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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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unstatthaften, aber heftigen Impuls, von einem solchen Jüngling geküsst zu werden? Ihr wurde bei diesem Gedanken ganz heiß am Leib und wirr im Kopf. Verstohlen schielte sie zu Aaron hinüber, dem normalerweise keine Seelenregung bei Anna entging, ob dieser vielleicht bemerkt hatte, dass ihr die Röte ins Gesicht geschossen war. Aber die Aufmerksamkeit des Medicus war ganz von der eindrucksvollen Zeremonie gefesselt, die sich vor ihren Augen abspielte. Mit aller Macht versuchte sie, auf andere Gedanken zu kommen. Zum ersten Mal in ihrem Leben verstand sie, was die Mönche meinten, wenn sie von Versuchung sprachen und sich nachts in ihren Zellen selbst auspeitschten, um für ihre unreinen Begehrlichkeiten zu büßen und ihnen vorzubeugen.
    Ein kurzer versehentlicher Stoß von dem Ellenbogen eines Schaulustigen, der nach vorne drängte, zerriss endlich Annas Gedankenkette und brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Donnernder Hufschlag dröhnte durch die Gassen, und zwei Vorreiter kamen herangesprengt.
    Eines der kleinen Blumenmädchen, das verschüchtert mit seinem Korb vor Anna stand, wich dabei ängstlich zurück und drückte sich in blindem Vertrauen an Anna, die beruhigend und beschützend ihre Arme um das Mädchen legte.
    Die zwei Vorreiter waren in gelbe Tuniken gehüllt, trugen ihre knatternden Fahnen, die mit dem Wappen der Staufer verziert waren, und blieben vor dem Grafen, Chassim und den Honoratioren der Stadt stehen. Über die Pferderücken waren reich bestickte Schabracken gebreitet, und die goldfarbenen Troddeln und Fransen am Zaumzeug glitzerten im Sonnenlicht.
    Die Anspannung unter den Zuschauern war jetzt nicht mehr zu überbieten.
    Plötzlich stiegen Graf Georg von Landskron und Chassim von ihren Pferden, und die Würdenträger der Stadt zogen ihre Hüte und verneigten sich. Denn aus der Gasse, die vom Gautor zum Marktplatz führte, erschien ein gewaltiges Ross, das den Jüngling, der auf ihm saß, noch schmächtiger und zerbrechlicher wirken ließ, als er es ohnehin schon war. König Konrad IV. war erst vierzehn Jahre alt und noch ein Knabe, aber er tat alles, um dies durch Haltung und Mienenspiel vergessen zu machen. Ihm folgten zwanzig schwerbewaffnete Reiter in den Stauferfarben Schwarz und Gold. Der König blickte ernst und würdevoll über die Menge und dann auf den Grafen von Landskron, der wie Chassim ein Knie beugte und sich tief verneigte. Bis auf das Tänzeln und Schnauben einiger nervöser Pferde war einen Augenblick lang kein Laut zu hören. Ein Reiter sprang vom Pferd, kam herangeeilt und hielt Zaumzeug und Steigbügel des königlichen Schimmels, so dass Konrad absteigen konnte. Er ging auf den Grafen zu, lächelte und fasste ihn an den Schultern, bis dieser aufstand, und dann umarmte er ihn freundschaftlich und herzlich.
    Diese Geste brach den Bann. Hochrufe ertönten aus der Zuschauermenge, die in allgemeine Jubelrufe übergingen und über den ganzen Platz brandeten. Leutselig winkte der knabenhafte König in das weite Rund, ein erneutes Lächeln schlich sich angesichts der offensichtlichen Zuneigung der Bevölkerung in seine weichen Züge.
    Was für eine übermenschliche Aufgabe für diesen kleinen Jungen!, dachte Anna und hatte plötzlich Mitleid mit ihm. Sie sah eine letzte Kornblume im Korb des Blumenmädchens, das sich noch immer schutzsuchend an sie drückte. Aller Aufmerksamkeit war auf den König und die Begrüßungszeremonie gerichtet, auch Aaron war völlig in den Bann gezogen. Anna ging in die Knie, griff in den Korb des Mädchens, nahm die Kornblume und flüsterte ihm dabei ins Ohr: »Bring die Blume dem König! Hier hast du dafür einen Pfennig!«
    Sie drückte dem Mädchen, das vielleicht fünf Jahre alt sein mochte, die Kornblume in die eine und den Pfennig in die andere Hand. In der weißen Tunika und mit dem ins flachsfarbene Haar geflochten Blumenkranz sah das Mädchen aus wie ein kleiner Engel.
    Anna schaute wieder hoch. Gerade stellte der Graf Chassim dem König vor, der ihn umarmte wie den Grafen. Dann grüßte der König die Würdenträger der Stadt, indem er sie mit beiden Händen wieder zu einer aufrechten Haltung aufforderte.
    Niemand hatte auf das kleine Blumenmädchen geachtet, das nach kurzer Überlegung geradewegs auf den König, Chassim und den Grafen zumarschierte, die reihum in die Menge winkten. Doch zu Annas Entsetzen ging das Mädchen nicht etwa auf den jungen König, sondern schnurstracks auf Chassim zu, den es wohl für den König hielt, zupfte

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