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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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fingen alle Anwesenden an zu lachen, ein schallendes Gelächter, in das schließlich auch Gero mit einstimmte, obwohl er sich nicht sicher war, ob man über ihn und seine vorschnelle Bemerkung lachte oder über die Tatsache, dass er recht hatte und es allmählich an der Zeit war, sich eines Hochverrats zu bedienen, um den Staufer und sein Fußvolk endlich loszuwerden.
    Konrad von Hochstaden wartete, bis sich die allgemeine Heiterkeit, die einen bitteren und zynischen Unterton in sich trug, wieder gelegt hatte, dann fuhr er feierlich fort: »Wir, die wir hier zusammen sind, sind dazu ausersehen, in der betrüblichen Vakanz des Heiligen Stuhls das Heilige Römische Reich zu erneuern, bevor es unter Friedrich, dem Sendboten Luzifers, endgültig vor die Hunde geht. Gero von Hochstaden, ich frage dich: Willst du deinen Teil dazu beitragen?«
    Gero erhob sich und sagte genauso feierlich, wie es dieser Frage angemessen war: »Lasst mich Euer Arm und Schwert sein, Eure Eminenz. Was soll ich tun?« – »Du wirst dir einen Bart wachsen lassen, der dich unkenntlich macht. Dann begibst du dich mit zwei deiner Gefolgsleute, auf die du dich verlassen kannst, nach Oppenheim. Dort wirst du dich als Waffenknecht auf Burg Landskron verdingen. Graf Georg von Landskron ist ein treuer Vasall des unrechtmäßigen Königs Konrad. Nach Lage der Dinge wird es in Oppenheim früher oder später zu einem Treffen der staufischen Anhänger kommen. Wir müssen wissen, wie ihr Kenntnisstand ist und was sie vorhaben, um den König in seiner Position zu stärken. Du hältst uns über alles auf dem Laufenden: Geld, Truppen, Gefolgsleute – alles! Traust du dir diese anspruchsvolle Aufgabe zu?«
    Geros Kühnheit war in der kurzen Zeit, die er vor dem Kollegium der hohen Herren verbracht hatte, derart gewachsen, dass er der Runde auch versprochen hätte, schnurstracks nach Apulien zu reiten und den Kaiser persönlich mitten aus seiner maurischen Leibwache zu entführen, wenn sie dies verlangt hätte. Er würde von nun an in wichtiger Mission des Erzbischofs unterwegs sein und nichts würde ihn aufhalten. Mit stolzgeschwellter Brust und voller Überzeugung sagte er klar und deutlich: »Ja, Eure Eminenz. Ich werde Euren Auftrag zu Eurer Zufriedenheit ausführen.«
    Konrad von Hochstaden zog den Siegelring vom Ringfinger seiner rechten Hand. Er trug das Wappen derer von Hochstaden, ein silberner Reichsadler auf rotem Grund. Feierlich überreichte der Erzbischof Gero seinen Ring: »Du handelst ab jetzt in meinem Auftrag. Mit diesem Ring kannst du dich gegebenenfalls ausweisen. Aber achte darauf, wem du den Ring zeigst. Du musst dir dabei völlig sicher sein, dass dein Gegenüber auf unserer Seite steht.«
    Gero verneigte sich und steckte den Ring ein.
    Der Erzbischof fasste ihn noch einmal an den Schultern und sah ihm in die Augen. »So bist du nun entlassen. Du brichst so bald wie möglich auf. Genaue Instruktionen erhältst du von deinem Vater. Er wird dir auch mitteilen, wie unsere Kontaktleute heißen und wem du vertrauen kannst. Und nun geh!«
    Er wartete, bis Gero nach einer Verbeugung den Raum verließ.
    Als die Wache endlich die Tür hinter ihm ins Schloss gezogen hatte und er allein im Gang stand, zitterte Gero, weil er sein Glück kaum fassen konnte. Er zog den Siegelring seines Onkels noch einmal aus der Tasche und sah ihn an. Endlich waren seine Fähigkeiten anerkannt worden, und er hatte den ehrenvollen Auftrag erhalten, auf den er so sehnlichst gewartet hatte. Wie würden seine Kumpane stolz auf ihn sein, er würde sie schnellstmöglich einweihen, er platzte schier vor Ungeduld. Zu dritt würde auch der Spaß ein dreifacher sein. Mit einem Hochgefühl, das er lange nicht mehr gespürt hatte, machte er sich auf den Weg zum Küchentrakt. Er hatte auf einmal einen solchen Hunger, dass er einen halben Ochsen hätte verspeisen können.

VII
    N ach einem ausgiebigen Frühstück nahm Aaron die Liste der Patienten zur Hand, die ihm seine Schwester geschrieben hatte. Er war so lange fort gewesen, dass er nun vielen seiner Schützlinge einen Besuch abstatten musste. Schließlich lehnte sich Aaron auf seinem Stuhl zurück und sah Anna zu, wie sie Rebecca beim Abräumen des Tisches half. Er wunderte sich selbst, nicht von Anfang an bemerkt zu haben, dass Anna so wenig Männliches an sich hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie sich in seinem Haushalt so gab, wie sie wirklich war. Hier musste sie nicht länger die Rolle spielen, die ihr jahrelang

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