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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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Trosses. Er passte sich dem gemächlichen Tempo an und überdachte die Ereignisse.
    Sein vorrangiges Ziel war nach wie vor, im Gefolge des Grafen unterzukommen. In rauen Zeiten wie diesen war ein gut ausgebildeter Ritter, der Pferd, Rüstzeug und Waffen mitbrachte, bei einem wohlhabenden Landesherrn sicher willkommen. Gero musste es nur geschickt anstellen.
    Sobald er etabliert war, wollte er seine zwei Kameraden finden, um eine Brieftaube an seinen Onkel loszuschicken. Die Nachricht, dass König Konrad auf Burg Landskron weilte, war zu wichtig, um sie Lutz oder Oswald zu übergeben. Außerdem würde es zwei oder drei Tagesritte brauchen, um den Erzbischof zu erreichen. Gero wollte um jeden Preis der Erste sein, von dem sein Onkel diese Nachricht erhielt. Das würde sein Ansehen bei seinem Onkel ungeheuer stärken, da war sich Gero sicher.
    Er stemmte sich in seine Steigbügel, um besser sehen zu können, was an der Spitze des Zuges vor sich ging. Der Zug hatte das nordöstliche Stadttor von Oppenheim passiert, und Gero bemerkte, dass der größte Teil des Trosses nicht den Serpentinenweg zur Burg hinaufzog, sondern nach rechts abbog. Nur der König, Graf Georg von Landskron und dessen blaugewandeter Begleiter schlugen den Weg zur Burg ein, begleitet von drei Soldaten mit Hellebarden. Fanfarenbläser, Leibwache, Fußsoldaten und die zahlreichen Fuhrwerke steuerten auf eine große, von Wald umrandete Wiese zu.
    Auf der weitflächigen Ebene weit unterhalb der Burg fanden für gewöhnlich die Turniere und Festlichkeiten statt, die der Graf von Landskron alljährlich veranstaltete. Vieles war schon vorbereitet oder wurde soeben aufgebaut: eine große Koppel für die Zug- und Reitpferde, Zelte für die Mannschaften, Feuerstellen für die Essenszubereitung. Die ankommenden Fuhrwerke wurden eingewiesen und abgeladen, sie enthielten noch mehr Zelte, Waffen und alles, was für die Bequemlichkeit in den Zelten erforderlich war.
    Gero ritt näher und sah sich das muntere Treiben an. Einige Soldaten des Königs gesellten sich mit ihren Bogenausrüstungen zu den gräflichen Bogenschützen, die an ihren rot-goldenen Waffenröcken zu erkennen waren und sich im Schießen übten. Sie hatten in hundert Fuß Entfernung zwei Strohpuppen aufgestellt, mit einer Zielscheibe auf der Brust und einem Helm auf dem Kopf. Die Schützen steckten ihre Pfeile vor sich in den Boden und versuchten so schnell wie möglich fünf Pfeile hintereinander abzufeuern. Ein Hauptmann mit Halbharnisch überwachte das Geschehen, kritisierte, lobte und korrigierte gelegentlich Schusshaltung und Bogentechnik.
    Gero verstand etwas vom Bogenschießen, ja, er hielt sich sogar für einen ausgezeichneten Schützen. Vielleicht war dies die Gelegenheit, sich in die Burgbesatzung zu bringen, wenn er bei einem, der etwas zu sagen hatte, wie dem Burghauptmann, einen guten Eindruck machte.
    Jetzt forderten die königlichen Soldaten die Männer des Grafen zu einem kleinen Wettstreit heraus. Während Gero absaß, sein Pferd an einen Pflock band, die hinderliche Überkleidung ab- und Armschiene sowie ledernen Fingerschutz anlegte, die er in der Satteltasche mit sich führte, befahl der Hauptmann, die beiden Zielpuppen noch ein paar Schritte weiter weg aufzustellen, so dass sie jetzt gut hundertdreißig Fuß von den Schützen entfernt waren. Eine der Strohpuppen diente den gräflichen, die andere den königlichen Bogenschützen als Ziel. Jeweils fünf Mann wurden ausgewählt, die ihre Mannschaft vertreten sollten.
    Mit seinem Langbogen samt Pfeilen schlenderte Gero an den Kampfplatz heran.
    Derweil hob der Hauptmann als Zeichen für die Schützen die Hand und wartete, bis die ersten beiden die Pfeile eingelegt und die Sehnen ihrer Bögen gespannt hatten. Die Schützen nahmen die Vogelscheuchen ins Visier. Als die Hand des Hauptmanns nach unten fiel und er »Jetzt!« rief, schnellten die Pfeile von den Sehnen. Blitzschnell hintereinander wurden alle Pfeile abgeschossen, bis der nächste Schütze an der Reihe war. Jeder Schütze gab sein Bestes, doch nicht jeder Pfeil traf das Ziel. Einige flogen hoch über die Vogelscheuchen hinaus oder fielen kurz davor zu Boden, was großes Gelächter und höhnische Kommentare bei der gegnerischen Mannschaft auslöste.
    Als alle Pfeile abgeschossen waren, hatten die königlichen Schützen weit besser und öfter ihr Ziel getroffen.
    Gero hatte aufmerksam zugesehen und in aller Seelenruhe zehn Pfeile vor sich in den Boden gesteckt. Nun fing er

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