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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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löckte und mit ihren Methoden an den Grundfesten der Kirche zu rütteln begann. Möglich war es und sehr wahrscheinlich, dass der Mönch nicht auf eigene Faust handelte. Anna nahm sich vor, Bruder Thomas nach allen Regeln der Kunst auf den Zahn zu fühlen und ihm zu zeigen, was eine richtige Medica ausrichten konnte. Eine Medica, die keine Quacksalberin war und die Leute an der Nase herumführte und sie um ihr Geld erleichterte. Genau das vermutete dieser seltsame Mönch offenbar.
    »Steckt Euer Geld wieder ein und kommt mit«, sagte sie und ging voraus in die Behandlungsstube mit dem Tisch in der Mitte. »Ihr habt Glück, dass ich Zeit habe. Ich werde Euch jetzt einer gründlichen Untersuchung unterziehen und dann werden wir sehen, was Ihr habt und was ich für Euch tun kann.«
    Sie gab Berbelin mit den Augen ein Zeichen, sie mit dem Patienten allein zu lassen, und ihre Magd zog sich zurück. Bruder Thomas folgte Anna zögerlich in die Behandlungsstube und sah sich neugierig um.
    »Wenn Ihr über so gute Heilmethoden verfügt, wie man sich erzählt, warum könnt Ihr dann Eure Magd nicht von ihrer Stummheit erlösen?«, fragte er, und schon wieder hörte Anna eine versteckte Hinterhältigkeit in der Frage des Mönchs, der es anscheinend darauf angelegt hatte, sie aufs Glatteis zu führen. Jetzt beschloss Anna endgültig, ihm für sein freches Eindringen in ihr Haus und sein dreistes Auftreten, seine Chuzpe , wie Medicus Aaron gesagt hätte, eine gründliche Lektion zu erteilen.
    »Es geht Euch zwar nichts an«, sagte sie bissig, »aber Berbelin hat ihre Stimme verloren, weil sie schlimmes Leid durchgemacht hat. Das können nur Gott und die Zeit heilen. Dagegen habe ich kein Mittel. Und wer behauptet, er hätte eins, der lügt.«
    Bruder Thomas spielte immer noch mit dem vollen Geldbeutel und sah sie scharf an, als sie ihn zurechtwies. Dann lächelte er wieder.
    »Wollt Ihr mir nun meinen Stein herausschneiden oder nicht?«, fragte er provozierend.
    Anna lächelte zurück und stieß ihm den Zeigefinger so vehement gegen die Brust, dass der füllige Bruder Thomas unwillkürlich zwei Schritte rückwärts machte und gegen den Behandlungstisch stieß.
    »Legt Euch auf den Tisch, Bruder Thomas. Ich werde bei Euch vorgehen wie bei den anderen Patienten auch. Jeder, der Hilfe sucht, wird gleich behandelt. Egal ob Graf oder Bauer. Oder Mönch«, sagte sie und stupste ihn noch einmal mit dem Finger an, weil sie gemerkt hatte, dass ihm das gar nicht zu gefallen schien.
    Er ertrug es, wenn auch mit zusammengebissenen Zähnen. Wahrscheinlich glaubt er, er wäre mir überlegen und kann mich hereinlegen, dachte Anna.
    »Jetzt legt Euch schon hin!«, befahl sie ihm.
    Zögerlich ließ sich Bruder Thomas rücklings auf dem Tisch nieder. Anna schob ihm das Strohkissen unter den Kopf und stellte sich so hinter ihn, dass er sie nicht sehen konnte, was ihn noch mehr verunsicherte.
    »Zuerst muss ich einiges über Euch wissen, damit ich mir ein Bild von Euch machen kann«, sagte sie.
    Es schien ihn wirklich zu irritieren, dass sie jetzt auch noch anfing, hinter ihm hin- und herzugehen, denn er versuchte immer wieder vergeblich, den Kopf nach ihr umzudrehen, während sie damit begann, ihn auszufragen.
    »Wie alt seid Ihr?«
    »Ich stehe im fünfunddreißigsten Lebensjahr. Ist das wichtig?«
    Sie beugte sich von hinten über ihn und blickte ihm von oben herab direkt in die Augen.
    »Ihr seid freiwillig zu mir gekommen, weil Ihr Hilfe sucht. Ist das richtig?«, fragte sie mit bohrendem Blick.
    »Ja, natürlich«, sagte er.
    »Ich habe Euch nicht gebeten, zu mir zu kommen?«
    »Nein. Das habt Ihr nicht.«
    »Dann wollen wir eines klarstellen, Bruder Thomas – Ihr seid der Patient und ich die Medica. Ihr wollt etwas von mir. Und als Medica muss ich die Fragen stellen, die ich für richtig erachte, und Ihr antwortet mir, so gut Ihr könnt. Wenn nicht … bitte, Ihr habt die Freiheit zu gehen. Also?«
    »Ja, ja, schon gut«, sagte er beschwichtigend. »Fragt nur, ich werde antworten, so gut ich kann.«
    Sie zog sich wieder zurück und machte weiter. »Woher kommt Ihr?«
    »Aus einem weit entfernten Kloster.«
    »Wie heißt dieses Kloster?«
    »Kloster Weingarten. Es liegt im Süden des Reiches.«
    »Ich habe davon gehört. Ist das nicht welfischer Besitz?«
    »Nein. Kaiser Friedrich Barbarossa, der Großvater unseres jetzigen Kaisers, hat es 1178 gekauft.«
    »Ihr wisst gut Bescheid. Und wer ist gegenwärtig der Abt?«
    Jetzt drehte er

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