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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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gewesen wäre?«
    »Ich hätte Euch das Handwerk gelegt. Das wäre nicht weiter schwer gewesen, schließlich seid Ihr nur eine junge Frau mit nichts als einer Magd, die dazu noch stumm ist!«
    »Ich stehe unter dem persönlichen Schutz des Grafen. Ein Wort von mir, und Ihr landet in seinem Verlies.«
    »Oh, das wusste ich nicht. Na, da hätte ich mir schön die Finger verbrannt. Jetzt ist mir klar, wieso der Burgkaplan noch nichts gegen Euch unternommen hat.«
    »Will er das?«
    »Liebend gern, denke ich. Er wartet nur auf eine Gelegenheit.«
    »Ihr seid nicht der Erste, der mich vor dem Burgkaplan warnt.«
    »Wer war denn der Erste?«
    »Der König höchstpersönlich. Konrad IV.«
    »Konrad das Kind?«
    »Genau der. Ein kluger junger Mann.«
    »Wie kommt Ihr dazu, mit dem König Gespräche zu führen? Ihr werdet mir allmählich unheimlich.«
    »So, wie ich dazu gekommen bin, Medica zu werden. Es ist eine lange Geschichte.«
    »Das kann ich mir vorstellen. So lang wie meine?«
    »Ungefähr.«
    Bruder Thomas verschränkte die Arme und sah Anna von oben bis unten an. »Ich möchte Euch nicht herabwürdigen, versteht mich nicht falsch. Ihr seid eine willensstarke Frau, fast noch ein Mädchen. Ihr habt es weiter gebracht, als ich es mir jemals bei einer Frau hätte vorstellen können. Ich will gar nicht wissen, wie Ihr das geschafft habt ohne Zauberkünste. Aber ich kann Euch versichern: Ihr habt meine Hochachtung. Jedoch …«, er zögerte, »… jedoch müsst Ihr irrsinnig sein, wenn Ihr denkt, ewig so weitermachen und ganz ohne männlichen Beistand auskommen zu können. Auch wenn Ihr so hochstehende Gönner und Beschützer habt wie den König oder den Grafen. Achtet auf Euch, Medica, ich meine es gut mit Euch, weil Ihr mir imponiert.«
    Anna seufzte hörbar. »Danke. Sagt, wovon lebt Ihr eigentlich?«
    »Von Almosen. Und davon, dass ich gelegentlich eine Verletzung behandle oder ein Magendrücken. Im Zähneziehen bin ich besser als jeder Bader.«
    »Ihr arbeitet also nach wie vor als Infirmarius ?«
    »Nein. So kann man das nicht nennen. Ich helfe gelegentlich, wo Hilfe angebracht ist, das ist alles.«
    »Dann seid Ihr frei, tun und lassen zu können, was Euch beliebt?«
    »Solange es mit meiner Mission in Einklang zu bringen ist, ja. Oder so lange, bis ich von jemandem an den Pranger gestellt werde und meine ganze Geschichte offenbar wird. Dann geht’s mir an den Kragen. Aber bisher hat mir der Herr noch eine Galgenfrist gewährt. Und nur er weiß, wie lange mir seine Gunst erhalten bleibt«, sagte er fatalistisch, bekreuzigte sich und wandte sich zum Gehen.
    Anna sah ihn mit hängenden Schultern in Richtung Küche schlurfen, wo seine Tasche stand. »Bruder Thomas!«, rief sie ihm nach.
    Er blieb stehen, ohne sich umzudrehen.
    »Bruder Thomas – ich habe Euch ein Angebot zu machen!«, erklärte sie. Ihr Instinkt sagte ihr, dass Bruder Thomas es ehrlich meinte. Sie wollte ihm vertrauen.
    Langsam drehte er sich zu ihr um und sah sie an, ohne dabei die Miene zu verziehen. »Ein Angebot? Mir? Ich höre.«
    »Wollt Ihr für mich arbeiten?«
    Er zögerte und fragte schließlich misstrauisch: »Als was?«
    »Als Bruder Thomas, ehemaliger Infirmarius und Assistent der Medica.«
    Immer noch blieb sein Gesichtsausdruck unverändert.
    Anna fuhr fort: »Ich biete Euch ein Dach über dem Kopf, und Ihr könnt an meiner Seite weiterhin Eurer Mission nachgehen. Ich habe mehr Patienten, als ich allein behandeln kann. Ihr könnt alles mitbenutzen, was ich habe. Laboratorium, Arzneien, Heilpflanzen – alles. Über die Heilmethoden müssen wir uns allerdings vorher einig werden. Aber ich denke, jeder kann noch etwas vom anderen lernen. Überlegt es Euch. Ihr seid als Mönch, Infirmarius und Mann eine Autoritätsperson, und ich könnte mich an Eurer Seite endlich wieder sicher fühlen, wenn ich nachts Hausbesuche mache und im Dunkeln nach Hause gehe. Ganz abgesehen davon, dass es gut wäre, wenn wieder ein Mann im Haus wohnt, der Diebsgesindel abhalten kann. Es darf Euch allerdings nichts ausmachen, wenn es Gerede gibt.«
    »Das soll mich nicht weiter kümmern. Ihr wisst, ich bin bereits exkommuniziert.«
    »Ja.«
    »Aber wenn meine Vergangenheit bekannt wird, ist es um uns geschehen.«
    »Dann darf sie eben nicht bekannt werden. Wer sollte davon erfahren? Weingarten ist weit weg.«
    »Ihr führt mich in Versuchung, Medica.«
    »Nein. Es ist ein Geschäft. Ein gutes Geschäft für beide Seiten. Was ist? Schlagt Ihr

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