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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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ehrlich sein? Nicht besonders schmeichelhaft. Er hat Euch der Hexerei bezichtigt.«
    »Und das habt Ihr geglaubt?«
    »Mit Verlaub, Medica – der Burgkaplan ist ein hinterlistiger Intrigant, so viel Menschenkenntnis habe ich wohl. Aber ich wollte der Sache selbst nachgehen und bin schließlich auf Eurem Tisch gelandet.«
    »Und jetzt? Wollt Ihr mich wegen erwiesener Hexerei anzeigen?«
    Bruder Thomas seufzte und wandte sich an Berbelin. »Sagt, könnt Ihr mir vielleicht einen Schluck Bier bringen? Ich fürchte, das wird ein längeres Gespräch, und meine Kehle ist schon wieder furztrocken.«
    Berbelin blickte fragend zu ihrer Herrin, und Anna nickte. Berbelin verschwand mit dem Krug.
    Bruder Thomas sagte ernst: »Was ich glaube oder besser: was ich nicht glaube – ich glaube nicht, dass wir entweder in die Hölle oder in den Himmel kommen, sondern dass wir schon in der Hölle leben. Und das Einzige, was wir tun können, ist, uns auf die Seite derer zu stellen, die es nicht noch schlimmer machen.«
    »Das glaubt Ihr? Das ist wahrlich Ketzerei, Bruder Thomas. Das kann Euch den Kopf kosten.«
    »Oder auf den Scheiterhaufen bringen. Ich weiß. Das hat mein Abt auch gesagt. Ah – endlich!«, strahlte er, als Berbelin in diesem Moment mit dem gefüllten Krug und einem Becher hereinkam. Er schenkte sich selbst ein und trank den Becher mit einem gewaltigen Zug aus. Dann füllte er ihn erneut.
    »So«, sagte er zufrieden. »Jetzt können wir unseren theologischen Disput fortsetzen. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, ich wollte Euch erzählen, dass diese Erkenntnis mich dazu gebracht hat, mich so oft und so lange mit dem Abt zu streiten, dass er mich schließlich exkommuniziert und aus dem Kloster geworfen hat. Seitdem bin ich damit beschäftigt, durch die Lande zu ziehen und dafür zu sorgen, dass die Rechtlosigkeit nicht noch mehr um sich greift. Viel kann ich nicht ausrichten, das weiß ich, aber was in meinen bescheidenen Kräften liegt, werde ich tun, um meine Mission zu erfüllen.«
    »Die da wäre?«, fragte Anna.
    »Allen Scharlatanen, Wunderheilern und Quacksalbern, die den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen, das Handwerk zu legen.«
    Wieder leerte er den Becher in einem Zug.
    Anna spürte, dass er es ehrlich meinte. Aus ihm sprach tiefe Verzweiflung, das merkte sie ihm an, auch wenn er das mit seiner bärbeißigen Art zu überspielen versuchte.
    »Da habt Ihr Euch viel vorgenommen. Und mit dieser … Mission – wieso wolltet Ihr ausgerechnet bei mir damit anfangen?«, wollte Anna wissen.
    »Oh, bildet Euch nur nichts ein. Ihr seid nicht die Erste, ich habe schon manchen Scheinheiligen Mores gelehrt, der versucht hat, einfache Leute um ihr Geld zu bringen. Und nichts finde ich widerwärtiger, als jemanden zu betrügen, dem es ohnehin schon schlecht geht, weil er arm oder krank ist. Oder beides. Das bin ich meiner früheren Berufung schuldig, schließlich war ich mal Infirmarius . Wie Ihr sicher dem Brief an meinen Abt entnommen habt.«
    »Brief?«, fragte Anna betont unschuldig.
    Bruder Thomas schüttelte den Kopf. »Ich sehe vielleicht nicht so aus, aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Ich müsste mich schon sehr täuschen, wenn Ihr nicht während meiner … kurzzeitigen geistigen Abwesenheit meine Sachen gründlich durchsucht habt. Oder etwa nicht?« Er schaute sie fragend an.
    Anna zuckte zustimmend mit den Schultern.
    »Ich hätte genauso gehandelt«, setzte er hinzu, bevor er noch einen Schluck von dem Bier nahm. Dann streckte er plötzlich die Hand aus. »Übrigens – kann ich ihn zurückhaben, den Brief? Ihr braucht ihn nicht, und für mich ist er eine immerwährende Erinnerung und Mahnung, was mein früheres Leben betrifft. Wenn auch eine schmerzliche.«
    Er hielt ihr immer noch die Hand hin.
    Anna zögerte. Aber dann händigte sie ihm den Brief schließlich aus.
    Er steckte ihn in seine Kutte.
    »Ich danke. Es war nicht einfach, ihn … nun ja … an mich zu bringen«, sagte er.
    »Ihr habt ihn gestohlen.«
    »So kann man es auch nennen. Verzeih deinem fehlbaren Diener, oh Herr!«
    Er bekreuzigte sich wieder mit einem kurzen Blick gen Himmel. »Aber ich finde, ich habe ich ein Recht darauf, ihn zu besitzen.«
    Er sah sie freimütig an. »So, jetzt habe ich Euch mein ganzes Herz ausgeschüttet. Nehmt das als meine Entschuldigung dafür, dass ich Euch zu Unrecht verdächtigt habe, mit Taschenspielergaunereien andere Menschen auszunehmen.«
    »Was hättet Ihr mit mir gemacht, wenn es so

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