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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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aufgezwungen und zu ihrer zweiten Natur geworden war. Aaron seufzte. Es würde nicht leicht sein, Anna davon zu überzeugen, dass es vorläufig angebracht war, zwar unter ihrem richtigen Namen, aber mit einer falschen Geschichte bei ihm als Famula zu arbeiten, er hatte sich das reiflich überlegt.
    »Meine Patienten müssen leider noch warten«, sagte er zu Esther. »Anna und ich sollten zuerst einiges klären, bevor wir unsere Arbeit aufnehmen können. Wir ziehen uns jetzt in die Krankenstube zurück. Ich will auf gar keinen Fall gestört werden. Komm, Anna«, forderte er seine Famula auf und ging voran. Anna folgte ihm.
    Als sie beide in der Krankenstube Platz genommen und er die Tür geschlossen hatte, fing Aaron an. »So, Anna, jetzt ist es an der Zeit, dass du mir alles erzählst, damit ich deine ganze Geschichte kenne. Ich bitte dich, lass nichts aus und sag mir die volle Wahrheit, auch wenn es schmerzlich sein sollte. Danach werden wir besprechen, was mit dir in Zukunft geschehen wird.«
    Anna nickte bereitwillig. Dann fing sie an und berichtete Aaron, wie sie ins Kloster Heisterbach gelangt war und von ihrer Zeit beim Infirmarius Pater Urban. Schließlich erzählte sie unter Tränen von ihrer waghalsigen Flucht, den Geschehnissen im Dorf Ahrweiler und ihrer Angst um ihre Eltern.
    Aaron war währenddessen aufgestanden und schritt wie ein Löwe im Käfig hin und her, weil er so besser nachdenken konnte. Er ließ Anna frei von der Leber weg sprechen, weder unterbrach er sie noch stellte er Zwischenfragen oder trieb sie zur Eile an. Geduldig wartete er, bis Anna am Ende ihrer Geschichte angelangt war. Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen ihnen. Aaron ging immer noch hin und her und dachte nach.
    »Du hast eine Menge durchgemacht, Anna«, sagte er schließlich und legte tröstend eine Hand auf ihre Schulter. »Aber ich fürchte, du bist noch nicht am Ende deines Leidensweges angekommen. Dass der Erzbischof offensichtlich in deine Angelegenheiten verwickelt ist und das ungewisse Schicksal deiner Eltern verheißen nichts Gutes. Der Erzbischof gilt als sehr ehrgeiziger und mächtiger Mann, niemand möchte ihn zum Feind haben. Und wer ihn sich zum Feind macht, überlebt nicht lange, das beweist deine Geschichte. Mich wundert nur, dass er offenbar in dir eine Bedrohung sah, wenn er alles daransetzte, dich aus dem Weg zu räumen. Aber das können wir jetzt nicht klären. Oder hast du auch nur die geringste Ahnung, wie du ihm gefährlich werden könntest?«
    Er sah sie an.
    Anna zuckte hilflos mit den Achseln. »Ich habe mir darüber auch schon den Kopf zerbrochen, aber ich weiß es nicht.«
    »Pater Urban wusste es, da bin ich mir sicher, aber er ist tot und hat sein Geheimnis mit ins Grab genommen. Einzig und allein deine Eltern könnten dir sagen, was es damit auf sich hat.«
    »Ich glaube auch, dass sie mich nicht ohne triftigen Grund bei Pater Urban in Obhut gegeben haben. Wenn es nur um das Lesen und Schreiben gegangen wäre – das hätte mir mein Vater auch zeigen können.«
    »Gut. Bevor wir nicht wissen, was mit deinen Eltern geschehen ist, tappen wir in der Beziehung im Dunkeln. Da kommen wir vorerst nicht weiter. Was wir unternehmen werden, ist Folgendes … im Übrigen …«, unterbrach er seinen Gedankengang selbst, »… du bist ein freier Mensch, du kannst tun und lassen, was du willst, und brauchst meinem Ratschlag nicht Folge zu leisten, wenn du ihn nicht gut findest. Wir wollen hier in meinem Haus eine Regel aufstellen, die zwischen uns beiden gilt: Jeder kann sagen, was er will. Und den anderen kritisieren, wo er will. Ohne irgendwelche Nachteile befürchten zu müssen. Unter einer Bedingung: Alles, was gesagt wird, bleibt unter uns. Nichts dringt nach draußen. Sonst halten sie uns schnell für Ketzer. Es reicht schon, dass ich Jude bin. Bist du damit einverstanden?«
    »Ja«, antwortete Anna mit fester Stimme.
    Aaron fuhr fort: »Wir beide haben eine Abmachung, was deine Ausbildung betrifft. Daran hat sich nichts geändert und wird sich auch nichts ändern, denn ich stehe tief in deiner Schuld, und ich pflege meine Schulden zu bezahlen.«
    »Ich habe Euer Angebot – bei Euch zu wohnen und Euch bei Eurer Arbeit zu helfen – mit Freuden angenommen. Und ich will nach wie vor Eure gelehrige Schülerin sein. Nicht, weil mir nichts anderes übrig bliebe. Sondern weil ich bei keinem Menschen auf der Welt mehr lernen könnte.«
    Aaron lächelte und tätschelte Annas Schulter.
    »So, ich

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