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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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seinen Kopf doch wieder nach ihr um, auch wenn er sich dabei fast den Hals verrenkte. »Verzeiht, Medica, aber ich verstehe beim besten Willen nicht, wie diese Fragen zu meiner Heilung beitragen sollen.«
    »Nun, ich muss doch feststellen, wie sehr dieser üble Dämon, der in Euren Schädel gefahren ist, schon von Eurem Geist Besitz ergriffen hat. Das merke ich daran, ob Ihr die Wahrheit sagt oder lügt. Je tiefer sich der Dämon eingenistet hat, desto mehr lügt Ihr, das liegt in der Natur der Sache.«
    »Ach, tatsächlich? Das ist ja interessant. Ihr scheint Euch mit Dämonen auszukennen.«
    »Oh, das ist nicht weiter schwierig. Meistens erkennt man es auf den ersten Blick, wenn jemand von einem Dämon besessen ist«, sagte sie süffisant.
    Er lachte. Allmählich schien ihm der sich zuspitzende Disput zu gefallen. »Nun – der gegenwärtige Abt von Kloster Weingarten heißt Hugo von Montford. Er ist schon sehr betagt, weit über sechzig. Hilft Euch das?«
    »Wir werden sehen. Ihr habt eine besonders wertvolle Reliquie in Euren Gemäuern, habe ich recht?«
    »Oh ja. Die Heilig-Blut-Reliquie. Eine Glasphiole mit einem Tropfen vom Blut Jesu Christi.«
    Bruder Thomas zuckte zusammen, als Anna plötzlich seinen Kopf mit den Händen abtastete.
    »Tut das weh?«, fragte die Medica.
    »Nein. Es ist angenehm, macht nur weiter«, grinste Bruder Thomas.
    In dem Moment presste Anna so stark mit beiden Daumen knapp unter seinen Schädelknochen am Ansatz zwischen Genick und Kopf, dass Bruder Thomas mit einem Schrei in die Höhe fuhr.
    »Ah – seid Ihr noch bei Sinnen?«, brüllte er.
    Ungerührt drückte Anna seinen Kopf wieder nach hinten auf das Strohkissen.
    »Jetzt haben wir ihn«, sagte sie.
    »Wen?«, wollte Bruder Thomas wissen.
    »Den Dämon, der in Gestalt eines Steins von Euch Besitz ergriffen hat. Bleibt ganz ruhig liegen, ich hole jetzt die Instrumente.«
    »Die Instrumente? Welche Instrumente?«, fragte er, nun doch mit einem Anflug von Ängstlichkeit.
    »Die Instrumente, mit denen ich ihn herausschneide. Er muss heraus. Und zwar auf der Stelle. Bevor er noch mehr Unheil anrichten kann.«
    Damit ließ sie den verunsicherten Bruder Thomas allein. Aber bevor er noch vom Tisch steigen konnte, war Anna schon wieder da. Sie brachte ihren Ranzen mit und dazu eine Schüssel mit Wasser.
    »Schön liegen bleiben!«, befahl sie ihm streng und verschwand erneut. Dann kam sie mit einem Topf zurück, den sie neben sich auf einen Hocker stellte, unweit der Wasserschüssel.
    »Denkt an was Schönes. Ihr werdet fast nichts merken«, sagte sie.
    »Was heißt fast?«, fragte Bruder Thomas skeptisch, aber statt einer Antwort hielt Anna nacheinander drei Instrumente aus dem Ranzen prüfend gegen das Licht: eine Knochensäge mit scharf geschliffenen Sägezähnen, einen Drillbohrer, der eher für Steinmetzarbeiten geeignet schien, und einen Zimmermannshammer, der an einem Kopfende stumpf und am anderen flach war.
    Bruder Thomas schluckte nervös: »Wollt Ihr etwa mit diesen … diesen Werkzeugen meinen Kopf aufschneiden?«
    »Ja, was denkt Ihr denn? Irgendwie muss ich ja an Euren Stein herankommen, den Ihr unbedingt entfernt haben wollt.«
    »Wollt Ihr mich nicht vielleicht vorher zur Ader lassen?«
    »Das ist nicht nötig. Es wird so viel Blut fließen, dass ein Aderlass überflüssig ist«, antwortete sie ungerührt und schlug den Hammer mit dem stumpfen Kopfende probehalber klatschend in ihre linke Hand.
    Dem Patienten auf dem Tisch brach der Angstschweiß aus allen Poren.
    »Es reicht mir, Medica. Ich habe alles nur …«, sagte er mit gepresster Stimme, aber weiter kam er nicht, denn auf diese Reaktion hatte Anna nur gewartet. Was jetzt folgte, geschah blitzschnell und in einer einzigen, fließenden Bewegung. Anna legte den Hammer beiseite, drückte einen Schlafschwamm, den sie ungesehen aus dem Topf geholt und neben sich bereitgelegt hatte, in die Wasserschüssel und dann Bruder Thomas, der sich gerade in seiner schwerfälligen Art erheben wollte, direkt mitten ins völlig perplexe Gesicht. Er war so überrascht von der unerwarteten Attacke, dass er unwillkürlich tief Luft holte, als er mit dem Schwamm aufs Strohkissen zurückgepresst wurde, bevor er begann, sich zur Wehr zu setzen. Doch es war schon zu spät, die Dämpfe im Schlafschwamm zeigten bereits Wirkung und machten ihn zusehends schwächer.
    Schließlich hatte er endgültig das Bewusstsein verloren. Schnell warf Anna den Schwamm beiseite, um nicht auch noch

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