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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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ihn verlegen an seinem roten Umhang und überreichte ihm die Kornblume mit einem Knicks.
    In diesem Moment wäre Anna vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Aber sie konnte den Blick nicht von dem Mädchen und Chassim abwenden, der die Kleine jetzt etwas fragte. Das Mädchen drehte sich um und zeigte direkt auf Anna, die sich sofort nach hinten bewegte und versuchte, sich in der zweiten Reihe zu verstecken. Aber Chassim hatte sie genau gesehen, das spürte sie. Er bedankte sich bei dem kleinen Mädchen, indem er vor ihm in die Knie ging und ihm über den Kopf streichelte, steckte die Kornblume in ein Knopfloch seines Wamses, schickte die Kleine mit einem leichten Klaps auf die Schulter zurück und wandte sich wieder dem König zu.
    Die drei hohen Herren stiegen auf ihre Pferde, und die Fanfarenbläser hoben auf ein Kommando ihre Instrumente hoch und schmetterten das Signal zum Aufbruch. Zu dritt nebeneinander, der immer noch jubelnden Menge huldvoll zuwinkend, ritten sie durch die Gasse in Richtung Burg davon. Anna bemerkte, dass Chassim noch einen Blick zurück über die Schulter warf. Ob er versuchte, die Fremde noch einmal zu sehen, die ihm ein Mädchen mit einer Kornblume geschickt hatte? Nein, das war wohl Zufall, schalt sie sich selbst.
    Die berittenen Fanfarenbläser folgten, dann schlossen sich die Uniformierten an, die Leibwache des Königs.
    Anna war heilfroh, dass Aaron von dem ganzen Vorfall nichts mitbekommen hatte. Aber wo steckte er bloß?
    In diesem Augenblick kamen die Wagen des Königs herangerattert, gezogen von kräftigen Pferden und gefahren von laut rufenden Kutschern, die Peitschen schwangen und knallen ließen, um ihre Zugtiere anzutreiben und der Menge zu verdeutlichen, noch Platz zu lassen für die Nachhut des königlichen Trosses.
    Anna sah sich wieder suchend um und entdeckte Aaron auf der anderen Seite des durchziehenden Trosses. Er winkte ihr und zeigte auf eine Seitengasse, wohin er sich anscheinend durchdrängen wollte. Trotz der zahlreichen Wagen, die immer noch aufeinanderfolgten, löste sich die Zuschauermenge allmählich auf. Anna gelang es jedoch noch nicht, den Platz zu überqueren, solange der schier endlos erscheinende Lindwurm von Wagen und Reitern über den Marktplatz zog.
    Endlich war der letzte Wagen an Anna vorbeigerattert. Etliche Kinder mit Rotznasen und schmutzigen nackten Füßen rannten johlend hinter ihm her. Anna überquerte den Platz. Als sie fast auf der anderen Seite bei Aaron angelangt war, sah sie im Augenwinkel einen Schatten rasend schnell von links auf sich zukommen und vernahm lautes Schnauben und klappernde Pferdehufe. Es war ein Ritter auf seinem Ross, der rücksichtslos versuchte, den Anschluss an den königlichen Tross zu finden und »Weg da!« brüllte. Anna reagierte einen Wimpernschlag zu spät auf den Zuruf, wurde von der Flanke des vorbeigaloppierenden Pferdes an der Schulter erwischt und landete unsanft auf dem Boden. Aber noch im Fallen hatte sie die herrische Stimme und die hünenhafte Gestalt mit den roten, lockigen Haaren erkannt, trotz des Bartes im Gesicht.
    Da drehte sich der Ritter kurz um und bedachte sie mit einem zornigen Blick. »Kannst du nicht aufpassen, dummes Weibsbild?!«, schrie er ihr noch nach und war auch schon verschwunden.
    Anna blieb länger liegen als nötig, sie war nicht schlimm verletzt, ihr tat nur die Schulter weh, und sie hatte ein paar Schrammen abbekommen. Jetzt hat dich das Böse doch noch eingeholt!, dachte sie im ersten Schock.
    Gero von Hochstaden war nach Oppenheim gekommen.
    Was suchte er hier?
    Sie etwa?
    Nein, das konnte nicht sein. Für ihn war sie tot, ertrunken als Bruder Marian.
    Aaron eilte schon herbei und half ihr auf. »Bist du in Ordnung?«, fragte er besorgt.
    Anna spürte, dass sie zu zittern anfing, aber sie konnte nichts dagegen tun. Mit fahriger Hand überprüfte sie, ob die Kapuze noch auf ihrem Kopf saß. Ja, Gott sei Dank. Dann konnte er sie nicht erkannt haben, oder? Sie hoffte es inständig.
    »Ich denke schon«, kam endlich ihre Antwort.
    »Tut dir etwas weh?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Es war meine Schuld. Ich war in Gedanken.«
    »Komm. Für heute habe ich genug«, sagte Aaron, und zusammen machten sie sich auf den Heimweg. Dass sie den jungen Grafen Hochstaden wiedergesehen hatte, erwähnte Anna mit keinem Wort.

XI
    G ero ritt, was sein Pferd hergab. An rennenden Kindern, marschierenden Fußsoldaten, Rittern und Wagen vorbei, fand er endlich Anschluss an das Ende des

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