Das Geheimnis der Maurin
verstrichen war. Sie versuchte sich zu wappnen, wogegen keine Frau der Welt sich wappnen konnte.
Auf Ibrahims Kinnbewegung hin band der Bursche Jaimes Arme auf dem Rücken zusammen, und obwohl er dabei keinesfalls grob, sondern so zögerlich vorging, dass Ibrahim ihn mehrmals anschnauzte, stöhnte Jaime vor Schmerz.
Anschließend musste Omar Jaime am Türriegel festbinden und auch Zainab fesseln. Kaum war er damit fertig, schickte Ibrahim ihn fort: »Na los, mach schon, verschwinde, hock dich in die Küche, da störst du mich am wenigsten, und wag nicht noch einmal, das Haus ohne meine Erlaubnis zu verlassen, sonst schlage ich dich kurz und klein! Und wenn Shihab kommt, sag ihm, ich trete ihm in den Arsch, wenn er noch einmal so lange ausbleibt! Und jetzt geh schon; sollte ich dich brauchen, werde ich dich rufen!«
Kaum war Omar gegangen, ging Ibrahim grinsend auf Zahra zu. Unwillkürlich wich sie zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Zugleich spürte sie die beiden Nägel, die sie in den Fäusten verbarg, wohl wissend, dass sie ihr kaum nutzen würden – und doch waren sie der einzige Hoffnungsschimmer.
Mit einem Ruck entfernte Ibrahim den Stoffstreifen, mit dem Zahra ihre aufgerissene Tunika notdürftig über der Brust zugeknotet hatte, und nach einem weiteren Ruck hatte er den Rest von Zahras Tunika bis zum unteren Saum aufgerissen, woraufhin das Kleidungsstück über die Schultern rutschte und zu Boden fiel. Reglos und mit abgewandtem Gesicht starrte Zahra wie festgefroren auf die Wand gegenüber. Zainab hatte ihr dazu geraten, und Zahra musste ihr in diesem Moment recht geben: Das Letzte, was sie jetzt ertragen hätte, wäre, in Zainabs oder gar in Jaimes Augen zu blicken.
Als Ibrahim ihr so nah kam, dass sein feister Wanst gegen ihren Bauch drückte, rutschte Zahra mit einem angewiderten Aufstöhnen zur Seite, doch Ibrahim hielt sie an den Haaren fest und donnerte ihren Kopf gegen die Wand. »Hiergeblieben, meine Schöne, hier-ge-blie-ben!«
»Lasst Zahra in Ruhe, oder Ihr werdet dafür auf eine Art bezahlen müssen, dass Ihr Euch noch wünschen werdet, nie geboren worden zu sein!«, presste Jaime zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und riss trotz der Schmerzen, die ihm dies bereiten musste, so fest an seinen Fesseln, dass Zahra für einen winzigen Moment der irren Hoffnung erlag, er könne sich tatsächlich befreien. »Selbst wenn ich das hier nicht überlebe, wird mein Bruder Euch finden und Euch tausendfach heimzahlen, was Ihr Zahra antut, und Euch hinterher in einer der vielen Mühlen der Vega zu Mehl zermahlen und den Schweinen zum Fraß vorwerfen lassen!«
Zahra schloss die Augen. Bitte, Jaime, schweig – schweig, und lass mich vergessen, dass du hier bist!
Ibrahim stieß sie auf die Matte und warf sich grunzend auf sie. Obwohl Zahra sich fest vorgenommen hatte, Ibrahim keinesfalls die Genugtuung zu geben, Angst oder Abwehr zu zeigen, weil er genau dies provozieren wollte, konnte sie jetzt doch nicht anders, als ihn zurückzustoßen. Geschickt fing er ihren Stoß ab und grunzte zufrieden. »Ja, wehrt Euch nur, versucht wegzulaufen … Ihr wisst doch noch, wie sehr mir das gefällt, nicht wahr? Und Ihr, Jaime, schaut her, damit Euch nicht entgeht, wie ich sie nun endgültig zu meinem Weib mache!«
Als Zahra sich erneut loszumachen versuchte, schlug Ibrahim ihr so fest ins Gesicht, dass es ihr vor den Augen flimmerte und alles um sie herum für einen dankenswerten Moment im Nebel versank. Bis Zahra wieder ganz bei sich war, hatte Ibrahim ihr die übrigen Kleider vom Leib gerissen, und sie hörte, wie Jaime weiter an seinen Fesseln riss und Ibrahim in ohnmächtiger Wut ständig neue Drohungen entgegenbrüllte. Dessen ungeachtet strich Ibrahim mit seinen behaarten Fingern frohlockend über Zahras Leib. »Endlich bekomme ich, worauf ich schon so viele Jahre warte!«
Obwohl Zahra auch Ibrahim keinesfalls hatte ansehen wollen, tat sie es in diesem Moment auf einmal doch. Im selben Moment, in dem sie Ibrahim den Blick zuwandte, wurde all ihr Hass, ihr Ekel und ihr Widerwillen gegen ihn so übermächtig, dass sie wie von den Dschinns besessen mit einem wilden Schrei wieder und wieder mit den Fäusten auf ihn einschlug. Es dauerte nicht lange, bis Ibrahim ihre Arme fest im Griff hatte, sie auf den Boden drückte und hohnlachend brüllte: »Weiter, weiter so!« – woraufhin Zahras Widerstand erschlaffte, Ibrahim nach kurzem Zögern ihre Arme wieder losließ und sich
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