ihn aufs Pferd und setzte sich hinter ihn.
    »Ich warte, bis ihr in der Höhle angekommen seid!«, rief Zahra, doch Jaime forderte sie auf, sofort aufzubrechen. »Shihab darf dich auf keinen Fall erwischen! Du bist unsere einzige Chance!«
    Sie tauschten einen letzten Blick, einen Blick voller Liebe, Hoffnung und Angst, dann trieb Zahra das Pferd an und preschte mit dem Jungen davon.

XIII.
    Granada
25 . August 1492
    Z ahras Gefühl hatte sie nicht getrogen: Omar brachte sie auf direktem Wege in den Nachbarort zum Qadi, der in der Tat sein Onkel war und auf Omars und Zahras Bericht hin sofort einen Trupp bewaffneter Männer und einen Wagen zu Ibrahims Haus schickte, um Jaime und Zainab abzuholen. Jaime wurde von einem
dschabbar
untersucht, sein Finger ordentlich geschient und seine zahlreichen Wunden und Prellungen mit heilenden Pasten bestrichen und verbunden. Da sie Shihab nicht angetroffen hatten, waren zwei Bewaffnete zurückgeblieben, die ihn festnehmen sollten, sobald er auftauchte. Mit einer zweiten Fuhre wurde Ibrahim geholt. Der Qadi veranlasste, dass er in einen Kellerraum gesperrt wurde, der nicht zum ersten Mal als Gefängniszelle diente. Gleich am nächsten Tag wollte er ein Urteil über ihn fällen.
    Um das Wohl und die Genesung von Zahra, Zainab und Jaime waren die Dorfbewohner geradezu rührend besorgt und betonten immer wieder, wie unendlich sie es bedauerten, was ihnen widerfahren war; aber als Ibrahim die kleine, abgelegene Farm gepachtet hatte, hatte ja niemand ahnen können, was er dort vorhatte.
    Am Abend stießen Raschid und Gonzalo zu ihnen. Nachdem der Bote, den der Ortsvorsteher, der Qaid, zu ihnen geschickt hatte, die Nachricht von ihrer Rettung überbracht hatte, hatten sich beide sofort auf den Weg machen wollen.
    Als sie eintrafen, saßen Zahra, Jaime und Zainab vor dem Haus des Qaids, bei dem sie untergekommen waren, und genossen die späte Nachmittagssonne und ihre wiedergewonnene Freiheit. Zahra sank ihrem Bruder selig in die Arme, und sie strahlte noch viel mehr, als er ihr versicherte, dass Chalida und alle

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